Kurzer Abriss der nöthigsten Grundbegriffe der
Newtonischen Weltwissenschaft, die zu dem Verstande des nachfolgenden erfordert
werden
Abriss einer allgemeinen systematischen Verfassung
unter den Fixsternen, aus den Phänomenis der Milchstrasse hergeleitet.
Ähnlichkeit dieses Fixsternensystems mit dem Systeme der Planeten. Endeckung
vieler solcher Systeme, die sich in der Weite des Himmels in Gestalt
elliptischer Figuren zeigen. Neuer Begriff von der systematischen Verfassung
der ganzen Schöpfung.
Beschluss. Wahrscheinliche Vermuthung mehrerer
Planeten über dem Saturn aus dem Gesetze, nach welchem die Excentricität der
Planeten mit den Entfernungen zunimmt.
Gründe für die Lehrverfassung eines mechanischen
Ursprungs der Welt. Gegengründe. Einziger Begriff unter allen möglichen, beiden
genug zu thun. Erster Zustand der Natur. Zerstreuung der Elemente allere
Materie durch den ganzen Weltraum. Erste Regung durch die Anziehung. Anfang der
Bildung eines Körpers in dem Punkte der stärksten Attraction. Allgemeine
Senkung der Elemente gegen diesen Centralkörper. Zurückstossungskraft der
feinsten Theile, darin die Materie aufgelöset worden. Veränderte Richtung der
sinkenden Bewegung durch die Verbindung dieser Kraft mit der erstern. Einförmig
Richtung aller dieser Bewegungen nach ebenderselben Gegend. Bestrebung aller
Partikeln, sich zu einer gemeinschaftlichen Fläche zu bringen und daselbst zu
häufen. Mässigung der Geschwindigkeit ihrer Bewegung zu einem Gleichgewichte
mit der Schwere des Abstandes ihres Orts. Freier Umlauf aller Theilchen um den
Centralkörper in Zirkelkreisen. Bildung der Planeten aus diesen bewegten
Elementen. Freie Bewegung der daraus zusammengesetzten Planeten in gleicher
Richtung in gemeinschaftlichem Plane nahe beim Mittlepunkte beinahe in
Cirkelkreisen und weiter von demselben mit zunehmenden Graden der
Excentricität.
Handelt von der verschiedenen Dichtigkeit der
Planeten und dem Verhältnisse ihrer Massen. Ursache, woher die nahen Planeten
dichterer Art sind, als die entfernten. Unzulänglichkeit der Erkärung des
Newton. Woher der Centralkörper leichterer Art ist, als die nächst um ihn
laufende Kugeln. Verhältniss der Massen der Planeten nach der Proportion der
Entfernungen. Ursache aus der Art der Erzeugung, woher der Centralkörper die
grösste Masse hat. Ausrechnung der Dünnigkeit, in welcher all Elemente der
Weltmaterie zerstreuet gewesen. Wahrscheinlichkeit und Nothwendigkeit dieser
Verdünnung. Wichtiger Beweis der Art der Erzeugung der Himmelskörper aus einer
merkwürdigen Analogie des Herrn de Buffon.
Von der Excentricität der Planetenkreise und dem
Ursprunge der Kometen. Die Excentricität nimmt gradweise mit den Entfernungen
von der Sonne zu. Ursache diese Gesetzes aus der Kosmogonie. Woher die
Kometenkreise von dem Plane der Elliptik frei ausschweifen. Beweis, dass die
Kometen aus der leichtesten Gattung des Stoffes gebildet seien. Beiläufige
Anmerkung von dem Nordscheine.
Von dem Ursprunge der Monde und den Bewegungen der
Planeten um die Achse. Der Stoff zu Erzeugung der Monde war in der Sphäre,
daraus der Planet die Theile zu seiner eignen Bildung sammlete, enthalten. Ursache
der Bewegung dieser Monde mit allen Bestimmungen. Woher nur die grossen
Planeten Monde haben. Von der Achsendrehung der Planeten. Ob der Mond ehedem
eine schnellere gehabt habe? Ob die Geschwindigkeit der Umwälzung der Erde sich
vermindere? Von der Stellung der Achse der Planeten gegen den Plan ihrer
Kreise. Verrückung ihrer Achse.
Von dem Ursprunge des Saturnusringes und der
Berechnung seiner täglichen Umdrehung aus den Verhältnissen desselben. Erster
Zustand des Saturns mit der Beschaffenheit eines Kometen verglichen. Bildung
eines Ringes aus den Theilchen seiner Atmosphäre vermittelst der von seinem
Umschwunge eingedrückten Bewegungen. Bestimmung der Zeit seiner Achsendrehung
nach dieser Hypothese. Betrachtung der Figur des Saturns. Von der
sphäroidischen Abplattung der Himmelskörper überhaput. Näherere Bestimmung der
Beschaffenheit dieses Ringes. Wahrscheinliche Vermuthung neuer Endeckungen. Ob
die Erde vor der Sündfluth nicht einen Ring gehabt habe?
Von dem Zokiakallichte.
Von der Schöpfung im ganzen Umfange ihrer
Unendlichkeit sowohl dem Raume als der Zeit nach. Ursprung eines grossen
Systems der Fixsterne. Centralkörper im Mittelpunkte des Sternensystems.
Unendlichkeit der Schöpfung. Allgemeine systematische Beziehung in ihrem ganzen
Inbegriffe. Centralkörper der ganzen Natur. Successive Fortsetzung der
Schöpfung in aller Unendlichkeit der Zeiten und Räume durch unaufhörliche
Bildung neuer Welten. Betrachtung über das Chaos der ungebildeten Natur.
Allmählicher Verfall und Untergang des Weltbaues. Wohlanständigkeit eines
sochen Begriffes. Wiedererneuerung der verfallenen Natur.
Allgemeine Theorie und Geschichte der Sonne
überhaupt. Woher der Centralkörper eines Weltbaues ein feuriger Körper ist.
Nähere Betrachtung seiner Natur. Gedanken von den Veränderungen der ihn
umgebenden Luft. Erlöschung der Sonnen. Naher Anblick ihrer Gestalt. Meinung
des Herrn Wright von dem Mittelpunkte der ganzen Natur. Verbesserung derselben.
Allgemeiner Beweis von der Richtigkeit einer
mechanischen Lehrverfassung der Einrichtung des Weltbaues überhaupt,
insonderheit von der Gewissheit der gegenwärtigen. Die wesentlich Fähigkeit der
Naturen der Dinge, sich von selber zur Ordnung und Vollkommenheit zu erheben,
ist der schönste Beweis des Daseins Gottes. Vertheidigung gegen den Vorwurf des
Naturalismus.
Die Verfassung des Weltbaues ist einfach und nicht
über die Kräfte der Natur gesetzt. Analogien, die den mechanischen Ursprung der
Welt mit Gewissheit bewähren. Eben dasselbe aus den Abweichungen bewiesen. Die
Anführung einter unmittelbaren göttlichen Anordnung thut diesen Fragen kein
Gnüge. Schwierigkeit, die den Newton bewog, den mechanischen Lehrbegriff
aufzugeben. Auflösung dieser Schwierigkeit. Das vorgetragene System ist das
einzige Mittel unter allen möglichen, beiderseitigen Gründen ein Gnüge zu
leisten. Wird ferner durch das Verhältniss der Dichtigkeit der Planeten, ihrer
Massen, der Zwischenräume ihres Abstandes und den stufenartigen Zusammenhang
ihrer Bestimmungen erwiesen. Die Bewegungsgründe der Wahl Gottes bestimmen
diese Umstände nicht unmittelbar. Rechtfertigung in Ansehung der Religion.
Schwierigkeiten, die sich bei einer Lehrverfassung von der unmittelbaren
göttlichen Anordnung hervorthun.
Enthält eine Vergleichung zwischen den Einwohnern
der Gestirne.
Ob alle Planeten bewohnt seien? Ursache daran zu
zweifeln. Grund der physischen Verhältnisse zwischen den Bewohnern
verschiedener Planeten. Betrachung des Menschen. Ursachen der Unvollkommenheit
seiner Natur. Natürliches Verhältniss der körperlichen Eigenschaften der
belebten Creaturen nach ihrem verschiedenen Abstande von der Sonne. Folgen
dieses Verhältnisses auf ihre geistige Fähigkeiten. Vergleichung der denkenden
Naturen auf verschiedenen Himmelskörpern. Bestätigung aus gewissen Umständen
ihrer Wohnplätze. Fernerer Beweis aus den Anstalten der göttlichen Vorsehung,
die zu ihrem Besten gemacht sind. Kurze Ausschweifung.
Die Begebenheiten des Menschen in dem künftigen Leben.
Dem
Allerdurchlauchtigsten, Grossmächtigsten Könige und Herrn,
Herrn
Friederich,
Könige von Preussen,
Markgrafen zu Brandenburg,
des H. R. Reichs Erzkämmerer und Kurfürsten,
Souverainen und obersten Herzoge von Schlesien, etc. etc.
Meinem Allergnädigsten Könige und Herrn.
Allerdurchlauchtigster,
Grossmächtigster König, Allergnädigster König und Herr!
Die Empfindung der eigenen Unwürdigkeit und der
Glanz des Thrones können meine Blödigkeit nich so kleinmüthig machen, als die
Gnade, die der allerhuldreichste Monarch über all seine Unterthanen mit
gleicher Grossmuth verbreitet, mir Hoffnung einflösst: dass die Kuhnheit, der
ich mich unterwinde, nicht mit ungnädigen Augen werde angesehen werden. Ich
lege hiemit in allerunterthänigster Ehrfurcht eine der geringsten Proben
desjenigen Eifers zu den Füssen Ew. Königl. Majestät, womit Höchst Dero
Akademien durch die Aufmunterung und den Schutz ihres erleuchteten Souverains
zur Nacheiferung anderer Nationen in den Wissenschaften angetrieben werden. Wie
beglückt würde ich sein, wenn es gegenwärtigem Versuche gelingen möchte, den
Bemühungen, womit der niedrigste und ehrfurchtsvollste Unterthan unausgesetzt
bestrebt ist, sich dem Nutzen seines Vaterlandes einigermassen brauchbar zu
machen, das allerhöchste Wohlgefallen seines Monarchen zu erwerben. Ich
ersterbe in tiefster Devotion,
Ew. Königl. Majestät
allerunterthänigster Knecht,
der Verfasser
Königsberg
den 14. März 1755
Ich habe einen Vorwurf gewählt, welcher sowohl von
Seiten seiner innern Schwierigkeit, als auch in Ansehung der Religion einen
grossen Theil der Leser gleich anfänglich mit einem nachtheiligen Vorurtheile
einzunehmen vermögend ist. Das Systematische, welches die grossen Glieder der
Schöpfung in dem ganzen Umfange der Unendlichkeit verbindet, zu entdecken, die
Bildung der Weltkörper selber und den Ursprung ihrer Bewegungen aus dem ersten
Zustande der Natur durch mechanische Gesetze herzuleiten: solche Einsichten
scheinen sehr weit die Kräfte der menschlichen Vernunft zu überschreiten. Von
der andern Seite droht die Religion mit einer feierlichen Anklage über die
Verwegenheit, da man der sich selbst überlassenen Natur solche Folgen
beizumessen sich erkühnen darf, darin man mit Recht die unmittelbare Hand des
höchsten Wesens gewahr wird, und besorgt in dem Vorwitz solcher Betrachtungen
eine Schutzrede des Gottesleugners anzutreffen. Ich sehe alle diese Schwierigkeiten
wohl und werde doch nicht kleinmüthig. Ich empfinde die ganze Stärke der Hindernisse,
die sich entgegen setzen, und verzage doch nicht. Ich habe auf eine geringe
Vermuthung eine gefährliche Reise gewagt und erblicke schon die Vorgebürge
neuer Länder. Diejenigen, welche die Herzhaftigkeit haben die Untersuchung
fortzusetzen, werden sie betreten und das Vergnügen haben, selbige mit ihrem
Namen zu bezeichnen.
Ich habe nicht eher den Anschlag auf diese
Unternehmung gefasst, als bis ich mich in Ansehung der Pflichten der Religion
in Sicherheit gesehen habe. Mein Eifer ist verdoppelt worden, als ich bei jedem
Schritte die Nebel sich zerstreuen sah, welche hinter ihrer Dunkelheit
Ungeheuer zu verbergen schienen und nach deren Zertheilung die Herrlichkeit des
höchsten Wesens mit dem lebhaftesten Glanze hervorbrach. Da ich diese Bemühungen
von aller Sträflichkeit frei weiss, so will ich getreulich anführen, was
wohlgesinnte oder auch schwache Gemüther in meinem Plane anstössig finden
können, und bin bereit es der Strenge des rechtgläubigen Areopagus mit einer
Freimüthigkeit zu unterwerfen, die das Merkmaal einer redlichen Gesinnung ist.
Der Sachwalter des Glauben mag demnach zuerst seine Gründe hören lassen.
Wenn der Weltbau mit aller Ordnung und Schönheit
nur eine Wirkung der ihren allgemeinen Bewegungsgesetzen überlassenen Materie
ist, wenn die blinde Mechanik der Naturkräfte sich aus dem Chaos so herrlich zu
entwickeln weiss und zu solcher Vollkommenheit von selber gelangt: so ist der
Beweis des göttlichen Urhebers, den man aus dem Anblicke der Schönheit des
Weltgebäudes zieht, völlig entkräfatet, die Natur ist sich selbst genugsam, die
göttliche Regierung ist unnöthig, Epikur lebt mitten im Christenthume wieder
auf, und eine unheilige Weltweisheit tritt den Glauben unter die Füsse, welcher
ihr ein helles Licht darreicht, sie zu erleuchten.
Wenn ich diesen Vorwurf gegründet fände, so ist
die Überzeugung, die ich von der Unfehlbarkeit göttlicher Wahrheiten habe, bei
mir so vermögend, dass ich alles, was ihnen widerspricht, durch sie für gnugsam
widerlegt halten und verwerfen würde. Allein eben die Übereinstimmung, die ich
zwischen meinem System und der Religion antreffe, erhebt meine Zuversicht in
Ansehung aller Schwierigkeiten zu einer unerschrockenen Gelassenheit.
Ich erkenne den ganzen Werth derjenigen Beweise,
die man aus der Schönheit und vollkommenen Anordnung des Weltbaues zur
Bestätigung eines höchstweisen Urhebers zieht. Wenn man nicht aller Überzeugung
muthwillig widerstrebt, so muss man so unwidersprechlichen Gründen gewonnen
geben. Allein ich behaupte: dass die Vertheidiger der Religion dadurch, dass
sie sich dieser Gründe auf eine schlechte Art bedienen, den Streit mit den
Naturalisten verewigen, indem sie ohne Noth denselben eine schwache Seite
darbieten.
Man ist gewohnt die Übereinstimmungen, die
Schönheit, die Zwecke und eine vollkommene Beziehung der Mittel auf dieselbe in
der Natur zu bemerken und herauszustreichen. Allein indem man die Natur von
dieser Seite erhebt, so sucht man sie andererseits wiederum zu verringern.
Diese Wohlgereimheit, sagt man, ist ihr fremd, sie würde, ihren allgemeinen
Gesetzen überlassen, nichts als Unordnung zuwege bringen. Die Übereinstimmungen
zeigen eine fremde Hand, die eine von aller Regelmässigkeit verlassene Materie
in einen weisen Plan zu zwingen gewusst hat. Allein ich antworte: wenn die allgemeinen
Wirkungsgesetze der Materie gleichfalls eine Folge aus dem höchste Entwurfe
sind, so können sie vermuthlich keine andere Bestimmungen haben, als die den
Plan von selber zu erfüllen trachten, den die höchste Weisheit sich vorgesetzt
hat; oder wenn dieses nicht ist, sollte man nicht in Versuchung gerathen zu
glauben, dass wenigstens die Materie und ihre allgemeine Gesetze unabhängig
wären, und dass die höchstweise Gewalt, die sich ihrer so rühmlichst zu
bedienen gewusst hat, zwar gross, aber doch nicht unendlich, zwar mächtig, aber
doch nicht allgenugsam sei?
Der Vertheidiger der Religion besorgt: dass
diejenigen Übereinstimmungen, die sich aus einem natürlichen Hang der Materie
erklären lassen, die Unabhängigkeit der Natur von der göttlichen Vorsehung
beweisen dürften. Er gesteht es nicht undeutlich: dass, wenn man zu aller
Ordnung des Weltbaues natürliche Gründe entdecken kann, die dieselbe aus den
allgemeinsten und wesentlichen Eigneschaften der Materie zu Stande bringen
können, so sei es unnöthig sich auf eine oberste Regierung zu berufen. Der
Naturalist findet seine Rechnung dabei, diese Voraussetzung nicht zu
bestreiten. Er treibt aber Beispiele auf, die die Fruchtbarkeit der allgemeinen
Naturgesetze an vollkommen schönen Folgen beweisen, und bringt den
Rechtgläubigen durch solche Gründe in gefahr, welche in dessen Händen zu
unüberwindlichen Waffen werden könnten. Ich will Beispiele anführen. Man hat
schon mehrmals es als eine der deutlichsten Proben einer gütigen Vorsorge, die
für die Menschen wacht, angeführt: dass in dem heissesten Erdstriche die
Seewinde gerade zu einer solchen Zeit, da das erhitzte Erdreich am meisten
ihrer Abkühlung bedarf, gleichsam gerufen über das Land streichen und es
erquicken. Z. E. In der Insel Jamaica, so bald die Sonne so hoch gekommen ist,
dass sie die empfindlichste Hitze auf das Erdreich wirft, gleich nach 9 Uhr
Vormittags, fängt sich an aus dem Meer ein Wind zu erheben, der von allen
Seiten über das Land weht; seine Stärke nimmt nach dem Masse zu, als die Höhe der
Sonne zunimmt. Um 1 Uhr Nachmittages, da es natürlicher Weise am heissesten
ist, ist er am heftigsten und lässt wieder mit der Erniedrigung der Sonne
allmählig nach, so dass gegen Abend eben die Stille als beim Aufgange herrscht.
Ohne diese erwünschte Einrichtung würde diese Insel unbewohnbar sein. Eben
diese Wohlthat geniessen all Küsten der Länder, die im heissen Erdstriche
liegen. Ihnen ist es auch am nöthigsten, weil sie, da sie die niedrigsten
Gegenden des trockenen Landes sind, auch die grosste Hitze erleiden; denn die
höher im Lande befindliche Gegenden, dahin dieser Seewind nicht reicht, sind
seiner auch weniger benöthigt, weil ihre höhere Lage sie in eine kühlere
Luftgegend versetzt. Ist dieses nicht alles schön, sind es nicht sichtbare
Zwecke, die durch klüglich angewandte Mittel bewirkt worden? Allein zum
Widerspiel muss der Naturalist die natürlichen Ursachen davon in den
allgemeinsten Eigenschaften der Luft antreffen, ohne besondere Veranstaltungen
deswegen vermuthen zu dürfen. Er bemerkt mit Recht, dass diese Seewinde solche
periodische Bewegungen anstellen müssen, wenn gleich kein Mensch auf solcher
Insel lebte, und zwar durch keine andere Eigenschaft, als die der Luft auch
ohne Absicht auf diesen Zweck bloss zum Wachsthum der Pflanzen unentbehrlich
vonnöthen ist, nämlich durch ihre Elasticität und Schwere. Die Hitze der Sonne
hebt das Gleichgewicht der Luft auf, indem sie diejenige verdünnt, die über dem
Lande ist, und dadurch die kühlere Meersluft veranlasst, sie aus ihrer Stelle
zu heben und ihren Platz einzunehmen.
Was für einen Nutzen haben nicht die Winde
überhaupt zum Vortheile der Erdkugel, und was für einen Gebrauch macht nicht
der Menschen Scharfsinnigkeit aus denselben! Indessen waren keine andere
Einrichtungen nöthig, sie hervorzubringen, als dieselbe allgemeine
Beschaffenheit der Luft und Wärme, welche auch unangesehen dieser Zwecke auf
der Erde befindlich sein müssten.
Gebt ihr es, sagt allhier der Freigeist, zu, dass,
wenn man nützliche und auf Zwecke abzielende Verfassungen aus den allgemeinsten
und einfachsten Naturgesetzen herleiten kann, man keine besondere Regierung
einer obersten Weisheit nöthig habe: so sehet hier Beweise, die euch auf eurem
eigenen Geständnisse ertappen werden. Die ganze Natur, vornehmlich die
unorganisirte, ist voll von solchen Beweisen, die zu erkennen geben, dass die
sich selbst durch die Mechanik ihrer Kräfte bestimmende Materie eine gewisse
Rightigkeit in ihren Folgen habe und den Regeln der Wohlanständigkeit
ungezwungen genug thue. Wenn ein Wohlgesinnter, die gute Sache der Religion zu
retten, diese Fähigkeit der allgemeinen Naturgesetze bestreiten will, so wird
er sich selbst in Verlegenheit setzen und dem Unglauben durch eine schlechte
Vertheidigung Anlass zu triumphiren geben.
Allein lasst uns sehen, wie diese Gründe, die man
in den Händen der Gegner als schädich befürchtet, vielmehr kräftige Waffen
sind, sie zu bestreiten. Die nach ihren allgemeinsten Gesetzen sich bestimmende
Materie bringt durch ihr natürliches Betragen, oder, wenn man es so nennen
will, durch eine blinde Mechanik anständige Folgen hervor, die der Entwurf
einer höchsten Weisheit zu sein scheinen. Luft, Wasser, Wärme erzeugen, wenn
man sie sich selbst überlassen betrachtet, Winde und Woken, Regen, Ströme,
welche die Länder befeuchten, und alle die nützliche Folgen, ohne welche die
Natur traurig, öde und unfruchtbar bleiben müsste. Sie bringen aber diese
Folgen nicht durch ein blosses Ungefähr, oder durch einen Zufall, der eben so
leicht nachtheilig hätte ausfallen können, hervor, sondern man sieht: dass sie
durch ihre natürliche Gesetze eingeschränkt sind auf keine andere als diese
Weise zu wirken. Was soll man von dieser Übereinstimmung denn gedenken? Wie
wäre es wohl möglich, dass Dinge von verschiedenen Naturen in Verbindung mit einander
so vortreffliche Übereinstimmungen und Schönheiten zu bewirken trachten
sollten, sogar zu Zwecken solcher Dinge, die sich gewissermassen ausser dem
Umfange der todten Materie befinden, nämlich zum Nutzen der Menschen und
Thiere, wenn sie nicht einen gemeinschaftlichen Ursprung erkennten, nämlich
einen unendlichen Verstand, in welchem aller Dinge wesentliche Beschaffenheiten
beziehend entworfen worden? Wenn ihre Naturen für sich und unabhängig
nothwendig wären, was für ein erstaunliches Ungefähr, oder vielmehr was für
eine Unmöglichkeit würde es nicht sein, dass sie mit ihren natürlichen
Bestrebungen sich gerade so zusammen passen sollten, als eine überlegte kluge
Wahl sie hätte vereinbaren können.
Nunmehr mache ich getrost die Anwendung auf mein
gegenwärtiges Unterfangen. Ich nehme die Materie aller Welt in einer
allgemeinen Zerstreuung an und mache aus derselben ein vollkommenes Chaos. Ich
sehe nach den ausgemachten Gesetzen der Attraction den Stoff sich bilden und
durch die Zurückstossung ihre Bewegung modificiren. Ich geniesse das Vergnügen
ohne Beihülfe willkürlicher Dichtungen unter der Veranlassung ausgemachter
Bewegungsgesetze sich ein wohlgeordnetes Ganze erzeugen zu sehen, welches
demjenigen Weltsystem so ähnlich sieht, das wir vor Augen haben, dass ich mich
nicht entbrechen kann es für dasselbe zu halten. Diese unerwartete Auswickelung
der Ordnung der Natur im Grossen wird mir anfänglich verdächtig, da sie auf so
schlechtem und einfachem Grunde eine so zusammengesetzte Richtigkeit gründet. Ich
belehre mich endlich aus der vorher angezeigten Betrachtung: dass eine solche
Auswickelung der Natur nicht etwas Unerhörtes an ihr ist, sondern dass ihre
wesentlich Bestrebung solche nothwendig mit sich bringt, und dass dieses das
herrlichste Zeugniss ihrer Abhängigkeit von demjenigen Urwesen ist, welches
sogar die Quelle der Wesen selber und ihrer ersten Wirkungsgesetze in sich hat.
Diese Einsicht verdoppelt mein Zutrauen auf den Entwurf, den ich gemacht habe.
Die Zuversicht vermehrt sich bei jedem Schritte, den ich mit Fortgang weiter
setze, und meine Kleinmüthigkeit hört völlig auf.
Aber die Vertheidigung deines Systems, wird man
sagen, ist zugleich die Vertheidigung der Meinungen des Epikurs, welche damit
die grösste Ähnlichkeit haben. Ich will nicht völlig alle Übereinstimmung mit
demselben ablehnen. Viele sind durch den Schein solcher Gründe zu Atheisten
geworden, welche bei genauerer Erwägung sie von der Gewissheit des höchsten
Wesens am kräftigsten hätten überzeugen können. Die Folgen, die ein verkehrter
Verstand aus untadelhaften Grundsätzen zieht, sind öfters sehr tadelhaft, und
so waren es auch die Schlüsse des Epikurs, unerachtet sein Entwurf der
Scharfsinnigkeit eines grossen Geistes gemäss war.
Ich werde es also nicht in Abrede sein, dass die
Theorie des Lucrez oder dessen Vorgänger, des Epikurs, Leucipps, und
Demokritus, mit der meinigen viele Ähnlichkeit habe. Ich setze den ersten
Zustand der Natur, so wie jene Weltweise in der allgemeinen Zerstreuung des
Urstoffs aller Weltkörper, oder der Atomen, wie sie bei jenen genannt werden.
Epikur setzte eine Schwere, die diese elementarische Theilchen zum Sinken
trieb, und dieses scheint von der Newtonischen Anziehung, die ich annehme,
nicht sehr verschieden zu sein; er gab ihnen auch eine gewisse Abweichung von
der geradlinichten Bewegung des Falles, ob er gleich in Ansehung der Ursache
derselben und ihrer Folgen ungereimte Einbildungen hatte: diese Abweichung
kommt einigermassen mit der veränderung der geradlinichten Senkung, die wir aus
der Zurückstossungskraft der Theilchen herleiten, überein; endlich waren die
Wirbel, die aus der verwirrten Bewegung der Atomen entstanden, ein Hauptstück
in dem Lehrbegriffe des Leucipps und Demokritus, und man wird sie auch in dem
unsrigen antreffen. So viel Verwandtschaft mit einer Lehrverfassung, die die
wahre Theorie der Gottesleugnung im Alterthum war, zieht indessen die meinige
dennoch nicht in die Gemeinschaft ihrer Irrthümer. Auch in den
allerunsinnigsten Meinungen, welche sich bei den Menschen haben Beifall erwerben
können, wird man jederzeit etwas Wahres bemerken. Ein falscher Grundsatz oder
ein paar unüberlegte Verbindungssätze leiten den Menschen von dem Fusssteige
der Wahrheit durch unmerkliche Abwege bis in den Abgrund. Es bleibt unerachtet
der angeführten Ähnlichkeit dennoch ein wesentlicher Unterschied zwischen der
alten Kosmogonie und der gegenwärtigen, um aus dieser ganz engegengesetzte
Folgen ziehen zu können.
Die angeführten Lehrer der mechanischen Erzeugung
des Weltbaues leiteten alle Ordnung, die sich an demselben wahrnehmen lässt,
aus dem ungefähren Zufalle her, der die Atomen so glücklich zusammentreffen
liess, dass sie ein wohlgeordnetes Ganze ausmachten. Epikur war gar so
unverschämt, dass er verlangte, die Atomen wichen von ihrer geraden Bewegung
ohne alle Ursache ab, um einander begegnen zu können. Alle insgesammt trieben
diese Ungereimtheit so weit, dass sie den Ursprung aller belebten Geschöpfe
eben diesem blinden Zusammenlauf beimassen und die Vernunft wirklich aus der
Unvernunft herleiteten. In meiner Lehrverfassung hingegen finde ich die Materie
an gewisse nothwendige Gesetze gebunden. Ich sehe in ihrer gänzlichen Auflösung
und Zerstreuung ein schönes und ordentliches Ganze sich ganz natürlich daraus
entwickeln. Es geschieht diese nicht durch einen Zufall und von ungefähr,
sondern man bemerkt, dass natürliche Eigenschaften es nothwendig also mit sich
bringen. Wird man hiedurch nicht bewogen zu fragen: warum musste denn die
Materie gerade solche Gesetze haben, die auf Ordnung und Wohlanständigkeit
abzwecken? War es wohl möglich, dass viele Dinge, deren jedes seine von dem
andern unabhängige Natur hat, einander von selber gerade so bestimmen sollten,
dass ein wohlgeordnetes Ganze daraus entspringe, und wenn sie dieses thun,
giebt es nicht einen unleugbaren Beweis von der Gemeinschaft ihres ersten
Ursprungs ab, der ein allgenungsamer höchster Verstand sein muss, in welchem
die Naturen der Dinge zu vereinbarten Absichten entworfen worden?
Die Materie, die der Urstoff aller Dinge ist, ist
also an gewisse Gesetze gebunden, welchen sie frei überlassen nothwendig schöne
Verbindungen hervorbringen muss. Sie hat keine Freiheit von diesem Plane der
Vollkommenheit abzuweichen. Da sie also sich einer höchst weisen Absicht
unterworfen befindet, so muss sie nothwendig in solche übereinstimmende
Verhältnisse durch eine über sie herrschende erste Ursache versetzt worden
sein, und es ist ein Gott eben deswegen, weil die Natur auch selbst im Chaos
nicht anders als regelmässig und ordentlich verfahren kann.
Ich habe so viel gute Meinung von der redlichen
Gesinnung derjenigen, die diesem Entwurfe die Ehre thun, ihn zu prüfen, dass
ich mich versichert halte, die angeführte Gründe werden, wo sie noch nicht alle
Besorgniss schädlicher Folgen von meinem System aufheben können, dennoch
wenigstens die Lauterkeit meiner Absicht ausser Zweifel setzen. Wenn es dem
ungeachtet boshafte Eiferer giebt, die es für eine würdige Pflicht ihres
heiligen Berufs halten, den unschuldigsten Meinungen schädliche Auslegungen
anzuheften, so bin ich versichert, dass ihr Urtheil bei Vernünftigen gerade die
entgegengesetzte Wirkung ihrer Absicht hat. Man wird mich übrigens des Rechts
nicht berauben, das Cartesius, als er die Bildung der Weltkörper aus blos
mechanischen Gesetzen zu erkären wagte, bei billigen Richtern jederzeit
genossen hat. Ich will deswegen die Verfasser der Allgemeinen Welthistorie (1) anführen: "Indessen können wir
nicht anders als glauben: dass der Versuch dieses Weltweisen, der sich bemüht
die Bildung der Welt in gewisser Zeit aus wüster Materie durch die blosse
Fortsetzung einer einmal eingedrückten Bewegung zu erklären, und solches auf
einige wenige leichte und allgemeine Bewegungsgesetze gebracht, so wenig als
anderer, die seit dem mit mehrerem Beifall eben das versucht haben aus den
ursprünglichen und anerschaffenen Eigenschaften der Materie zu thun, strafbar
oder Gott verkleinerlich sei, wie sich manche eingebildet haben, indem dadurch
vielmehr ein höherer Begriff seiner unendlichen Weisheit verursacht wird."
Ich habe die Schwierigkeiten, die von Seiten der
Religion meine Sätze zu bedrohen schienen, hinweg zu räumen gesucht. Es giebt
einige nicht geringere in Ansehung der Sache selber. Wenn es gleich wahr ist,
wird man sagen, dass Gott in die Kräfte der Natur eine geheime Kunst gelegt
hat, sich aus dem Chaos von selber zu einer vollkommenen Weltverfassung
auszubilden, wird der Verstand des Menschen, der bei den gemeinsten
Gegenständen so blöd ist, in so grossem Vorwurfe die verborgene Eigenschaften
zu erforschen vermögend sein? Ein solches Unterfangen heisst eben so viel, als
wenn man sagte: Gebt mir nur Materie, ich will euch eine Welt daraus bauen.
Kann dich die Schwäche deiner Einsichten, die an den geringsten Dingen, welche
deinen Sinnen täglich und in her Nähe vorkommen, zu schanden wird, nicht
lehren: dass es vergeblich sei, das Unermessliche und das, was in der Natur
vorging, ehe noch eine Welt war, zu entdecken? Ich vernichte diese
Schwierigkeit, indem ich deutlich zeige, dass eben diese Untersuchung unter
allen, die in der Naturlehre aufgeworfen werden können, diejenige sei, in
welcher man am leichtesten und sichersten bis zum Ursprunge gelangen kann. Eben
so wie unter allen Aufgaben der Naturforschung keine mit mehr Richtigkeit und
Gewissheit aufgelöset worden, als die wahre Verfassung des Weltbaues im
Grossen, die Gesetze der Bewegungen und das innere Triebwerk der Umläufe aller
Planeten, als worin die Newtonische Weltweisheit solche Einsichten gewähren
kann, dergleichen man sonst in keinem Theile der Weltweisheit antrifft: eben
also, behaupte ich, sei unter allen Naturdingen, deren erste Ursache man
nachforscht, der Ursprung des Weltsystems und die Erzeugung der Himmelskörper
sammt den Ursachen ihrer Bewegungen dasjenige, was man am ersten gründlich und
zuverlässig einzusehen hoffen darf. Die Ursache hievon ist leicht zu ersehen.
Die Himmelskörper sind rund Massen, also von der einfachsten Bildung, die ein
Körper, dessen Ursprung man sucht, nur immer haben kann. Ihre Bewegungen sind
gleichfalls unvermischt. Sie sind nichts als eine freie Fortsetzung eines
einmal eingedrückten Schwunges, welcher, mit der Attraction des Körpers im
Mittelpunkte verbunden, kreisförmicht wird. Überdem ist der Raum, darin sie
sich bewegen, leer, die Zwischenweiten, die sie von einander absondern, ganz
ungemein gross und also alles sowohl zur unverwirrten Bewegung, als auch
deutlichen Bemerkung derselben auf das deutlichste aus einander gesetzt. Mich
dünkt, man könne hier in gewissem Verstande ohne Vermessenheit sagen: Gebet mir
Materie, ich will eine Welt daraus bauen! Das ist, gebet mir Materie, ich will
euch zeigen, wie eine Welt daraus entstehen soll. Denn wenn Materie vorhanden
ist, welche mit einer wesentlichen Attractionskraft begabt ist, so ist es nicht
schwer diejenigen Ursachen zu bestimmen, die zu der Einrichtung des
Weltsystems, im Grossen betrachtet, haben beitragen können. Man weiss, was dazu
gehört, dass ein Körper eine kugelrunde Figur erlange, man begreift, was
erfordert wird, dass frei schwebende Kugeln eine kreisförmige Bewegung um den
Mittelpunkt anstellen, gegen den sie gezogen werden. Die Stellung der Kreise
gegeneinander, die Übereinstimmung der Richtung, die Excentricität, alles kann
auf die einfachsten mechanischen Ursachen gebracht werden, und man darf mit
Zuversicht hoffen sie zu entdecken, weil sie aus die leichtesten und
deutlichsten Gründe gesetzt werden können. Kann man aber wohl von den
geringsten Pflanzen oder Insect sich solcher Vortheile rühmen? Ist man im
Stande zu sagen: Gebt mir Materie, ich will euch zeigen, wie eine Raupe erzeugt
werden könne? Bleibe man hier nicht bei dem ersten Schritte aus Unwissenheit
der wahren innern Beschaffenheit des Objects und der Verwickelung der in
demselben vorhandenen Mannigfaltigkeit stecken? Man darf es sich also nicht
befremden lassen, wenn ich mich unterstehe zu sagen: dass eher die Bildung
aller Himmelskörper, die Ursache ihrer Bewegungen, kurz, der Ursprung der
ganzen gegenwärtigen Verfassung des Weltbaues werde können eingesehen werden,
ehe die Erzeugung eines einzigen Krauts oder einer Raupe aus mechanischen
Gründen deutlich und vollständig kund werden wird.
Dieses sind die Ursachen, worauf ich meine
Zuversicht gründe, dass der physische Theil der Weltwissenschaft künftighin
noch wohl eben die Vollkommenheit zu hoffen habe, zu der Newton die
mathematische Hälfte derselben erhoben hat. Es sind nächst den Gesetzen, nach
welchen der Weltbau in der Verfassung, darin er ist, besteht, vielleicht keine
anderen in der ganzen Naturforschung solcher mathematischen Bestimmungen fähig,
als diejenigen, nach welcher er entstanden ist, und ohne Zweifel würde die Hand
eines versuchten Messkünstlers hier nicht unfruchtbare Felder bearbeiten.
Nachdem ich den Vorwurf meiner Betrachtung einer
günstigen Aufnahme zu empfehlen mir habe angelegen sein lassen: so wird man mir
erlauben, mich wegen der Art, nach der ich ihn abgehandelt habe, kürzlich zu
erklären. Der erste Theil geht mit einem neuen System des Welgebäudes im
Grossen um. Herr Wright von Durham, dessen Abhandlung ich aus den Hamburgischen
freien Urtheilen vom Jahr 1751 habe kennen lernen, hat mir zuerst Anlass
gegeben, die Fixsterne nicht als ein ohne sichtbare Ordnung zerstreutes
Gewimmel, sondern als ein System anzusehen, welches mit einem planetischen die
grösste Ähnlichkeit hat, so dass, gleichwie in diesem die Planeten sich einer
gemeinschaftlichen Fläche sehr nahe befinden, also auch die Fixsterne sich in
ihren Lagen auf eine gewisse Fläche, die durch den ganzen Himmel muss gezogen
gedacht werden, so nahe als möglich beziehen und durch ihre dichteste Häufung
zu derselben denjenigen lichten Streif darstellen, welcher die Milchstrasse
genannt wird. Ich habe mich vergewissert, dass, weil diese von unzähligen
Sonnen erleuchtete Zone sehr genau die Richtung eines grössten Zirkels hat,
unsere Sonne sich dieser grossen Beziehungsfläche gleichfalls sehr nahe
befinden müsse. Indem ich den Ursachen dieser Bestimmung nachgegangen bin, habe
ich sehr wahrscheinlich zu sein befunden: dass die sogenannten Fixsterne oder
feste Sterne wohl eigentlich langsam bewegte Wandelsterne einer höhern Ordnung
sein könnten. Zur Bestätigung dessen, was man an seinem Orte von diesem
Gedanken antreffen wird, will ich allhier nur eine Stelle aus einer Schrift des
Herrn Bradley von der Bewegung der Fixsterne anführen. "Wenn man aus dem
Erfolg der Vergleichung unserer besten jetzigen Beobachtungen mit denen, welche
von diesem mit einem erträglichen Grade der Richtigkeit angestellt worden, ein
Urtheil fällen will, so erhellt: dass einige Fixsterne wirklich ihren Stand
gegen einander verändert haben und zwar so, dass man sieht, dass diese nicht
irgend von einer Bewegung in unserm Planetengebäude herrührt, sondern dass es
bloss einer Bewegung der Sterne selber zugeschrieben werden kann. Der Arktur
giebt einen Starken Beweis hievon an die Hand. Denn wenn man desselben
gegenwärtige Declination mit seinem Orte, wie derselbe sowohl von Tycho als
auch von Flammsteed ist bestimmt worden, vergleicht, so wird man finden: dass
der Unterschied grösser ist, als man ihn von der Ungewissheit ihrer
Beobachtungen herzurühren vermuthen kann. Man hat Ursache zu vermuthen: dass
auch andere Exempel von gleicher Beschaffenheit unter der grossen Anzahl der
sichtbaren Sterne vorkommen müssen, weil ihre Lagen gegeneinander durch
mancherlei Ursachen können verändert werden. Denn wenn man sich vorstellt, dass
unser eigenes Sonnengebäude seinen Ort in Ansehung des Weltraums verändert: so
wird dieses nach Verlauf einiger Zeit eine scheinbare Veränderung der Winkelentfernungen
der Fixsterne verursachen. Und weil dieses in solchem Falle in die Örter der
nächesten Sterne einen grösseren Einfluss haben würde, als in die Örter
derjenigen, welche weit entfernt sind, so würden ihre Lagen sich zu verändern
scheinen, obgleich die Sterne selbst wirklich unbeweglich blieben. Und wenn im
Gegentheil unser eigen Planetengebäude stille steht und einige Sterne wirklich
eine Bewegung haben: so wird dieses gleichfalls ihre scheinbare Lage verändern
und zwar um destomehr, je näher sie bei uns sind, oder je mehr die Richtung der
Bewegung so beschaffen ist, dass sie von uns kann wahrgenommen werden. Da nun
also die Lagen der Sterne von so mancherlei Ursachen können verändert werden,
indem man die erstaunlichen Entfernungen, in welchen ganz gewiss einige gelegen
sind, betrachtet: so werden wohl die Beobachtungen vieler Menschenalter nöthig
sein, die Gesetze der scheinbaren Veränderungen auch eines einzigen Sternes zu
bestimmen. Viel schwerer muss es also noch sein, die Gegsetze fur alle die
merkwürdigsten Sterne festzusetzen."
Ich kann die Grenzen nich genau bestimmen, die
zwischen dem System des Herrn Wright und dem meiningen anzutreffen sind, und in
welchen Stücken ich seinen Entwurf bloss nachgeahmt, oder weiter ausgeführt
habe. Indessen boten sich mir nach der Hand annehmungswürdige Gründe dar, es
auf der einen Seite beträchtlich zu erweitern. Ich betrachtete die Art
neblichter Sterne, deren Herr von Maupertuis in der Abhandlung von der Figure
der Gestirne gedenkt (2), und die
die Figur von mehr oder weniger offenen Ellipsen vorstellen, und versicherte
mich leicht, dass sie nichts anders, als eine Häufung vieler Fixsterne sein
können. Die jederzeit abgemessene Rundung dieser Figuren belehrte mich, dass
hier ein unbegreiflich zahlreiches Sternenheer und zwar um einen
gemeinschaftlichen Mittlepunkt müsste geordnet sein, weil sonst ihre freie
Stellungen gegen einander wohl irreguläre Gestalten, aber nicht abgemessene
Figuren vorstellen würden. Ich sah auch ein: dass sie in dem System, darin sie
sich vereinigt befinden, vornehmlich auf eine Fläche beschränkt sein müssten,
weil sie nicht zirkelrunde, sondern elliptische Figuren abbilden, und dass sie
wegen ihres blossen Lichts unbegreiflich weit von uns abstehen. Was ich aus
diesen Analogien geschlossen habe, wird die Abhandlung selber der Untersuchung
des vorurtheilfreien Lesers darlegen.
In dem zweiten Theile, der den eigentlichsten
Vorwurf dieser Abhandlung in sich enthält, suche ich die Verfassung des
Weltbaues aus dem einfachsten Zustande dur Natur bloss durch mechanische
Gesetze zu entwickeln. Wenn ich mich unterstehen darf denjenigen, die sich über
die Kühnheit dieses Unternehmens entrüsten, bei der Prüfung, womit sie meine Gedanken
beehren, eine gewisse Ordnung vorzuschlagen, so wollte ich bitten das achte
Hauptstück zuerst durchzulesen, welches, wie ich hoffe, ihre Beurtheilung zu
einer richtigen Einsicht vorbereiten kann. Wenn ich indessen den geneigten
Leser zur Prüfung meiner Meinungen einlade, so besorge ich mit Recht, dass, da
Hypothesen von dieser Art gemeiniglich nicht in viel besserem Ansehen, als
philosophische Träume stehen, es eine saure Gefälligkeit für einen Leser ist,
sich zu einer sorgfältigen Untersuchung von selbst erdachten Geschichten der
Natur zu entschliessen und dem Verfasser durch alle die Wendungen, dadurch er
den Schwierigkeiten, die ihm aufstossen, ausweicht, geduldig zu folgen, um
vielleicht am Ende, wie die Zuschauer des londonschen Marktschreiers (3) seine eigne Leichtgläubigkeit zu
belachen. Indessen getraue ich mir zu versprechen: dass, wenn der Leser durch
das vorgeschlagene Vorbereitungs Hauptstück hoffentlich wird überredet worden
sein, auf so wahrscheinliche Vermuthungen doch ein solches physische Abenteuer
zu wagen, er auf dem Fortgange des Weges nicht so viel krumme Abwege und
unwegsame Hindernisse, als er vielleicht anfänglich besorgt, antreffen werde.
Ich habe mich in der That mit grösster
Behutsamkeit aller willkürlichen Erdichtungen entschlagen. Ich habe, nachdem
ich die Welt in das einfachste Chaos versetzt, keine andere Kräfte als die
Anziehungs- und Zurückstossungskraft zur Enwickelung der grossen Ordnung der
Natur angewandt, zwei Kräfte, welche beide gleich gewiss, gleich einfach und
zugleich gliech ursprünglich und allgemein sind. Beide sind aus der
Newtonischen Weltweisheit entlehnt. Die erstere ist ein nunmehr ausser Zweifel
gesetztes Naturgesetz. Die zweite, welcher vielleicht die Naturwissenschaft des
Newton nicht so viel Deutlichkeit als der ersteren gewähren kann, nehme ich
hier nur in demjenigen Verstande an, da sie niemand in Abrede ist, nämlich bei
der feinsten Auflösung der Materie, wie z. E. bei den Dünsten. Aus diesen so
einfachen Gründen habe ich auf eine ungekünstelte Art, ohne andere Folgen zu
ersinnen, als diejenigen, worauf die Aufmerksamkeit des Lesers ganz von selber
verfallen muss, das folgended System hergeleitet.
Man erlaube mir schliesslich wegen der Gültigkeit
und des angeblichen Werthes derjenigen Sätze, die in der folgenden Theorie
vorkommen werden und wornach ich sie vor billigen Richtern geprüft zu werden
wünsche, eine kurze Erklärung zu thun. Man beurtheilt billig den Verfasser nach
demjenigen Stempel, den er auf seine Waare drückt; daher hoffe ich, man werde
in den verschiedenen Theilen dieser Abhandlung keine strengere Verantwortung
meiner Meinungen fordern, als nach Massgebung des Werths, den ich von ihnen
selber ausgebe. Überhaupt kann die grösste geometrische Schärfe und mathemataische
Unfehlbarkeit niemals von einer Abhandlung dieser Art verlangt werden. Wenn das
System auf Analogien und Übereinstimmungen nach den Regeln der Glaubswürdigkeit
und einer richtigen Denkungsart gegründet ist: so hat es allen Forderungen
seines Objects genug gethan. Diesen Grad der Tüchtigkeit meine ich in einigen
Stücken dieser Abhandlung, als in der Theorie der Fixsternensystemen, in der
Hypothese von der Beschaffenheit der neblichten Sterne, in dem allgemeinen
Entwurfe von der mechanischen Erzeugungsart des Weltbaues, in der Theorie von
dem Saturnsringe und einigen andern erreicht zu haben. Etwas minder Überzeugung
werden einige besondere Theile der Ausführung gewähren, wie z. E. die
Bestimmung der Verhältnisse der Excentricität, die Vergleichung der Massen der
Planeten, die mancherlei Abweichungen der Kometen und einige andere.
Wenn ich daher in dem siebenten Hauptstück, durch
die Fruchtbarkeit des Systems und die Annehmlichkeit des grössten und
wunderwürdigsten Gegenstandes, den man sich nur denken kann, angelockt, zwar
stets an dem Leitfaden der Analogie und einer vernünftigen Glaubwürdigkeit,
doch mit einiger Kühnheit die Folgen des Lehrgebäudes so weit als möglich
fortsetze; wenn ich das Unendliche der ganzen Schöpfung, die Bildung neuer
Welten und den Untergang der alten, den unbeschränkten Raum des Chaos der
Einbildungskraft darstelle: so hoffe ich, man werde der reizenden
Annehmlichkeit des Objects und dem Vergnügen, welches man hat, die
Übereinstimmung seiner Theorie in ihrer grössten Ausdehnung zu sehen, so viel
Nachsicht vergönnen, sie nicht nach der grössten geometrichen Strenge, die
ohendem bei dieser Art der Betrachtungen nich statt hat, zu beurtheilen. Eben
dieser Billigkeit versehe ich mich in Ansehung des dritten Theiles. Man wird
indessen allmal etwas mehr wie bloss Willkürliches, obgleich jederzeit etwas
weniger als Ungezweifeltes, in selbigen antreffen.
Allgemeine
Naturgeschichte und Theorie des Himmels
Abriss einer systematischen Verfassung unter den Fixsternen
imgleichen
von der Vielheit solcher Fixsternsystemen.
Seht jene grosse Wunderkette, die alle Theile
dieser Welt
Vereinet und zusammenzieht und die das grosse Ganz' erhält.
Pope
Sechs Planeten, davon drei Begleiter haben,
Mercur, Venus, die Erde mit ihrem Monde, Mars, Jupiter mit vier und Saturn mit
fünf Trabanten, die um die Sonne als den Mittelpunkt Kreise beschreiben, nebst
den Kometen, die es von allen Seiten her und in sehr langen Kreisen thun,
machen ein System aus, welches man das System der Sonnen oder auch den
planetischen Weltbau nennt. Die Bewegung aller dieser Körper, weil sie
kreisförmig und in sich selbst zurückkehrend ist, setzt zwei Kräfte voraus,
welche bei einer jeglichen Art des Lehrbegriffs gleich nothwendig sind, nämlich
eine schiessende Kraft, dadurch sie in jedem Punkte ihres krummlinichten Laufes
die gerade Richtung fortsetzen und sich ins Unendlich entfernen würden, wenn
nicht eine andere Kraft, welche es auch immer sein mag, sie beständig nöthigte
diese zu verlassen und in einem krummen Gleise zu laufen, der die Sonne als den
Mittelpunkt umfasst. Diese zweite Kraft, wie die Geometrie selber es
ungezweifelt ausmacht, zielt allenthalben zu der Sonne hin und wird daher die
sinkende, die Centripetalkraft, oder auch die Gravität genannt.
Wenn die Kreise der Himmelskörper genaue Cirkel
wären, so würde die allereinfachste Zergliederung der Zusammensetzung
krummlinichter Bewegungen ziegen: dass ein anhaltender Trieb gegen Mittlepunkt
dazu erfordert werde; allein obgleich sie an allen Planeten sowohl als Kometen
Ellipsen sind, in deren gemeinschaftlichem Brennpunkte sich die Sonne befindet,
so thut doch die höhere Geometrie mit Hülfe der Keplerischen Analogie (nach
welcher der radius vector, oder die von dem Planeten zur Sonne gezogene
Linie stets solche Räume von der elliptischen Bahn abschneidet, die den Zeiten
proportionirt sind) gleichfalls mit untrüglicher Gewissheit dar: dass eine
Kraft den Planet in dem ganzen Kreislaufe gegen den Mittelpunkt der Sonne
unablässig treiben müsste. Diese Senkungskraft, die durch den ganzen Raum des
Planetensystems herrscht und zu der Sonne hinzielt, ist also ein ausgemachtes
Phänomenon der Natur, und eben so zuverlässig ist auch das Gesetez erwiesen,
nach welchem sich diese Kraft von dem Mittelpunkte in die ferne Weiten
erstreckt. Sie nimmt immer umgekehrt ab, wie die Quadrate der Entfernungen von
demselben zunehmen. Diese Regel fliesst auf eine eben so untrügliche Art aus
der Zeit, die die Planeten in verschiedenen Entfernungen zu ihren Umläufen
gebrauchen. Diese Zeiten sind immer wie die Quadratwurzel aus den Cubis ihrer
mittlern Entfernungen von der Sonne, woraus hergeleitet wird: dass die Kraft,
die diese Himmelskörper zu dem Mittelpunkte ihrer Umwälzung treibt, in
umgekehrtem Verhältnisse der Quadrate des Abstandes abnehmen müsse.
Eben dasselbe Gesetz, was unter den Planeten
herrscht, in so fern sie um die Sonne laufen, findet sich auch bei den kleinen
Systemen, nämlich denen, die die um ihre Hauptplaneten bewegte Monden
ausmachen. Ihre Umlaufszeiten sind eben so gegen die Enfernungen proportionirt
und setzen eben dasselbe Verhältniss der Senkungskraft gegen den Planeten fest,
als dasjenige ist, dem dieser zu der Sonne hin unterworfen ist. Alles dieses
ist aus der untrüglichsten Geometrie vermittelst unstrittiger Beobachtungen auf
immer ausser Widerspruch gesetzt. Hiezu kommt noch die Idee, dass diese
Senkungskraft eben derselbe Antrieb sei, der auf der Oberfläche des Planeten
die Schwere genannt wird, und der von diesem sich stufenweise nach dem
angeführten Gesetze mit den Enfernungen vermindert. Dieses ersieht man aus der
Vergleichung der Quantität der Schwere auf der Oberfläche Erde mit der Kraft,
die den Mond zum Mittlepunkte seines Kreises hintreibt, welche gegen einander
eben so wie die Attraction in dem ganzen Weltgebäude, nämlich im umgekehrten
Verhältniss des Quadrats der Entfernungen, ist. Dies ist die Ursache, warum man
oftgemeldete Centralkraft auch die Gravität nennt.
Weil es überdem auch im höchsten Grade
wahrscheinlich ist, dass, wenn eine Wirkung nur in Gegenwart und nach Proportion
der Annäherung zu einem gewissen Körper geschieht, die Richtung derselben auch
aufs genaueste auf diesen Körper beziehend ist, zu glauben sei, dieser Körper
sei, auf was für Art es auch wolle, die Ursache derselben: so hat man um
deswillen Grund genug zu haben vermeint, diese allgemeine Senkung der Planeten
gegen die Sonne einer Anziehungskraft der letztern zuzuschreiben und dieses
Vermögen der Anziehung allen Himmelskörpern überhaupt beizulegen.
Wenn ein Körper also diesem Antriebe, der ihn zum
Sinken gegen die Sonne oder irgend einen Planeten treibt, frei überlassen wird:
so wird er in stets beschleunigter Bewegung zu ihm niederfallen und in kurzem
sich mit desselben Masse vereinigen. Wenn er aber einen Stoss nach der Seite
hin bekommen hat, so wird er, wenn dieser nicht so kräftig ist, dem Drucke des
Sinkens genau das Gleichgewicht zu leisten, sich in einer gebogenen Bewegung zu
dem Centralkörper hinein senken, und wenn der Schwung, der ihm eingedrückt
worden, wenigstens so stark gewesen, ihn, ehe er die Oberfläche desselben,
berührt, von der senkrechten Linie um die halbe Dicke des Körpers im
Mittelpunkte zu entfernen, so wird er nicht dessen Oberfläche berühren,
sondern, nachdem er sich dichte um ihn geschwungen hat, durch die vom Falle
erlangte Geschwindigkeit sich wieder so hoch erheben, als er gefallen war, um
in beständiger Kreisbewegung um ihn seinen Umlauf fortzusetzen.
Der Unterschied zwischen den Laufkreisen der
Kometen und Planeten besteht also in der Abwiegung der Seitenbewegung gegen den
Druck, der sie zum Fallen treibt; welche zwei Kräfte je mehr sie der Gleichheit
nahe kommen, desto ählicher wird der Kreis der Cirkelfigur, und je ungleicher
sie sind, je schwächer die schiessende Kraft in Ansehung der Centralkraft ist,
desto länglichter ist der Kreis, oder wie man es nennt, desto excentrischer ist
er, weil der Himmelskörper in einem Theile seiner Bahn sich der Sonne weit mehr
nähert, als im andern.
Weil nichts in der ganzen Natur auf das genaueste
abgewogen ist, so hat auch kein Planet eine ganz cirkelförmig Bewegung; aber
die Kometen weichen am meisten davon ab, weil der Schwung, der ihnen zur Seite
eingedrückt worden, am wenigsten zu der Centralkraft ihres ersten Abstandes
proportionirt gewesen.
Ich werde mich in der Abhandlung sehr oft des
Ausdrucks einer systematischen Verfassung des Weltbaues bedienen. Damit man
keine Schwierigkeit finde, sich deutlich vorzustellen, was dadurch soll
angedeutet werden, so will ich mich darüber mit wenigem erklären. Eigentlich
machen alle Planeten und Kometen, die zu unserem Weltbau gehören, dadurch schon
ein System aus, dass sie sich um einen gemeinshaftlichen Centralkörper drehen.
Ich nehme aber diese Benennung noch in engerem Verstande, indem ich auf die
genauere Beziehungen sehe, die ihre Verbindung mit einander regelmässig und
gleichförmig gemacht hat. Die Kreise der Planeten beziehen sich so nahe wie
möglich auf eine gemeinschaftliche Fläche, nämlich auf die verlängerte
Äquatorsfläche der Sonne; die Abweichung von dieser Regel findet nur bei der äussersten
Grenze des Systems, da alle Bewegungen allmählich aufhören, statt. Wenn daher
eine gewisse Anzahl Himmelskörper, die um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt
geordnet sind und sich um selbigen bewegen, zugleich auf eine gewisse Fläche so
beschränkt worden, dass sie von selbiger zu beiden Seiten nur so wenig als
möglich abzuweichen die Freiheit haben; wenn die Abweichung nur bei denen, die
von dem Mittelpunkte am weitesten entfernt sind und daher an den Beziehungen
weniger Antheil als die andern haben, stufenweise statt findet: so sage ich,
diese Körper befinden sich in einer systematischen Verfassung zusammen
verbunden.
Der Lehrbegriff von der allgemeinen Verfassung des
Weltbaues hat seit den Zeiten des Huygens keinen merklichen Zuwachs gewonnen.
Man weiss noch zur Zeit nichts mehr, als was man schon damals gewusst hat,
nämlich dass sechs Planeten mit zehn Begleitern, welche all beinahe auf einer
Fläche die Cirkel ihres Umlaufs gerichtet haben, und die ewige kometische
Kugeln, die nach allen Seiten ausschweifen, ein System ausmachen, dessen
Mittelpunkt die Sonne ist, gegen welche sich alles senkt, um welche ihre
Bewegungen gehen, und von welcher sie all erleuchtet, erwärmt und belebt
werden; dass endlich die Fixsterne als eben so viel Sonnen Mittelpunkte von
ähnlichen Systemen seien, in welchen alles eben so gross und eben so ordentlich
als in dem unsrigen eingerichtet sein mag, und dass der unendliche Weltraum von
Weltgebäuden wimmele, deren Zahl und Vortrefflichkeit ein Verhältniss zur
Unermesslichkeit ihres Schöpfers hat.
Das Systematische, welches in der Verbindung der
Planeten, die um ihre Sonnen laufen, statt fand, verschwand allhier in der
Menge der Fixsterne, und es schien, als wenn die gesetzmässige Beziehung, die
im Kleinen angetroffen wird, nicht unter den Gliedern des Weltalls im Grossen
herrsche; die Fixsterne bekamen kein Gesetz, durch welches ihre Lagen gegen
einander eingeschränkt wurden, und man sah sie alle Himmel und aller Himmel
Himmel ohne Ordnung und ohne Absicht erfüllen. Seitdem die Wissbegierde des
Menschen sich diese Schranken gesetzt hat, so hat man weiter nichts gethan, als
die Grösse desjenigen daraus abzunehmen und zu bewundern, der in so
unbegreiflich grossen Werken sich offenbart hat.
Dem Herrn Wright von Durham, einem Engländer, war
es vorbehalten, einen glücklichen Schritt zu einer Bemerkung zu thun, welche
von ihm selber zu keiner gar zu tüchtigen Absicht gebraucht zu sein schient,
und deren nützliche Anwendung er nicht genugsam beobachtet hat. Er betrachtete
die Fixsterne nicht als ein ungeordnetes und ohne Absicht zerstreutes Gewimmel,
sondern er fand eine systematische Verfassung im Ganzen und eine allgemeine
Beziehung dieser Gestirne gegen einen Hauptplan der Räume, die sie einnehmen.
Wir wollen den Gedanken, den er vorgetragen, zu
verbessern und ihm diejenige Wendung zu ertheilen suchen, dadurch er an
wichtigen Folgen fruchtbar sein kann, deren völlige Bestätigung den künftigen
Zeiten aufbehalten ist.
Jedermann, der den bestirnten Himmel in einer
heiteren Nacht ansieht, wird denjenigen lichten Streif gewahr, der durch die
Menge der Sterne, die daselbst mehr als anderwärts gehäuft sind, und durch ihre
sich in der grossen Weite verlierenden Kenntlichkeit derselben, ein einförmiges
Licht darstellt, welches man mit dem Namen der Milchstrasse bennant hat. Es ist
zu bewundern, dass die Beobachter des Himmels durch die Beschaffenheit dieser
am Himmel kenntlich unterschiedenen Zone nicht längst bewogen worden,
sonderbare Bestimmungen in der Lage der Fixsterne daraus abzunehmen. Denn man
sieht ihn die Richtung eines grössten Zirkels und zwar in ununterbrochenem Zusammenhange
um den ganzen Himmel einnehmen; zwei Bedingungen, die eine so genaue Bestimmung
und von dem Unbestimmten des Ungefährs so kenntlich unterschiedene Merkmale mit
sich führen, dass aufmerksame Sternkundige natürlicher Weise dadurch hätten
veranlasst werden sollen, der Erklärung einer solchen Erscheinung mit
Aufmerksamkeit nachzuspüren.
Weil die Sterne nicht auf die scheinbare hohle
Himmelssphäre gesetzt sind, sondern, einer weiter als der andere von unserem
Gesichtspunkte entfernt, sich in der Tiefe des Himmels verlieren, so folgt aus
dieser Erscheinung, dass in den Enfernungen, darin sie einer hinter dem anderen
von uns abstehen, sie sich nicht in einer nach allen Seiten gleichgültigen
Zerstreuung befinden, sondern sich auf eine gewisse Fläche vornehmlich beziehen
müssen, die durch unseren Gesichtspunkt geht, und welcher sie sich so nahe als
möglich zu befinden bestimmt sind.
Diese Beziehung ist ein so ungezweifeltes
Phänomenon, dass auch selber die übrigen Sterne, die in dem weisslichen Streife
der Milchstrasse nicht begriffen sind, doch um desto gehäufter und dichter
gesehen werden, je näher ihre Örter dem Cirkel der Milchstrasse sind, so dass
von den 2000 Sternen, die das blosse Auge am Himmel entdeckt, der grösste Theil
in einer nicht gar breiten Zone, deren Mitte die Milchstrasse einnimmt,
angetroffen wird.
Wenn wir nun eine Fläche durch den Sternenhimmel
hindurch in unbeschränkte Weiten gezogen gedenken und annehmen, dass zu dieser
Fläche alle Fixsterne und Systemata eine allgemeine Beziehung ihres Orts haben,
um sich derselben näher als anderen Gegenden zu befinden, so wird das Auge,
welches sich in dieser Beziehungsfläche befindet, bei seiner Aussicht in das
Feld der Gestirne an der hohlen Kugelfläche des Firmaments diese dichteste
Häufung der Sterne in der Richtung socher gezogenen Fläche unter der Gestalt
einer von mehreren Lichtern erleuchteten Zone erblicken. Dieser lichte Streif
wird nach der Richtung eines grossten Zirkels fortgehen, weil der Stand des
Zuschauers in der Fläche selber ist. In dieser Zone wird es von Sternen
wimmeln, welche durch die nicht zu unterscheidende Kleinigheit der hellen
Punkte, die sich einzeln dem Gesichte entziehen, und durch ihre scheinbare
Dichtigkeit einen einförmig weisslichten Schimmer, mit einem Worte, eine
Milchstrasse, vorstellig machen. Das übrige Himmelsheer, dessen Beziehung gegen
die gezogene Fläche sich nach und nach vermindert, oder welches sich auch dem
Stande des Beobachters näher befindet, wird mehr zerstreut, wiewohl doch ihrer
Häufung nach auf eben diesen Plan beziehend, gesehen werden. Endlich folgt
hieraus, dass unsere Sonnenwelt, weil von ihr aus dieses System der Fixsterne
in der Richtung eines grössten Zirkels gesehen wird, mit in eben derselben
grossen Fläche befindlich sei, und mit dem übrigen ein System ausmache.
Wir wollen, um in die Beschaffenheit der
allgemeinen Verbindung, die in dem Weltbaue herrscht, deso besser zu dringen,
die Ursache zu entdecken suchen, welche die Örter der Fixsterne auf eine
gemeinschaftliche Fläche beziehend gemacht hat.
Die Sonne schränkt die Weite ihrer Anziehungskraft
nicht in den engen Bezirk des Planetengebäudes ein. Allem Ansehen nach ersteckt
sie selbige ins Unendliche. Die Kometen, die sich sehr weit über den Kreis des
Saturns erheben, werden durch die Anziehung der Sonne genötigt, wieder zurück
zu kehren und in Kreisen zu laufen. Ob es also gleich der Natur einer Kraft,
die dem Wesen der Materie einverleibt zu sein scheint, gemässer is,
unbeschränkt zu sein, und sie auch wirklich von denen, die Newton's Sätze
annehmen, dafür erkannt wird, so wollen wir doch nur zugestanden wissen, dass
diese Anziehung der Sonne ohngefähr bis zum nächsten Fixsterne reiche, und dass
die Fixsterne als eben so viel Sonnen in gleichem Umfange um sich wirken,
folglich dass das ganze Heer derselben einander duch die Anziehung zu nähern
bestrebt sei; so finden sich alle Weltsystemen in der Verfassung, durch die
gegenseitige Annähungerung, die unaufhörlich und durch nichts gehindert ist,
über kurz oder lang in einen Klumpen zusammen zu fallen, wofern diesem Ruin
nicht so wie bei den Kugeln unsers planetischen Systems durch die den
Mittelpunkt fliehende Kräfte vogebeugt worden, welche, indem sie die
Himmelskörper von dem geraden Falle abbeugen, mit den Kräften der Anziehung in Verbindung
die ewigen Kreisumläufe zuwege bringen, dadurch das Gebäude der Schöpfung vor
der Zerstörung gesichert und zu einer unvergänglichen Dauer geschickt gemacht
wird.
So haben denn alle Sonnen des Firmaments
Umlaufsbewegungen entweder um einen allgemeinen Mittlepunkt oder um viele. Man
kann sich aber allhier der Analogie bedienen dessen, was bei den Kreisläufen
unserer Sonnenwelt bemerkt wird: dass nämlich, gleichwie eben dieselbe Ursache,
die den Planeten die Centerfliehkraft, durch die sie ihre Umläufe verrichten,
ertheilt hat, ihre Laufkreise auch so gerichtet, dass sie sich alle auf eine
Fläche beziehen, also auch die Ursache, welche es auch immer sein mag, die den
Sonnen der Oberwelt, als so viel Wandelsternen höherer Weltordnungen, die Kraft
der Umwendung gegeben, ihre Kreise zugleich so viel möglich auf eine Fläche
gebracht, und die Abweichung von derselben einzuschränken bestrebt gewesen.
Nach dieser Vorstellung kann man das System der
Fixsterne einigermassen durch das planetische abschildern, wenn man dieses
unendlich vergrössert. Denn wenn wir an statt der 6 Planeten mit ihren 10
Begleitern so viel tausend derselben und an statt der 28 oder 30 Kometen, die
beobachet worden, ihrer hundert- oder tausendmal mehr annehmen, wenn wir eben
dieser Körper als selbstleuchtend denken; so würde dem Auge des Zuschauers, das
sie von der Erde ansieht, eben der Schein als von den Fixsternen der
Milchstrasse entstehen. Denn die gedachten Planeten würden durch ihre Naheit zu
dem gemeinen selben Plane ihrer Beziehung uns, die wir mit unserer Erde in eben
demselben Plane befindlich sind, eine von unzählbaren Sternen dicht erleuchtete
Zone darstellen, deren Richtung nach dem grössten Zirkel ginge; dieser lichte
Streifen würde allenthalben mit Sternen genugsam besetzt sein, obgleich gemäss
der Hypothese es Wandelsterne, mithin nicht an einen Ort geheftet sind; denn es
würden sich allezeit nach einer Seite Sterne genug durch ihre Verstezung
befinden, obgleich andere diesen Ort geändert hätten.
Die Breite dieser erleuchteten Zone, welche eine
Art eines Thierkreises vorstellt, wird durch die verschiedenen Grade der
Abweichung besagter Irrsterne von dem Plane ihrer Beziehung und durch die
Neigung ihrer Kreise gegen dieselbe Fläche veranlasst werden; und weil die
meisten diesem Plane nahe sind, so wird ihre Anzahl nach dem Masse der
Enternung von dieser Fläche zerstreuter erscheinen; die Kometen aber, die alle
Gegenden ohne Unterschied einnehmen, werden das Feld des Himmels von beidem
Seiten bedecken.
Die Gestalt des Himmels der Fixsterne hat also
keine andere Ursache, als eben eine dergleichen systematische Verfassung im
Grossen, als der planetische Weltbau im Kleinen hat, indem alle Sonnen ein
System ausmachen, dessen allgemeine Beziehungsfläche die Milchstrasse ist; die
sich am wenigsten auf diese Fläche beziehende werden zur Seite gesehen, sie
sind aber eben deswegen weniger gehäuft, weit zerstreuter und seltener. Es sind
so zu sagen die Kometen unter den Sonnen.
Dieser neue Lehrbegriff aber legt den Sonnen eine
fortrückende Bewegung bei, und jedermann erkennt sie doch als unbewegt und von
Anbeginn her an ihre Örter geheftet. Die Brennung, die die Fixsterne davon
erhalten haben, scheint durch die Beobachtung aller Jahrhunderte bestätigt und
ungezweifelt zu sein. Diese Schwierigkeit würde das vorgetragene Lehrgebäude
vernichten, wenn sie gegründet wäre. Allein allem Ansehen nach ist dieser
Mangel der Bewegung nur etwas Scheinbares. Es ist enweder nur eine ausnehmende
Langsamkeit, die von der grossen Entfernung von dem gemeinen Mittelpunkte ihres
Umlaufs, oder eine Unmerklichkeit, die durch den Abstand von dem Orte der
Beobachtung veranlasst wird. Lasset uns die Wahrscheinlichkeit diess Begriffes
durch die Ausrechnung der Bewegung schätzen, die ein unserer Sonne naher Fixstern
haben würde, wenn wir setzen, dass unsere Sonne der Mittelpunkt seines Kreises
wäre. Wenn seine Weite nach dem Huygen über 21000mal grösser, als der Abstand
der Sonne von der Erde angenommen wird: so ist nach dem ausgemachten Gesetze
der Umlaufszeiten, die im Verhältniss der Quadratwurzel aus dem Würfel der
Entfernungen vom Mittlepunkte stehen, die Zeit, die er anwenden müsste, seinen
Zirkel um die Sonne einmal zu durchlaufen, von mehr als anderthalb Millionen
Jahre, und dieses würde in 4000 Jahren eine Verrückung seines Orts nur um einen
Grad setzen. Da nun nur vielleicht sehr wenige Fixsterne der Sonne so nahe
sind, als Huygen den Sirius ihr zu sein gemuthmasst hat, da die Entfernung des
übrigeen Himmelsheers des letzteren seine vielleicht ungemein übertrifft, und
also zu solcher periodischen Umwendung ungleich längere Zeiten erfordert
würden, überdem auch wahrscheinlicher ist, dass die Bewwegung der Sonnen des
Sternenhimmels um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt gehe, dessen Abstand
ungemein gross, und die Fortrückung der Sterne daher überaus langsam sein kann:
so lässt sich hieraus mit Wahrscheinlichkeit abnehem, dass alle Zeit, seit der
man Beobachtungen am Himmel angestellt hat, vielleicht noch nicht hinlänglich
sei, die Veränderung, die in ihren Stellungen vorgegangen, zu bemerken. Man
darf indessen noch nicht die Hoffnung aufgeben, auch diese mit der Zeit zu
endecken. Es werden subtile und sorgfältige Aufmerker, imgleichen eine
Vergleichung weit von einander abstehender Beobachtungen dazu erfordert. Man
müsste diese Beobachtungen vornehmlich auf die Sterne der Milchstrasse richten
(5), welche der Hauptplan aller
Bewegung ist. Herr Bradley hat beinahe unmerkliche Fortrückung der Sterne
beobachtet. Die Alten haben Sterne an gewissen Stellen des Himmels gemerkt, und
wir sehen neue an andern. Wer weiss, waren es nicht die vorigen, die nur den
Ort geändert haben. Die Vortrefflichkeit der Werkzeuge und die Volkommenheit
der Sternenwissenschaft machen uns gegründete Hoffnung zu Entdeckung so
sonderbarer Merkwürdigkeiten (6). Die
Glaubwürdigkeit der Sache selber aus den Gründen der Natur und der Analogie
unterstützen diese Hoffnung, so gut, dass sie die Aufmerksamkeit der
Naturforscher reizen können, sie in Erfüllung zu bringen.
Die Milchstrasse ist, so zu sagen, auch der
Theirkreis neuer Sterne, welche fast in keiner andern Himmelsgegend als in
dieser wechselsweise sich sehen lassen und verschwinden. Wenn diese
Abwechselung ihrer Sichtbarkeit von ihrer periodischen Entfernung und
Annäherung zu uns herrührt, so scheint wohl aus der angeführten systematischen
Verfassung der Gestirne, dass ein solches Phänomenon mehrentheils nur in dem
Bezirk der Milchstrasse müsse gesehen werden. Denn da es Sterne sind, die in
sehr ablangen Kreisen um andere Fixsterne als Trabanten um ihre Hauptplaeneten
laufen, so erfordert es die Analogie mit unserm planetischen Weltbau, in
welchem nur die dem gemeinen Plane der Bewegungen nahe Himmelskörper um sich
laufende Begleiter haben, dass auch nur die Sterne, die in der Milchstrasse
sind, um sich laufende Sonnen haben werden.
Ich komme zu demjenigen Theile des vorgetragenen
Lehrbegriffs, der ihn durch die erhabene Vorstellung, welche er von dem Plane
der Schöpfung darstellt, am meisten reizend macht. Die Reihe der Gedanken, die
mich darauf geleitet haben, ist kurz und ungekünstelt; sie besteht in
folgendem. Wenn ein System von Fixsternen, welche in ihren Lagen sich auf eine
gemeinschaftliche Fläche beziehen, so wie wir die Milchstrasse entworfen haben,
so weit von uns entfernt ist, dass alle Kenntlichkeit der einzelnen Sterne,
daraus es besteht, sogar dem Sehrohre nicht mehr empfindlich ist; wenn seine
Entfernung zu der Enfernung der Sterne der Milchstrasse eben das Verhältniss,
als diese zum Abstande der Sonne von uns hat; kurz, wenn eine solche Welt von
Fixsternen in einem so unermesslichen Abstande von dem Auge des Beobachters,
das sich ausserhalb derselben befindet, angeschauet wird: so wird dieselbe
unter einem kleinen Winkel als ein mit schwachem Lichte erleuchtetes Räumchen
erscheinen, dessen Figur zirkelrund sein wird, wenn seine Fläche sich dem Auge
gerade zu darbietet, und elliptisch, wenn es von der Seite gesehen wird. Die
Schwäche des Lichts, die Figure und die kennbare Grösse des Durchmessers werden
ein solches Phänomenon, wenn es vorhanden ist, von allen Sternen, die einzeln
gesehen werden, gar deutlich unterscheiden.
Man darf sich unter den Beobachteunen der
Sternkundigen nicht lange nach dieser Erscheinung umsehen. Sie ist von
unterschiedlichen Beobachtern deutlich wahrgenommen worden. Man hat sich über
ihre Seltsamkeit verwundert; man hat gemuthmasst und bisweilen wunderlichen
Einbildungen, bisweilen scheinbaren Begriffen, die aber doch eben so
ungegründet, als die erstern waren, Platz gegeben. Die neblichten Sterne sind
es, welche wir meinen, oder vielmehr eine Gattung derselben, die der Herr Von
Maupertuis so geschreibt (7): Dass
es kleine, etwas mehr als das Finstere des leeren Himmelsgaums erleuchtete
Plätchen seien, die alle darin überein kommen, dass sie mehr oder weniger
offene Ellipsen vorstellen, aber deren Licht weit schwächer ist, als irgend ein
adneres, das man am Himmel gewahr wird. Der Verfasser der Astrotheologie
bildete sich ein, dass es Öffnungen im Firmamente wären, durch welche er den
Feuerhimmel zu sehen glaubte. Ein Philosoph von erleuchtetern Einsichten, der
schon angeführte Herr von Maupertuis, hält sie in Betrachtung ihrer Figure und
kennbaren Durchmessers für erstaunlich grosse Himmelskörper, die durch ihre von
dem Drehungsschwunge verursachte grosse Abplattung, von der Seite gesehen,
elliptische Gestalten darstellen.
Man wird leicht überführt, dass diese letztere
Erklärung gleichfalls nicht statt finden könne. Weil diese Art von neblichten
Sternen ausser Zweifel zum wenigsten eben so weit als die übrigen Fixsterne von
uns enfernt sein muss: so wäre nicht allein ihre Grösse erstaunlich, nach
welcher sie auch de grösste Sterne viele tausendmal übertreffen müssten,
sondern das wäre am allerseltsamsten, dass sie bei dieser ausserordentlichen
Grösse, da es selbstleuchtende Körper und Sonnen sind, das allerstumpfste und
schwächste Licht an sich zeigen sollten.
Weil natürlicher und begreiflicher ist es, dass es
nicht einzelne so grosse Sterne, sondern Systemata von vielen seien, deren
Entfernung si in einem so engen Raume darstellt, dass das Licht, welches von
jedem derselben einzeln unmerklich ist, bei ihrer unermesslichen Menge in einen
einförmichten blassen Schimmer, ausschlägt. Die Analogie mit dem Sternensystem,
darin wir uns befinden, ihre Gestalt, welche gerade so ist, als sie es nach
unserem Lehrbegriffe sein muss, die Schwäche des Lichts, die eine
vorausgesetzte unendliche Entfernung erfordert: alles stimmt vollkommen überein,
diese elliptische Figuren für eben dergleichen Weltordnungen und, so zu reden,
Milchstrassen zu halten, deren Verfassung wir eben entwickelt haben; und wenn
Muthmassungen, in denen Analogie und Beobachtung vollkommen übereinstimmen,
einander zu unterstützen, eben dieselbe Würdigkeit haben als förmliche Beweise,
so wird man die Gewissheit dieser Systemen für ausgemacht halten müssen.
Nunmehr hat die Aufmerksamkeit der Beobachter des
Himmels Bewegungsgründe genug, sich mit diesem Vorwurfe zu beschäftigen. Die
Fixsterne, wie wir wissen, beziehen sich alle auf einen gemeinschaftlichen Plan
und machen dadurch ein zusammengeordnetes Ganze, welches eine Welt von Welten
ist. Man sieht, dass in unermesslichen Entfernungen es mehr solcher
Sternensystemen giebt, und dass die Schöpfung in dem ganzen unendlichen Umfange
ihrer Grösse allenthalben systematisch und auf einander beziehend ist.
Man könnte noch muthmassen, dass eben diese höhere
Weltordnungen nicht ohne Beziehung gegen einander seien und durch dieses gegenseitige
Verhältniss wiederum ein noch unermiesslicheres System ausmachen. In der That
sieht man, dass die elliptische Figuren dieser Arten neblichter Sterne, welche
der Herr von Maupertuis anführt, eine sehr nahe Beziehung auf den Plan der
Milchstrasse haben. Es steht hier ein weites Feld zu Entdeckungen offen, wozu
die Beobachtung den Schlüssel geben muss. Die eigentlich so genannten
neblichten Sterne und die, über welche man stritig ist, sie so zu benennen,
müssten nach Anleitung dieses Lehrbegriffs untersucht und geprüft werden. Wenn
man die Theile der Natur nach Absichten und einem endeckten Entwurfe
betrachtet, so eröffnen sich gewisee Eigenschaften, die sonst übersehen werden
und verborgen bleiben, wenn sich die Beobachtung ohne Anleitung auf alle Gegenstände
zerstreuet.
Der Lehrbegriff, den wir vorgetragen haben,
eröffnet uns eine Aussicht in das unenliche Feld der Schöpfung und bietet eine
Vorstellung von dem Werke Gottes dar, die der Unenlichkeit des grossen
Werkmeisters gemäss. Wenn die Grösse eines planetischen Weltbaues, darin die
Erde als ein Sandkorn kaum bemerkt wird, den Verstand in Verwunderung setzt,
mit welchem Erstaunen wird man enzückt, wenn man die unendliche Menge Welten
und Systemen ansieht, die den Inbegriff der Milchstrasse erfüllen; allein wie
vermehrt sich dieses Erstaunen, wenn man gewahr wird, dass alle diese
unermessliche Sternordnungene wiederum die Einheit von einer Zahl machen, deren
Ende wir nich wissen, und die vielleicht eben so wie jene unbegreiflich gross
und doch wiederum noch die Einheit einer neuen Zahlverbindung ist. Wir sehen
die ersten Glieder eines fortschreitenden Verhältnisses von Welten und
Systemen, und der erste Theil dieser unendlichen Progression giebt schon zu
erkennen, was man von dem Ganzen vermuthen soll. Es ist hier kein Ende, sondern
ein Abgrund einer wahren Unermesslichkeit, worin alle Fähigkeit der
menschlichen Begriffe sinkt, wenn sie gleich durch die Hülfe der
Zahlwissenschaft erhoben wird. Die Weisheit, die Güte, die Macht, die sich
offenbart hat, ist unendlich und in eben der Masse fruchtbar und geschäftig;
der Plan ihrer Offenbarung muss daher eben wie sie unendlich und ohne Grenzen
sein.
Es sind aber nicht allein im Grossen wichtige
Entdeckungen zu machen, die den Begriff zu erweitern dienen, den man sich von
der Grösse der Schöpfung machen kann. Im Kleinern ist nicht weniger unentdeckt,
und wir sehen sogar in unserer Sonnenwelt die Glieder sines Systems, die
unermesslich weit von einander abstehen, und zwischen welchen man die
Zwischentheile noch nicht entdeckt hat. Sollte zwischen dem Saturn, dem
äussersten unter den Wandelsternen, die wir kennen, und dem am wenigsten
excentrischen Kometen, der vielleicht von einer 10 und mehrmal entlegenern
Entfernung zu uns herabsteigt, kein Planet mehr sein, dessen Bewegung der
kometeischen näher als jener käme? Und sollten nicht noch andere mehr durch
eine Annäherung ihrer Bestimmungen vermittelst einer Reihe von Zwischengliedern
die Planeten nach und nach in Kometen verwandeln und die letztere Gattung mit der
erstern zusammenhängen?
Das Gesetz, nach welchem die Excentricität der
Planetenkreise sich in Gegehaltung ihres Abstandes von der Sonne verhält,
unterstützt diese Vermuthung. Die Excentricität in den Bewegungen der Planeten
nimmt mit derselben Abstande von der Sonne zu, und die enfernten Planeten
kommen dadurch der Bestimmung der Kometen näher. Es ist also zu vermuthen, dass
es noch andere Planeten über dem Sataurn eben wird, welche, noch excentrischer
und dadurch also jenen noch näher verwandt, vermittelst einer geständigen
Leiter die Planeten endlich zu Kometen machen. Die Excentricität ist bei der
Venus 1/126 von der halben Achse ihres elliptischen Kreises, bei der Erde 1/58,
beim Jupiter 1/20 und beim Saturn 1/17 derselben; sie nimmt also augenscheinlich
mit den Entfernungen zu. Es is wahr, Mercur und Mars nehmen sich durch ihre
viel grössere Excentricität, als das Mass ihres Abstandes von der Sonne es
erlaubt, von diesem Gesetze aus; aber wir werden im folgenden belehrt werden,
dass eben dieselbe Ursache, wewegen einigen Planeten bei ihrer Bildung eine
kleine Masse zu Theil geworden, auch die Ermangelung des zum Cirkellaufe
erforderlichen Schwunges, folglich die Excentricität nach sich gezogen,
folglich sie in beiden Stücken unvollständig gelassen hat.
Ist es diesem zu folge nicht wahrscheinlich: dass
die Abnahme der Excentricität der über dem Saturn zunächst befindlichen
Himmelskörper ungefähr eben so gemässigt, als in den unteren sei, und dass die
Planeten durch minder plötzliche Abfälle mit dem Geschlechte der Kometen
verwandt seien? Denn es ist gewiss, dass eben diese Excentricität den
wesentlichen Unterschied zwischen den Kometen und Planeten macht, und die
Schweife und Dunstkugeln derselben nur deren Folge sind; imgleichen, dass eben
die Ursache, welche es auch immerhin sein mag, die den Himmelskörpern ihre
Kresibewegungen ertheilt hat, bei grössern Entfernungen nicht allein schwächer
gewesen, den Drehungsschwung der Senkungskraft gleich zu machen, und dadurch
die Bewwegungen excentrisch gelassen hat, sondern auch eben deswegen weniger
vermögend gewesen, die Kreise dieser Kugeln auf eine gemeinschaftliche Fläche,
auf welcher sich die untern bewegen, zu bringen, und dadurch die Ausschweifung
der Kometen nach allen Gegenden veranlasst hat.
Man würde nach diesere Vermuthung noch vielleicht
die Endeckung neuer Planeten über dem Saturn zu hoffen haben, die excentrischer
als dieser und also der kometischen Eigenschaft näher sein würden; aber eben
daher würde man sie nur eine kurze Zeit, nämlich in her Zeit ihrer Sonnennähe,
erblicken können, welcher Umstand zusammt dem geringen Masse der Annäherung und
der Schwäche des Lichts die Endeckung derselben bisher verhindert haben und
auch aufs künftige schwer machen müssen. Der letzte Planet und erste Komet würde,
wenn es so beliebte, derjenige können genannt werden, dessen Excentricität so
gross wäre, dass er in seiner Sonnennähe den Kreis des ihm nächsten Planeten,
vielleicht also des Saturns, durchschnitte.
Allgemeine
Naturgeschichte und Theorie des Himmels
Von dem
ersten Zustande der Natur, der Bildung der Himmelskörper, den Ursachen ihrer
Bewegung und der systematischen Beziehung derselben sowohl in dem
Planetengebäude insonderheit, als auch in Ansehung der ganzen Schöpfung.
Schau sich die bildende Natur zu ihrem grossen
Zweck bewegen,
Ein jedes Sonnenstäubchen sich zu einem andern Stäubchen regen,
Ein jedes, das gezogen wird, das andere wieder an sich ziehn,
Das nächste wieder zu umfassen, es zu formieren sich bemühn.
Beschaue die Materie auf tausend Art und Weise sich
Zum allgemeinen Centro drängen.
Pope
Von dem Ursprunge des planetischen Weltbaues überhaupt und den
Ursachen ihrer Bewegungen
Die Betrachtung des Weltbaues zeigt in Ansehung
der gewechselten Beziehungen, die seine Theile unter einander haben, und
wodurch sie die Ursache bezeichnen, von der sie herstammen, zwei Seiten, welche
beide gleich wahrscheinlich und annehmungswürdig sind. Wenn man einestheils
erwägt dass 6 Planeten mit 10 Begleitern, die um die Sonne, als ihren
Mittelpunkt, Kreise beschrieben, alle nach einer Seite sich bewegen und zwar
nach derjenigen, nach welcher sich die Sonne selber dreht, welche ihrer alle
Umläufe durch die Kraft der Anziehung regiert, dass ihre Kreise nicht weit von
einer gemeinen Fläche absweichen, nämlich von der verlängerten Äquatorsfläche
der Sonnen, dass bei den entferntesten der zur Sonnenwelt gehörigen
Himmelskörper, wo die gemeine Ursache der Bewegung dem Vermuthen nach nicht so
kräftig gewesen, als in der Naheit zum Mittelpunkte, Absweichungen von der
Genauheit dieser Bestimmungen Statt gefunden, die mit dem Mangel der
eingedrückten Bewegung ein genugsames Verhältniss haben, wenn man, sage ich,
allen diesen Zusammenhang erwägt: so wird man bewogen, zu glauben, dass eine
Ursache, welche es auch sei, einen durchgängigen Einfluss in dem ganzen Raume
des Systems gehabt hat, und dass die Einträchtigkeit in der Richtung und
Stellung der planetischen Kreise eine Folge der Übereinstimmung sei, die sie
alle mit derjenigen materialischen Ursache gehabt haben müssen, dadurch sie in
Bewegung gesetzt worden.
Wenn wir andern Theils den Raum erwägen, in dem
die Planeten unsers Systems herum laufen, so ist er vollkommen leer (8) und aller Materie beraubt, die eine
Gemeinschaft des Einflusses auf diese Himmelskörper verursachen und die
Übereinstimmung unter ihren Bewegungen nach sich ziehen könnte. Dieser Umstand
ist mit vollkommener Gewissheit ausgemacht und übertrifft noch wo möglich die
vorige Wahrscheinlichkeit. Newton, durch diesen Grund bewogen, konnte keine
materialische Ursache verstatten, die durch ihre Erstreckung in dem Raume des
Planetengebäudes die Gemeinschaft der Bewegungen unterhalten sollte. Er
behauptete, die unmittelbare Hand Gottes habe diese Anordnung ohne die
Anwendung der Kräfte der Natur ausgerichtet.
Man sieht bei unparteiischer Erwägung: dass die
Gründe hier von beiden Seiten gleich stark und beide einer völlig Gewissheit
gleich zu schätzen sind. Es ist aber eben so klar, dass ein Begriff sein müsse,
in welchem diese dem Scheine nach wider einander streitende Gründe vereinigt
werden können und sollen, und dass in diesem Begriffe das wahre System zu
suchen sei. Wir wollen ihn mit kurzen Worten anzeigen. In der jetzigen
Verfassung des Raumes, darin die Kugeln der ganzen Planetenwelt umlaufen, ist
keine materialische Ursache vorhanden, die ihre Bewegungen eindrücken oder
richten könnte. Dieser Raum ist vollkommen leer, oder wenigstens so gut als
leer; also muss er ehemals anders beschaffen und mit genugsam vermögender
Materie erfüllt gewesen sein, die Bewegung auf alle darin befindliche
Himmelskörper zu übertragen und sie mit der ihrigen, folglich alle unter
einander einstimmig zu machen, und nachdem die Anziehung besagte Räume
gereinigt und alle ausgebreitete Materie in besondere Klumpen versammlet: so
müssen die Planeten nunmehr mit der einmal eingedrückten Bewegung ihre Umläufe
in einem nicht widerstehenden Raume frei und unverändert fortsetzen. Die Gründe
der zuerst angeführten Wahrscheinlichkeit erfordern durchaus diesen Begriff,
und weil zwischen beiden Fällen kein dritter möglich ist: so kann dieser mit
einer vorzüglichen Art des Beifalles, welcher ihn über die Scheinbarkeit einer Hypothese
erhebt, angesehen werden. Man könnte, wenn man weitläufig sein wollte, durch
eine Reihe aus einander gefolgerter Schlüsse nach der Art einer mathematischen
Methode mit allem Gepränge, das diese mit sich führt, und noch mit grösserm
Schein, als ihr Aufzug in physischen Materien gemeinhin zu sein pflegt, endlich
auf den Entwurf selber kommen, den ich von dem Ursprunge des Weltgebäudes
darlegen werde; allein ich will meine Meinungen lieber in der Gestalt einer
Hypothese vortragen und der Einsicht des Lesers es überlassen, ihre Würdigkeit
zu prüfen, als durch den Schein einer erschlichenen Überführung ihre Gültigkeit
verdächtig machen und, indem ich die Unwissenden einnehme, den Beifall der
Kenner verlieren.
Ich nehme an: dass alle Materien, daraus die
Kugeln, die zu unserer Sonnenwelt gehören, alle Planeten und Kometen, bestehen,
im Anfange aller Dinge, in ihren elementarischen Grundstoff aufgelöset, den
ganzen Raum des Weltgebäudes erfüllt haben, darin jetzt diese gebildete Körper
herumlaufen. Dieser Zustand der Natur, wenn man ihn auch ohne Absicht auf eine
Syustem an und für sich selbst betrachtet, scheint nur der einfachste zu sein,
der auf das Nichts folgen kann. Damals hatte sich noch nichts gebildet. Die
Zusammensetzung von einander abstehender Himmelskörper, ihre nach den
Anziehungen gemässigte Entfernung, ihre Gestalt, die aus dem Gleichgewichte der
versammleten Materie entspringt, sind ein späterer Zustand. Die Natur, die
unmittelbar mit der Schöpfung gränzte, war so roh, so ungebildet als möglich.
Alllein auch in den wesentlichen Eigenschaften der Elemente, die das Chaos
ausmachen, ist das Merkmal derjenigen Vollkommenheit zu spüren, die sie von
ihrem Ursprunge her haben, indem ihr Wesen aus der ewigen Idee des göttlichen
Verstandes eine Folge ist. Die einfachsten, die allgemeinsten Eigenschaften,
die ohne Absicht scheinen entworfen zu sein, die Materie, die bloss leidend und
der Formen und Anstalten bedürftig zu sein scheint, hat in ihrem einfachsten
Zustande eine Bestrebung, sich durch eine natürliche Entwickelung zu einer
vollkommenern Verfassung zu bilden. Allein die Verschiedenheit in den Gattungen
der Elemente trägte zu der Regung der Natur und zur Bildung des Chaos das
Vornehmste bei, als wodurch die Ruhe, die bei einer allgemeinen Gleichheit
unter den zerstreuten Elementen herrschen würde, gehoben wird und das Chaos in
den Punkten der stärker anziehenden Partikeln sich zu bilden anfängt. Die
Gattungen dieses Grundstoffes sind ohne Zweifel nach der Unermesslichkeit, die
die Natur an allen Seiten zeigt, unendlich verschieden. Die von grösster
specifischen Dichtigkeit und Anziehungskraft, welche an und für sich weniger
Raum einnehmen und auch seltener sind, werden daher bei der gleichen
Austheilung in dem Raume der Welt zerstreuter, als die leichtern Arten sein.
Elemente von 1000 mal grösserer specifischen Schwere sind tausend-, vielleicht
auch millionenmal zerstreuter, als die in diesem Masse leichtern. Und da diese
Abfälle so unendlich als möglich müssen gedacht werden, so wird, gleichwie es
körperliche Bestandtheile von einer Gattung geben kann, die eine andere in dem
Masse an Dichtigkeit übertrifft, als eine Kugel, die mit dem Radius des
Planetengebäudes beschrieben worden, eine andere, die den tausendsten Theil
einer Linie im Durchmesser hat, also auch jene Art von zerstreuten Elementen um
einen so viel grössern Abstand von einander entfernt sein, als diese.
Bei einem auf solche Weise erfüllten Raume dauert
die allgemeine Ruhe nur einen Augenblick. Die Elemente haben wesentliche
Kräfte, einander in Bewegung zu setzen, und sind sich selber eine Quelle des
Lebens. Die Materie ist sofort in Bestrebung, sich zu bilden. Die zerstreuten
Elemente dichterer Art sammlen vermittelst der Anziehung aus einer Sphäre rund
um wich alle Materie von minder specifischer Schwere; sie selber aber zusammt
der Materie, die sie mit sich vereinigt haben, sammlen sich in den Punkten, da
die Theilchen von noch dicterer Gattung befindlich sind, diese gleichergestalt
zu noch dichteren und so fortan. Indem man also dieser sich bildenden Natur in
Gedanken durch den ganzen Raum des Chaos nachgeht, so wird man leichtlich inne:
dass all Folgen dieser Wirkung zuletzt in der Zusammensetzung verschiedener
Klumpen bestehen würden, die nach Verrichtung ihrer Bildungen durch die Gleichheit
der Anziehung ruhig und auf immer unbewegt sein würden.
Allein die Natur hat noch andere Kräfte im
Vorrath, welche sich vornehmlich äussern, wenn die Materie in feine Theilchen
aufgelöset ist, als woduch selbige einander zurück stossen und durch ihren
Streit mit der Anziehung diejenige Bewewgung hervor bringen, die gleichsam ein
dauerhaftes Leben der Natur ist. Durch diese Zurückstossungskraft, die sich in
der Elasticität der Dünste, dem Ausflusse starkriechender Körper und der
Ausbreitung aller geistigen Materien offenbart, und die ein unstreitiges
Phänomenon der Natur ist, werden die zu ihren Anziehungspunkten sinkende
Elemente durcheinander von der geradlinichten Bewegung seitwärts gelenkt, und
der senkrerchte Fall schlägt in Kreisbewegungen aus, die den Mittelpunkt der
Senkung umfassen. Wir wollen, um die Bildung des Weltbaues deutlich zu
begreifen, unsere Betrachtung von dem unendlichen Inbegriffe der Natur auf ein
besonderes System einschränken, so wie dieses zu unserer Sonne gehörige ist. Nachdem
wir die Erzeugung desselben erwogen haben, so werden wir auf eine ähnliche
Weise zu dem Ursprunge der höhern Weltordnungen fortschreiten und die
Unendlichkeit der ganzen Schöpfung in einem Lehrbegriffe zusammen fassen
können.
Wenn demnach ein Punkt in einem sehr grossen Raume
befindlich ist, wo die Anziehung der daselbst befindlichen Elemente stärker als
allenthalben um sich wirkt: so wird der in dem ganzen Umfange ausgebreitete
Grundstoff elementarischer Partikeln sich zu diesem hinsenken. Die erste
Wirkung dieser allgemeinen Senkung ist die Bildung eines Körpers in diesem
Mittelpunkte der Attraction, welcher so zu sagen von einem unendlich kleinen
Keime in schnellen Graden fortwächst, aber in eben der Masse, als diese Masse
sich vermehrt, auch mit stärkerer Kraft die umgebenden Theile zu seiner
Vereinigung bewegt. Wenn die Masse dieses Centralkörpers so weit angewachsen
ist, dass die Geschwindigkeit, womit er die Theilchen von grossen Entfernungen
zu sich zieht, durch die schwachen Grade der Zurückstossung, womit selbige
einander hindern, seitwärts gebeugt, in Seitenbewegungen ausschlägt, die den
Centralkörper vermittelst der Centerfliehkraft in einem Kreise zu umfassen im
Stande sind: so erzeugen sich grosse Wirbel von Theilchen, deren jedes für sich
krumme Linien durch die Zusammensetzung der anziehenden und der seitwärts
gelenkten Umwendungskraft beschreibt; welche Arten von Kreisen alle einander
durchschneiden, wozu ihnen ihre grosse Zerstreuung in diesem Raume Platz lässt.
Indessen sind diese auf macherlei Art unter einander streitende Bewegungen
natürlicher Weise bestrebt, einander zur Gleichheit zu bringen, das ist, in
einen Zustand, da eine Bewegung der andern so wenig als möglich hinderlich ist.
Dieses geschieht erstlich, indem die Theilchen eines des andern Bewegung so
lange einschränken, bis alle nach einer Richtung forgehen; zweitens, dass die
Partikeln ihre Verticalbewegung, vermittelst der sie sich dem Centro der
Attraction nähern, so lange einschränken, bis sie, alle horizontal d. i. in parallel
laufenden Zirkeln um die Sonne als ihren Mittelpunkt bewegt, einander nicht
mehr durchkruezen und durch die Gleichheit der Schwungskraft mit der senkenden
sich in freien Zirkelläufen in der Höhe, da sie schweben, immer erhalten: so
dass endlich nur diejenige Theilchen in dem Umfange des Raumes schweben
bleiben, die durch ihr Fallen eine Geschwindigkeit und durch die Widerstehung
der andern eine Richtung bekommen haben, dadurch sie eine freie Zirkelbewegung
fortsetzen können. In diesem Zustande, da alle Theilchen nach einer Richtung
und in parallellaufenden Kreisen, nämlich in freien Zirkelbewegungen, durch die
erlangte Schwungskräfte um den Centralkörper laufen, ist der Streit under der
Zusammenlauf der Elemente gehoben, und alles ist in dem Zustande der kleinsten
Wechselwirkung. Dieses ist die natürliche Folge, darein sich allemal eine
Materie, die in streitenden Bewegungen begriffen ist, versetzt. Es ist also
klar, dass von der zerstreuten Menge der Partikeln eine grosse Menge durch den
Widerstand, dadurch sie einander auf diesen Zustand zu bringen suchen, zu
solcher Genauheit der Bestimmungen gelangen muss, obgleich eine noch viel
grössere Menge dazu nicht gelangt und nur dazu dient, den Klumpen des
Centralkörpers zu vermehren, in welchen sie sinken, indem sie sich nicht in der
Höhe, darin sie schweben, frei erhalten können, sondern die Kreise der untern
durchkreuzen und endlich durch deren Widerstand alle Bewegung verlieren. Dieser
Körper in dem Mittelpunkte der Attraction, der diesem zu zufolge das Hauptstück
des planetischen Gebäudes durch die Menge seiner versammleten Materie geworden
ist, ist die Sonne, ob sie gleich diejenige flammende Gluth alsdann noch nicht
hat, die nach völlig vollendeter Bildung auf ihrer Oberfläche hervor bricht.
Noch ist zu bemerken: dass, indem also alle
Elemente der sich bildenden Natur, wie erwiesen, nach einer Richtung um den
Mittelpunkt der Sonne sich bewegen, bei solchen nach einer einzigen Gegend
gerichteten Umläufen, die gleichsam auf einer gemeinschaftlichen Achse
geschehen, die Drehung der seinen Materie in dieser Art nicht bestehen kann,
weil nach den Gesetzen der Centralbewegung alle Umläufe mit dem Plan ihrer
Kreise den Mittelpunkt der Attraction durchschneidet müssen; unter allen diesen
aber um eine gemeinschaftliche Achse nach einer Richtung laufenden Zirkeln nur
ein einziger ist, der den Mittelpunkt der Sonne durchschneiden, daher alle
Materie von beiden Seiten dieser in Gedanken gezogenen Achse nach demjenigen
Cirkel hineilt, der durch die Achse der Drehung gerade in dem Mittlepunkte der
gemeinschaftlichen Senkung geht. Welcher Zirkel der Plan der Beziehung aller
herumschwebenden Elemente ist, um welchen sie sich so sehr als möglich häufen
und dagegen die von dieser Fläche entfernten Gegenden leer lassen; denn
diejenigen, welcher dieser Fläche, zu welcher sich alles drängt, nicht so nahe
kommen können, werden sich in den Örten, wo sie schweben, nicht immer erhalten
können, sondern, indem sie an die herumschwebenden Elemente stossen, ihren
endlichen Fall zu der Sonne veranlassen.
Wenn man also diesen herumschwebenden Grundstoff
der Weltmaterie in solchem Zustande, darin er sich selbst durch die Anziehung
und durch einen mechanischen Erfolg der allgemeinen Gesetze des Widerstandes
versetzt, erwägt: so sehen wir einen Raum, der zwischen zwei nicht weit von
einander abstehenden Flächen, in dessen Mitte der allgemeine Plan der Beziehung
sich befindet, begriffen ist, von dem Mittelpunkte der Sonne an in unbekannte
Weiten ausgebreitet, in welchem all begriffene Theilchen, jedliche nach
Massgebung ihrer Höhe und der Attraction, die daselbst herrscht, abgemessene
Zirkelbewegungen in freien Umläufen verrichten, und daher, indem sie bei
solcher Verfassung einander so wenig als möglich mehr hindern, darin immer
verbleiben würden, wenn die Anziehung dieser Theilchen des Grundstoffes unter
einander nicht alsdann anfinge, seine Wirkung zu thun und neue Bildungen, die
der Same zu Planeten, welche enstehen sollen, sind, dadurch veranlasste. Denn
indem die um die Sonne in parallelen Zirkeln bewegte Elemente, in nicht gar zu
grossem Unterschiede des Abstandes von der Sonne genommen, durch die Gleichheit
der parallelen Bewegung beinahe in respectiver Ruhe gegen einander sind, so
thut die Anziehung der daselbst befindlichen Elemente von übertreffender
specifischer Attraction sogleich hier eine beträchtliche Wirkung (9),
die Sammlung der nächsten Partikeln zur Bildung eines Körpers
anzufangen, der nach dem Masse des Anwuchses seines Klumpens seine Anziehung
weiter ausbreitet und die Elemente aus weitem Umfange zu seiner Zusammensetzung
bewegt.
Die Bildung der Planeten in diesem System hat vor
einem jeden möglichen Lehrbegriffe dieses voraus: dass der Ursprung der Massen
zugleich den Ursprung der Bewegungen und die Stellung der Kreise in eben
demselben Zeitpunkte darstellt; ja, dass sogar die Abweichungen von der
grössten Genauheit in diesen Bestimmungen eben sowohl, als die
Übereinstimmungen selber in einem Anblicke erhellen. Die Planeten bilden sich
aus den Theilchen, welche in der Höhe, da sie schweben, genaue Bewegungen zu
Zirkelkreisen haben: also werden die aus ihnen zusammengesetzte Massen eben
dieselbe Bewegungen in eben dem Grade nach eben derselben Richtung fortsetzen.
Dieses ist genug, um einzusehen, woher die Bewegung der Planeten ungefähr
cirkelförmig und ihre Kreise auf einer Fläche sind. Sie würden auch ganz genaue
Zirkel sein (10), wenn die Weite,
daraus sie die Element zu ihrer Bildung versammlen, sehr klein und also der Unterschied
ihrer Bewegungen sehr gering wäre. Da aber dazu ein weiter Umfang gehört, aus
dem feinen Grundstoffe, der in dem Himmelsraum so sehr zerstreuet ist, einen
dichten Klumpen eines Planeten zu bilden: so ist der Unterschied der
Entfernungen, die diese Element von der Sonne haben, und mithin auch der
Unterschied ihrer Geschwindigkeiten nicht mehr geringschätzig, folglich würde
nöthig sein, dass, um bei diesem Unterschiede der Bewegungen dem Planeten die
Gleichheit der Centralkräfte und die Zirkelgeschwindigkeit zu erhalten, die
Theilchen, die aus verschiedenen Höhen mit verschiedenen Bewegungen auf ihm
zusammen kommen, eine den Mangel der andern genau ersetzten, welches, ob es
gleich in der That ziemlich genau geschieht (11), dennoch, da an dieser vollkommenen Ersetzung etwas fehlt, den
Abgang an der Zirkelbewegung und die Excentricität nach sich zieht. Eben so
leicht erhellt, dass, obgleich die Kreise aller Planeten billig auf einer
Fläche sein sollten, dennoch auch in diesem Stücke eine kleine Abweichung
anzutreffen ist, weil, wie schon erwähnt, die elementarischen Theilchen, da sie
sich dem allgemeinen Bestehungsplane ihrer Bewegungen so nahe als möglich
befinden, dennoch einigen Raum von beiden Seiten desselben einschliessen; da es
denn ein gar zu glückliches Ungefähr sein würde, wenn gerade alle Planeten ganz
genau in der Mitte zwischen diesen zwei Seiten in der Fläche der Beziehung
selber sich zu bilden anfangen sollten, welches denn schon einige Reigung ihrer
Kreise gegen einander veranlasst, obschon die Bestrebung der Partikeln, von
beiden Seiten diese Ausweichung so sehr als möglich einzuschränken, ihr nur
enge Grenzen zulässt. Man darf sich also nicht wundern, auch hier die grösste
Genauheit der Bestimmungen so wenig, wie bei allen Dingen der Natur
anzutreffen, weil überhaupt die Vielheit der Umstände, die an jeglicher
Naturbeschaffenheit Antheil nehmen, eine abgemessene Regelmässigkeit nicht
verstattet.
Von der
verschiedenen Dichtigkeit der Planeten und dem Verhältnisse ihrer Massen
Wir haben gezeigt, dass die Theilchen des
elementarischen Grundstoffes, da sie an und für sich in dem Weltraume gleich
ausgetheilt waren, durch ihr Niedersinken zur Sonne in den Orten schweben
geblieben, wo ihre im Fallen erlangte Geschwindigkeit gerade die Gleichheit
gegen die Anziehung leistete, und ihre Richtung so, wie sie bei der
Zirkelbewegung sein soll, senkrecht gegen den Zirkelstrahl gebeugt worden. Wenn
wir nun aber Partikeln von unterschiedlicher specifischer Dictigkeit in
gleichem Abstande von der Sonne gedenken, so dringen die von grösserer
specifischen Schwere tiefer durch den Widerstand der andern zur Sonne hindurch
und werden nicht so bald von ihrem Wege abgebeugt, als die leichteren, daher
ihre Bewegung nur in einer grösseren Annäherung zur Sonne zirkelförmig wird.
Dagegen werden die Elemente leichterer Art, eher von dem geradlinichten Falle
abgebeugt, in Zirkelbewegungen ausschlagen, ehe sie so tief zu dem Centro
hindurch gedrungen sind, und also in grösseren Entfernungen schweben bleiben,
auch durch den erfüllten Raum der Elemente nicht so tief hindurch dringen
können, ohne dass ihre Bewegung durch dieser ihren Widerstand geschwächt wird,
und sie die grossen Grade der Geschwindigkeit, die zur Umwendung näher beim
Mittelpunkte erfordert werden, nicht erlangen können; also werden nach
erlangter Gleichheit der Bewegungen die specifisch leichtern Partikeln in
weitern Entfernungen von der Sonne umlaufen, die schwereren aber in den näheren
anzutreffen sein, und die Planeten, die sich aus ihnen bilden, werden daher
dichterer Art sein, welche sich näher zur Sonne, als die sich weiter von ihr
aus dem Zusammenlaufe dieser Atomen formiren.
Es ist also eine Art eines statischen Gesetzes,
welches den Materien des Weltraumes ihre Höhen nach dem verkehrten Verhältnisse
der Dichtigkeit bestimmt. Gleichwohl ist es eben so leicht zu begreifen: dass
nicht eben eine jegliche Höhe nur Partikeln von gleicher specifischen
Dichtigkeit einnehmen müsse. Von den Theilchen von gewisser specifischen
Gattung bleiben diejenigen in grössern Weiten von der Sonne schweben und
erlangen die zur beständigen Zirkelbewegung erforderliche Mässigung ihres
Falles in weiterm Abstande, welche von grössern Entfernungen zu ihr herab
gesunken, dagegen die, deren ursprünglicher Ort bei der allgemeinen Austheilung
der Materien im Chaos der Sonne näher war, ungeachtet ihrer nicht grössern
Dictigkeit näher zu dieser zu ihrem Zirkel des Umlaufs kommen werden. Und da
also die Örter der Materien in Ansehung des Mittelpunkts ihrer Senkung nicht
allein durch die specifische Schwere derselben, sondern auch durch ihre
ursprünglichen Plätze bei der ersten Ruhe der Natur bestimmt werden: so ist
leicht zu erachten, dass ihrer sehr verschiedene Gattungen in jedem Abstande
von der Sonne zusammen kommen werden, um daselbst hängen zu bleiben, dass
überhaupt aber die dichtern Materien häufiger zu dem Mittelpunkte hin, als
weiter von ihm ab werden angetroffen werden; und dass also, ungeachtet die
Planeten eine Mischung sehr verschiedentlicher Materien sein werden, dennoch
überhaupt ihre Massen dichter sein müssen nach dem Masse, als sie der Sonne
näher sind, und minderer Dichtigkeit, nachdem ihr Abstand grösser ist.
Unser System zeigt in Ansehung dieses unter den
Planeten herrschenden Gesetzes ihrer Dichtigkeiten eine vorzügliche
Vollkommenheit vor allen denjenigen Begriffen, die man sich von ihrer Ursache
gemacht hat, oder noch machen könnte. Newton, der die Dichtigkeit einiger
Planeten durch Rechnung bestimmet hatte, glaubte, die Ursache ihres nach dem
Abstande eingerichteten Verhältnisses in der Anständigkeit der Wahl Gottes und
in den Bewegungsgründen seines Endzwecks zu finden: weil die der Sonne näheren
Planeten mehr Hitze von ihr aushalten müssen, und die entferntern mit wenigern
Graden der Wärme sich behelfen sollen; welches nicht möglich zu sein scheint,
wenn die der Sonne nahen Planeten nicht dichterer Art und die entfernteren von
leichterer Materie zusammengesetzt wären. Allein die Unzulänglichkeit einer
solchen Erklärung einzusehen, erfordert nicht eben viel Nachsinnen. Ein Planet,
z. E. unsere Erde, ist aus sehr weit von einander unterschiedenen Gattungen
Materie zusammen gesetzt; unter diesen war es nun nöthig, dass die leichteren,
die durch die gleiche Wirkung der Sonne mehr durchdrungen und bewegt werden,
deren Zusammensatz ein Verhältniss zu der Wärme hat, womit ihre Strahlen
wirken, auf der Oberfläche ausgebreitet sein müssten; allein dass die Mischung
der übrigen Materien im Ganzen des Klumpens diese Beziehung haben müssen,
erhellt hieraus gar nicht: weil die Sonne auf das Innere der Planeten gar keine
Wirkung thut. Newton befürchtete, wenn die Erde bis zu der Nähe des Mercurs in
den Strahlen der Sonne versenkt würde, so dürfte sie wie ein Komet brennen und
ihre Materie nicht genugsame Feuerbeständigkeit haben, um durch diese Hitze
nicht zerstreuet zu werden. Allein um wie vielmehr müsste der Sonnen eigene
Materie selber, welche doch 4mal leichter, als die ist, daraus die Erde
besteht, von dieser Gluth zerstört werden; oder warum ist der Mond zweimal
dichter, als die Erde, da er doch mit dieser in eben demselben Abstande von der
Sonne schwebt? Man kann also die proportionirten Dichtigkeiten nicht dem
Verhältniss zu der Sonnenwärme zuschreiben, ohne sich in die grösste
Widersprüche zu verwickeln. Man sieht vielmehr, eine Ursache, die die Örter der
Planeten nach der Dichtigkeit ihres Klumpens austheilt, müsse auf das Innere
ihrer Materie und nicht auf ihre Oberfläche eine Beziehung gehabt haben; sie
müsse unerachtet dieser Folge, die sie bestimmte, doch eine Verschiedenheit der
Materie in eben demselben Himmelskörper verstatten und nur im Ganzen des
Zusammensatzes dieses Verhältniss der Dictigkeit fest setzen; welchem allem ob
irgend ein anderes statisches Gesetz, als wie das, so in unserer Lehrverfassung
vorgetragen wird, ein Gnüge leisten könne, überlasse ich der Einsicht des
Lesers, zu urtheilen.
Das Verhältniss unter den Dichtigkeiten der
Planeten führt noch einen Umstand mit sich, der durch eine völlige
Übereinstimmung mit der vorher entworfenen Erklärung die Richtigkeit unseres
Lehrbegriffes bewährt. Der Himmelskörper, der in dem Mittelpunkte anderer um ihn
laufenden Kugeln steht, ist geminiglich leichterer Art, als der Körper, der um
nächsten um ihn herum läuft. Die Erde in Ansehung des Mondes und die Sonne in
ansehung der Erde zeigen ein soches Verhältniss ihrer Dichtigkeiten. Nach dem
Entwurfe, den wir dargelegt haben, ist eine solche Beschaffenheit nothwendig.
Denn da die untern Planeten vornehmlich von dem Ausschusse der elementarischen
Materie gebildet worden, welche durch den Vorzug ihrer Dichtigkeit bis zu
solcher Nähe zum Mittelpunkte mit dem erforderlichen Grade der Geschwindigkeit
haben dringen können; dagegen der Körper in dem Mittelpunkte selber ohne
Unterschied aus den Materien aller vorhandenen Gattungen, die ihre gesetzmässig
Bewegungen nich erlangt haben, zusammen gehäuft worden, unter welchen, da die
leichteren Materien den grössten Theil ausmachen, es leicht einzusehen ist,
dass, weil der nächste oder die nächsten zu dem Mittelpunkt umlaufenden
Himmelskörper gleichsam eine Aussonderung dichterer Sorten, der Centralkörper
aber eine Mischung von allen ohne Unterschied in sich fasst, jenes seine
Substanz dichterer Art, als dieser sein werde. In der That is auch der Mond
2mal dichter als die Erde und diese 4mal dichter als die Sonne, welche allem
Vermuthen nach von den noch tieferen, der Venus und dem Mercur, in noch höheren
Graden an Dichtigkeit wird übertroffen werden.
Anjetzt wendet sich unser Augenmerk auf das
Verhältniss, welches die Massen der Himmelskörper nach unserem Lehrbegriff in
Vergleichung ihrer Entfernungen haben sollen, um das Resultat unseres Systems
an den untrüglichen Rechnungen des Newton zu prüfen. Es bedarf nicht viel
Worte, um begreiflich zu machen: dass der Centralkörper jederzeit sas
Hauptstück seines Systems, folglich die Sonne auf eine vorzügliche Art an Masse
grösser, als die gesammten Planeten sein müsse; wie denn dieses auch vom
Jupiter in Ansehung seiner Nebenplaneten und vom Saturn in Betrachtung der
seinigen gelten wird. Der Centralkörper bildet sich aus dem Niedersatze aller
Partikeln aus dem ganzen Umfange seiner Anziehungssphäre, welche die genaueste
Bestimmung der Zirkelbewegung und die nahe Beziehung auf die gemeinschaftliche
Fläche nicht haben bekommen können, und deren ohne Zweifel eine ungemein
grössere Menge, als der letzteren sein muss. Um an der Sonne vornehmlich diese
Betrachtung anzuwenden: wenn man die Breite des Raumes, um den die in Zirkeln
umlaufende Partikeln, welche den Planeten zum Grundstoffe gedient haben, am
weitesten von der gemeinschaftlichen Fläche abgewichen sind, schätzen will, so
kann man sie ungefähr etwas grösser, als die Breite der grössten Abweichung der
Planetenkreise von einander annehmen. Nun macht aber, indem sie von der
gemeinschaftlichen Fläche nach beiden Seiten ausschweifen, ihre grösste Neigung
gegen einander kaum 7.5 Grade aus. Also kann man alle Materie, daraus die
Planeten sich gebildet haben, sich als in denjenigen Raum ausgebreitet gewesen
vorstellen, der zwischen zwei Flächen von dem Mittelpunkte der Sonne aus
begriffen war, die einen Winkel von 7.5 Grade einschlossen. Nun ist aber eine
nach der Richtung des grössten Zirkels gehende Zone von 7.5 Grad Breite etwas
mehr als der 17te Theil der Kugelfläche, also der körperliche Raum zwishcen den
zwei Flächen, die den sphärischen Raum in der Breite obgedachten Winkels ausschneiden,
etwas mehr, als der 17te Theil des körperlichen Inhalts der ganzen Sphäre. Also
würde dieser Hypothese gemäss alle Materie, die zur Bildung der Planeten
angewandt worden, ungefähr den siebenzehnten Theile derjenigen Materie
ausmachen, die die Sonne aus eben der Weite, als der äusserste Planet steht,
von beiden Seiten zu ihrer Zusammensetzung gesammlet hat. Allein dieser
Centralkörper hat einen Vorzug des Klumpens vor dem gesammten Inhalte aller
Planeten, der nicht zu diesem wie 17:1, sondern wie 600 zu 1 ist, wie die
Ausrechnung des Newton es bestimmt; aber es ist auch leicht einzusehen, dass in
den obern Räumen über dem Saturn, wo die planetischen Bildungen entweder
aufhören, oder doch selten sind, wo nur einige wenige kometische Körper sich
gebildet haben, und wo vornehmlich die Bewegungen des Grundstoffes, indem sie
daselbst nicht geschickt sind, zu der gesetzmässigen Gleichheit der
Centralkräfte zu gelangen, als in der nahen Gegen zum Centro, nur in eine fast
allgemeine Senkung zum Mittelpunkte ausschlagen und die Sonne mit aller Materie
aus so weit ausgedehnten Räumen vermehren, dass, sage ich, aus diesen Ursachen
der Sonnenklumpen die so vorzügliche Grösse der Masse erlangen müsse.
Um aber die Planeten in Ansehung ihrer Massen
unter einander zu vergleichen, so bemerken wir erstlich, dass nach der
angezeigten Bildungsart die Quantität der Materie, die in den Zusammensatz
eines Planeten kommt, auf die Weite seiner Entfernung von der Sonne vornehmlich
ankomme: 1) darum, weil die Sonne durch ihre Anziehung die Sphäre der
Attraction eines Planeten einschränkt, aber bei gleichen Umständen der
entfernteren ihre nicht so enge einschränkt, als der nahen; 2) weil die Zirkel,
aus denen alle Theilchen zusammen gekommen sind, einen entfernteren Planeten
auszumachen, mit grösserem Radius beschrieben werden, also mehr Grundstoff, als
die kleinern Zirkel in sich fassen; 3) weil aus eben dem letzten Grunde die
Breite zwischen den zwei Flächen der grössten Abweichung bei gleicher Anzahl
Grade in grossen Höhen grösser, als in kleinen ist. Dagegen wird dieser Vorzug
der entfernteren Planeten vor den niedrigern zwar dadurch eingeschränkt, dass
die Partikeln näher zur Sonne dichterer Art und allem Ansehen nach auch weniger
zerstreuet, als in grösserem Abstande sein werden; allein man kann leicht
ermessen, dass die ersteren Vortheile zu Bildung grosser Massen die letztern
Einschränkungen dennoch weit übertreffen, und überhaupt die Planeten, die sich
in weitem Abstande von der Sonne bilden, grössere Massen, als die nahen bekommen
müssen. Dieses geschieht also, in so fern man sich die Bildung eines Planeten
nur als in Gegenwart der Sonne vorstellt; allein wenn man mehrere Planeten in
unterschiedlichem Abstande sich bilden lässt, so wird einer den Umfang der
Attraction des andern durch seine Anziehungssphäre einschränken, und dieses
bringt eine Ausnahme von dem vorigen Gesetze zuwege. Denn derjenige Planet,
welcher einem andern von ausnehmender Masse nahe ist, wird sehr viel von der
Sphäre seiner Bildung verlieren und dadurch ungleich kleiner werden, als das
Verhältniss seines Abstandes von der Sonne allein es erheischt. Obgleich also
im Ganzen die Planeten von grösserer Masse sind, nachdem sie weiter von der
Sonne entfernt sind, wie denn überhaupt Saturn und Jupiter, als die zweit
Hauptstücke unseres Systems, darum die grössten sind, weil sie von der Sonne am
weitesten entfernt sind, so finden sich dennoch Abweichungen von dieser
Analogie, in denen aber jederzeit das Merkmal der allgemeinen Bildung
hervorleuchtet, die wir von den Himmelskörpern behaupten: dass nämlich ein
Planet von ausnehmender Grösse die nächsten von beiden Seiten der ihnen wegen
ihrer Sonnenweite gebührenden Masse beraubt, indem er einen Theil der Materien
sich zueignet, die zu jener ihrer Bildung kommen sollten. In der That hat Mars,
der vermöge seines Ortes grösser als die Erde sein sollte, durch die
Anziehungskraft des ihm nahen so grossen Jupiters an seiner Masse eingebüsst;
und Saturn selber, ob er gleich durch seine Höhe einen Vorzug über den Mars
hat, ist dennoch nicht gänzlich befreiet gewesen, durch Jupiters Anziehung eine
beträchtliche Einbusse zu erleiden, und mich dünkt, Mercur habe die ausnehmende
Kleinigkeit seiner Masse nicht allein der Anziehung der ihm so nahen mächtigen
Sonne, sondern auch der Nachbarschaft der Venus zu verdanken, welche, wenn man
ihre muthmassliche Dichtigkeit mit ihrer Grösse vergleicht, ein Planet von
beträchtlicher Masse sein muss.
Indem nun alles so vertrefflich, als man es nur
wünschen mag, zusammenstimmt, die Zulänglichkeit einer mechanischen
Lehrverfassung bei dem Ursprunge des Weltbaues und der Himmelskörper zu
bestätigen: so wollen wir, indem wir den Raum schätzen, darin der Grundstoff
der Planeten vor ihrer Bildung ausgebreitet gewesen, erwägen, in welchem Grade
der Dünnigkeit dieser Mittelraum damals erfüllt gewesen, und mit was für
Freiheit, oder wie wenigen Hindernissen die herumschwebenden Partikeln ihre
gesetzmässige Bewegungen darin haben anstellen können. Wenn der Raum, der alle
Materie der Planeten in sich begriff, in demjenigen Theile der Saturnischen
Sphäre enthalten war, der von dem Mittelpunkte der Sonne aus zwischen zwei um 7
Grade weit in allen Höhen von einander abstehenden Flächen begriffen und daher
der siebenzehnte Theil der ganzen Sphäre war, die man mit dem Radius der Höhe
des Saturns beschreiben kann: so wollen wir, um die Verdünning des planetischen
Grundstoffs, da er diesen Raum erfüllte, auszurechnen, nur die Höhe des Saturns
100000 Erddiameter ansetzen; so wird die ganze Sphäre des saturnischen Kreises
den Raumesinhalt der Erdkugel 1000 Billionen mal übertreffen, davon, wenn wir
an statt des siebenzehnten Theils auch nur den zwanzigsten nehmen, der Raum,
darin der elementarische Grundstoff schwebte, den Raumesinhalt der Erdkugel
dennoch 50 Billionen mal über treffen muss. Wenn man nur die Masse aller
Planeten mit ihren Begleitern 1/650 des Sonnenklumpens nach dem Newton ansetzt:
so wird die Erde, die nur 1/169282 derselben ist, sich zu der gesammten Masse
aller planetischen Materie wie 1 zu 276 verhalten; und wenn man daher alle
diese Materie zu gleicher specifischen Dichtigkeit mit der Erde brächte, würde
daraus ein Körper enstehen, der 277 mal grössern Raum als die Erde einnähme.
Wenn wir daher die Dichtigkeit der Erde in ihrem ganzen Klumpen nicht viel
grösser, als die Dichtigkeit der festen Materie, die man unter der obersten
Fläche derselben antrifft, annehmen, wie es denn die Eigenschaften der Figur
der Erde nicht anders erfordern, und diese obere Materien ungefähr 4- oder 5mal
dichter als das Wasser, das Wasser aber 1000mal schwerer als die Luft ansetzen:
so würde die Materie aller Planeten, wenn sie zu der Dünnigkeit der Luft
ausgedehnt würden, einen fast 14mal hunderttausendmal grössern Raum als die
Erdkugel einnehmen. Dieser Raum, mit dem Raume, in welchem nach unserer
Voraussetzung alle Materie der Planeten ausgebreitet war, verglichen, ist
dreissig Millionen mal kleiner als derselbe: also mach auch die Zerstreuung der
planetischen Materie in diesem Raume eine eben so vielmal grössere Verdünnung
aus, als die die Theilchen unserer Atmosphäre haben. In der That, diese Grösse
der Zerstreuung, so unglaublich sie auch scheinen mag, war dennoch weder
unnöthig, noch unnatürlich. Sie musste so gross als möglich sein, um den
schwebenden Partikeln alle Freiheit der Bewegung, fast so, als in einem leeren
Raume, zu verstatten und den Widerstand unendlich zu verringern, den sie
einander leisten können; sie konnten aber auch von selber einen solchen Zustand
der Verdünnung annehmen, woran man nicht zweifeln darf, wenn man ein wenig die
Ausbreitung kennt, die die Materie leidete, wenn sie in Dünste verwandelt ist;
oder wenn man, um bei dem Himmel zu bleiben, die Verdünnung der Materie in den
Schweifen der Kometen erwägt, die bei einer so unerhörten Dicke ihres Durchschnittes,
der den Durchmesser der Erde wohl hundertmal übertrifft, dennoch so
durchscheinend sind, dass die kleinen Sterne dadurch können gesehen werden;
welches unsere Luft, wenn sie von der Sonne erleuchtet wird, in einer Höhe, die
viel tausendmal kleiner ist, nicht verstattet.
Ich beschliesse dieses Hauptstück, indem ich eine
Analogie hinzufüge, die an und für sich allein gegenwärtige Theorie von der
mechanischen Bildung der Himmelskörper über die Wahrscheinlichkeit der
Hypothese zu einer förmlichen Gewissheit erheben kann. Wenn die Sonne aus den
Partikeln desselben Grundstoffes, daraus die Planeten sich gebildet haben,
zussamengesetzt ist; und wenn nur darin allein der Unterschied besteht, dass in
der ersteren die Materien aller Gattungen ohne Unterschied gehäuft, bei diesen
aber in verschiedenen Entfernungen nach Beschaffenheit der Dichtigkeit ihrer
Sorten vertheilt worden: so wird, wenn man die Materie aller Planeten zusammen
vereinigt betrachtet, in ihrer ganzen Vermischung eine Dichtigkeit herauskommen
müssen, die der Dichtigkeit des Sonnenkörpers beinahe gleich ist. Nun findet
diese nöthige Folgerung unseres Systems eine glückliche Bestätigung in der
Vergleichung, die der Herr von Buffon, dieser so würdigberühmte Philosoph,
zwischen den Dictigkeiten der gesammten planetischen Materie und der Sonnen
ihrer angestellt hat; er fand eine Ähnlichkeit zwischen beiden, wie zwischen
640 und 650. Wenn ungekunstelte und nothwendige Folgerungen aus einer
Lehrverfaassung in den wirklichen Verhältnissen der Natur so glückliche
Bestätigungen antreffen: kann man denn wohl glauben, dass ein blosses Ungefähr
diese Übereinstimmung zwischen der Theorie und der Beobachtung veranlasse?
Von der
Excentricität der Planetenkreise und dem Ursprunge der Kometen
Man kann aus den Kometen nicht eine besondere
Gattung von Himmelskörpern machen, die sich von dem Geschlechte der Planeten
gänzlich unterschiede. Die Natur wirkt hier, wie anderwärts durch unmerkliche
Abfälle, und indem sie alle Stufen der Veränderungen durchgeht, hängt sie
vermittelst einer Kette von Zwischengliedern die entfernten Eigenschaften mit
den nahen zusammen. Die Excentricität ist bei den Planeten eine Folge des
Mangelhaften in derjenigen Bestrebung, dadurch die Natur trachtet, die
planetischen Bewegungen gerade zirkelgleich zu machen, welches sie aber wegen
Dazwischenkunft von mancherlei Umständen niemals völlig erlangen kann, aber
doch in grösseren Weiten mehr, als in nahen davon abweicht.
Diese Bestimmung führt durch eine beständige
Leiter vermittelst aller möglichen Stufen der Excentricität von den Planeten
endlich bis zu den Kometen, und ob zwar dieser Zusammenhang bei dem Saturn
durch eine grosse Kluft scheint abgeschnitten zu sein, die das kometische
Geschlecht von den Planeten völlig absondert: so haben wir doch in dem ersten
Theile angemerkt, dass es vermuthlich über dem Saturn noch andere Planeten
geben mag, die durch eine grössere Abweichung von der Zirkelrundung der Kreise
dem Laufe der Kometen näher treten, und dass es nur an dem Mangel der
Beobachtung, oder auch an der Schwierigkeit derselben liegt, dass diese
Verwandschaft dem Auge nicht eben so sichtbar, als dem Verstande vorlängst
dargestellt worden.
Wir haben schon eine Ursache in dem ersten
Hauptstücke dieses Theils angeführt, welche die Laufbahn eines Himmelskörpers
excentrisch machen kann, der sich aus dem herumschwebenden Grundstoffe bildet,
wenn man gleich annimmt, dass dieser in allen seinen Örtern gerade zur
Zirkelbewegung abgewogene Kräfte besitze. Denn weil der Planet sie aus weit von
einander abstehenden Höhen sammlet, wo die Geschwindigkeiten der Zirkelläufe
unterschieden sind: so kommen sie mit verschiedenen ihnen beiwohnenden Graden
der Umlaufsbewegung auf ihm zusammen, welche von dem Masse der Geschwindigkeit,
die dem Abstande des Planeten gebührt, abweichen und diesem dadurch in so fern
eine Excentricität zuziehen, als diese verschidentliche Eindrücke der Partikeln
ermangeln, eine der andern Abweichung völlig zu ersetzen.
Wenn die Excentricität keine andere Ursache hätte,
so würde sie allenthalben gemässigt sein; sie würde auch bei den kleinen und
weit von der Sonne entfernten Planeten geringer, als bei den nahen und grossen
sein: wenn man nämlich voraussetzte, dass die Partikeln des Grundstoffes
wirklich vorher genaue Zirkelbewegungen gehabt hätten. Da nun diese
Bestimmungen mit der Beobachtung nicht übereinstimmen, indem, wie schon
angemerkt, die Excentricität mit der Sonnenweite zunimmt, und die Kleinigkeit
der Massen vielmehr eine Ausnahme zu Vermehrung der Excentricität zu machen
scheint, wie wir am Mars sehen: so sind wir genöthigt, die Hypothese von der
genauen Zirkelbewegung der Partikeln des Grundstoffes dahin einzuschränken,
dass, wie sie in den der Sonne nahen Gegenden zwar dieser Genauheit der
Bestimmung sehr nahe beikommen, aber sie doch desto weiter davon abseichen
lassen, je entfernter diese elementarische Theilchen von der Sonne geschwebt
haben. Eine solche Mässigung des Grundsatzes von der freien zirkelgleichen
Bewegung des Grundstoffes ist der Natur gemässer. Denn ungeachtet der
Dünnigkeit des Raumes, die ihnen Freiheit zu lassen scheint, sich einander auf
den Punkt der völlig abgewogenen Gleichheit der Centralkräfte einzuschränken,
so sind die Ursachen dennoch nicht minder beträchtlich, diesen Zweck der Natur
an seiner Vollführung zu verhindern. Je weiter die ausgebreiteten Theile des
Urstoffs von der Sonne entfernt sind, desto schwächer is die Kraft, die sie zum
Sinken bringt: der Widerstand der untern Theile, der ihren Fall seitwarts
beugen und ihn nöthigen soll, seine Richtung senkrecht von dem Zirkelstrahl
anzustellen, vermindert sich nach dem Masse, als diese unter ihm wegsinken, um
entweder der Sonne sich einzuverleiben, oder in näheren Gegenden Umläufe
anzustellen. Die specifisch vorzügliche Leichtigkeit dieser höheren Materie
verstattet ihnen nicht, die sinkende Bewegung, die der Grund von allem ist, mit
dem Nachdrucke, welcher erfordert wird, um die widerstehende Partikeln zum
Weichen zu bringen, anzustellen; und vielleicht dass diese entfernte Partikeln
einander noch einschränken, um nach einer langen Periode diese Gleichförmigkeit
endlich zu überkommen: so haben sich unter ihnen schon kleine Massen gebildet
als Anfänge zu so viel Himmelskörpern, welche, indem sie sich aus schwach
bewegtem Stoffe sammlen, eine nur excentrische Bewegung haben, womit sie zur
Sonne sinken, und unter Wegen mehr und mehr durch die Einverleibung schneller
bewegter Theile vom senkrechten Falle abgebeugt werden, endlich aber doch
Kometen bleiben, wenn jene Räume, in denen sie sich gebildet haben, durch
Niedersinken zur Sonne, oder durch Versammlung in besondern Klumpen gereinigt
und leer geworden. Dieses is die Ursache der mit den Entfernungen von der Sonne
zunehmenden Excentricitäten der Planeten und derjenigen Himmelskörper, die um
deswillen Kometen genannt werden, weil sie in dieser Eigenschaft die erstere
vorzüglich übertreffen. Es sind zwar noch zwei Ausnahmen, die das Gesetz von
der mit dem Abstande von der Sonne zunehmenden Excentricität unterbrechen, die
man an den beiden kleinsten Planeten unseres Systems, am Mars und Mercur,
wahrnimmt; allein an dem ersteren ist vermuthlich die Nachbarschaft des so
grossen Jupiters Ursache, der, indem er duch seine Anziehung auf seiner Seite
den Mars der Partikeln zur Bildung beraubt, ihm vornehmlilch nur Platz lässt,
gegen die Sonne sich auszubreiten, dadurch eine Überwucht der Centralkraft und
Excentricität zuzieht. Was aber den Mercur, den untersten, aber auch am meisten
excentrischen unter dem Planeten, betrifft, so ist leicht zu erachten, dass,
weil die Sonne in ihrer Achsendrehung der Geschwindigkeit des Mercurs noch
lange nicht gleich kommt, der Widerstand, den sie der Materie des sie
umgebenden Raumes thut, nicht allein die nächsten Theilchen ihrer
Centralbewegung berauben werde; sondern auch leichtlich diese Widerstrebung bis
zum Mercur ausbreiten könne und dessen Umschwungsgeschwindigkeit dadurch
beträchtlich werde vermindert haben.
Die Excentricität ist das vornehmste
Unterscheidungszeichen der Kometen. Ihre Atmosphären und Schweife, welche bei
ihrer grossen Annäherung zur Sonne durch die Hitze sich verbreiten sind nur
Folgen von dem erstern, ob sie gleich zu den Zeiten der Unwissenheit gedient
haben, als ungewohnte Schreckbilder dem Pöbel eingebildete Schicksale zu
verkündigen. Die Astronomen, welche mehr Aufmerksamkeit auf die
Bewegungsgesetze, als auf die Seltsamkeit der Gestalt bezeigen, bemerken eine
zweite Eigenschaft, die das Geschlecht der Kometen von den Planeten
unterscheidet, nämlich dass sie sich nicht, wie diese an die Zone des
Thierkreises binden, sondern frei in allen Gegenden des Himmels ihre Umläufe
anstellen. Diese Besonderheit hat einerlei Ursache mit der Excentricität. Wenn
die Planeten darum ihre Kreise in dem engen Bezirke des Zodiakus eingeschlossen
haben, weil die elementarische Materie nahe um die Sonne Cirkelbewegungen
bekommt, die bei jedem Umschwunge den Plan der Beziehung zu durchkreuzen bemüht
sind und den einmal gebildeten Körper von dieser Fläche, dahin sich alle
Materie von beiden Seiten drängt, nicht abweichen lassen: so muss der
Grundstoff der weit von dem Mittelpunkte entlegenen Räume, welcher, durch die
Attraction schwach bewegt, zu dem freien Zirkelumschwunge nicht gelangen kann,
eben aus dieser Ursache, die die Excentricität hervorbringt, nicht vermögend
sein, sich in dieser Höhe zu dem Plane der Beziehung aller planetischen
Bewegungen zu häufen, um die daselbst gebildete Körper vornehmlich in diesem
Gleise zu erhalten; vielmehr wird der zerstreuete Grundstoff, da er keine
Einschränkung auf eine besondere Gegend, so wie bei den untern Planeten hat,
sich gleich leicht auf einer Seite sowohl, als auf der andern und weit von dem
Beziehungsplane eben so häufig, als nahe bei demselben zu Himmelskörpern
bilden. Daher werden die Kometen mit aller Ungebundenheit aus allen Gegenden zu
uns herab kommen; aber doch diejenige, deren erster Bildungsplatz nicht weit
über der Planeten Kreise erhaben ist, werden weniger Abweichung von den
Schranken ihrer Laufbahne eben sowohl, als weniger Excentricität beweisen. Mit
den Entfernungen von dem Mittelpunkte des Systems nimmt diese gesetzlose
Freiheit der Kometen in Ansehung ihrer Abweichungen zu und verliert sich in der
Tiefe des Himmels in einen gänzlichen Mangel der Umwendung, der die äusseren
sich bildenden Körper ihrem Falle zur Sonne frei überlässt und der
systematischen Verfassung die letzten Grenzen setzt.
Ich setze bei diesem Entwurfe der kometischen
Bewegungen voraus: dass in Ansehung ihrer Richtung sie selbige grössten Theils
mit der Planeten ihrer gemein haben werden. Bei den nahen Kometen scheint mir
dieses ungezweifelt zu sein, und diese Gleichförmigkeit kann sich auch nicht
eher in der Tiefe des Himmels verlieren, als da, wo der elementarische
Grundstoff in der grössten Mattigkeit der Bewegung die etwa durch das
Niedersinken entstehende Drehung nach allerlei Gegenden anstellt, weil die
Zeit, die erfordert wird, durch die Gemeinschaft der untern Bewegungen, sie in
der Richtung einstimmig zu machen, wegen der Weite der Entfernung zu lang ist,
als dass sie indessen, dass die Bildung der Natur in der niederen Gegend
verrichtet wird, sich bis dahin erstrecken könne. Es werden also vielleicht
Kometen sein, die ihren Umlauf nach der entgegen gesetzten Seite, nämlich von
Morgen gegen Abend, anstellen werden, ob ich gleich aus Ursachen, die ich
allhier anzuführen Bedenken trage, mich beinahe überreden möchte, dass von den
19 Kometen, an denen man diese Besonderheit bemerkt hat, bei einigen vielleicht
ein optischer Schein Anlass dazu gegeben haben möchte.
Ich muss von den Massen der Kometen und von der
Dichtigkeit ihres Stoffes noch etwas anmerken. Von Rechtswegen sollten in den
obern Gegenden der Bildung dieser Himmelskörper aus den im vorigen Hauptstücke
angeführten Gründen sich immer nach dem Masse, als die Entfernung zunimmt,
desto grössere Massen bilden. Und es ist auch zu glauben, dass einige Kometen
grösser sind, als Saturn und Jupiter; allein es ist eben nicht zu glauben, dass
diese Grösse der Massen so immer zunimmt. Die Zerstreuung des Grundstoffes, die
specifische Leichtigkeit ihrer Partikeln machen die Bildung in der
abgelegensten Gegend des Weltraums langsam; die unbestimmte Verbreitung
desselben in dem ganzen unermesslsichen Umfange dieser Weite ohne eine
Bestimmung, sich gegen eine gewisse Fläche zu häufen, verstatten an statt einer
einzigen beträchtlichen Bildung viele kleinere, und der Mangel der Centralkraft
zieht den grössten Theil der Partikeln zu der Sonne herab, ohne sich in Massen
versammlet zu haben.
Die specifische Dichtigkeit des Stoffes, woraus
die Kometen entstehen, ist von mehrerer Merkwürdigkeit, als die Grösse ihrer
Massen. Vermuthlich, da sie in der obsersten Gegend des Weltgebäudes sich
bilden, sind die Theilchen ihres Zusammensatzes von der leichtesten Gattung;
und man darf nicht zweifeln, dass dieses die vornehmste Ursache der Dunstkugeln
und der Schweife sei, womit sie sich vor andern Himmelskörpern kenntlich
machen. Man kann der Wirkung der Sonnenhitze diese Zerstreuung der kometischen
Materie in einen Dunst nicht hauptsächlich beimessen; einige Kometen erreichen
in ihrer Sonnennähe kaum die Tiefe des Erdzirkels; viele bleiben zwischen dem
Kreise der Erde und der Venus und kehren sodann zurück. Wenn ein so gemässigter
Grad Hitze die Materien auf der Oberfläche dieser Körper dermassen auflöset und
verdünnt: so müssen sie aus dem leichtesten Stoffe bestehen, der durch die
Wärme mehr Verdünnung, als irgend eine Materie in der ganzen Natur leidet.
Man kann auch diese von dem Kometen so häufig
aufsteigende Dünste der Hitze nicht beimessen, die sein Körper von der etwa
ehemaligen Sonnennähe übrig behalten hat: denn es ist zwar zu vermuthen, dass
ein Komet zur Zeit seiner Bildung etliche Umläufe mit grösserer Excentricität
zurück gelegt hat, und diese nur nach und nach vermindert worden; allein die
andern Planeten, von denen man eben dasselbe vermuthen könnte, zeigen dieses
Phänomenon nicht. Indessen würden sie es an sich zeigen, wenn die Sorten der
leichtesten Materie, die in dem Zusammensatze des Planeten begriffen sind, eben
so häufig, als bei den Kometen vorhanden wären.
Die Erde hat etwas an sich, was man mit der
Ausbreitung der kometischen Dünste und ihren Schweifen vergleichen kann (12). Die feinsten Partikeln, die die
Sonnenwirkung aus ihrer Oberfläche zieht, häufen sich um einen von den Polen,
wenn die Sonne den halben Zirkel ihres Laufes auf der entgegen gesetzten
Halbkugel verrichtet. Die feinsten und wirksamsten Theilchen, die in dem
brennenden Erdgürtel aufsteigen, nachdem sie eine gewisee Höhe der Atmosphäre
erreicht haben, werden durch die Wirkung der Sonnenstrahlen genöthigt, in
diejenige Gegenden zu weichen und sich zu häufen, die alsdann von der Sonne
abgewandt und in einer langen Nacht begraben sind, und vergüten den Bewohnern
der Eiszone die Abwesenheit des grossen Lichtes, welches ihnen auch in dieser
Entfernung die Wirkungen seiner Wärme zuschickt. Eben dieselbe Kraft der
Sonnenstrahlen, welche die Nordlichter macht, würde einen Dunstkreis mit einem
Scheife hervor bringen, wenn die feinsten und flüchtigen Partikeln auf der Erde
eben so häufig, als auf den Kometen anzutreffen wären.
Von dem
Ursprunge der Monde und den Bewegungen der Planeten um ihre Achse
Die Bestrebung eines Planeten, aus dem Umfange der
elementarischen Materie sich zu bilden, ist zugleich die Ursache seiner
Achsendrehung und erzeugt die Monde, die um ihn laufen sollen. Was die Sonne
mit ihren Planeten im Grossen ist, das stellt ein Planet, der eine weit
ausgedehnte Anziehungssphäre hat, im Kleinern vor, nämlich das Hauptstück eines
Systems, dessen Theile durch die Attraction des Centralkörpers in Bewegung
gesetzt worden. Der sich bildende Planet, indem er die Partikeln des
Grundstoffs aus dem ganzen Umfange zu seiner Bildung bewegt, wird aus allen
diesen sinkenden Bewegungen vermittelst ihrer Wechselwirkung Kresibewegungen
und zwar endlich solche erzeugen, die in eine gemeinschaftliche Richtung
ausschlagen, und deren ein Theil die gehörige Mässignung des freien
Zirkellaufes bekommen und in dieser Einschränkung sich einer gemeinschaftlichen
Fläche nahe befinden werden. In diesem Raume werden, so wie um die Sonne die
Hauptplaneten, also auch um diese sich die Monde bilden, wenn die Weite der
Attraction solcher Himmelskörper günstige Umstände zu ihrer Erzeugung
darreicht. Was übrigens in Ansehung des Ursprunges des Sonnensystems gesagt
worden, dasselbe lässt sich auf das System des Jupiters und des Saturns mit
genugsamer Gleichheit anwenden. Die Monde werden alle nach einer Seite und
beinahe auf einer Fläche die Kreise ihres Umschwunges gerichtet haben und
dieses zwar aus den gleichen Ursachen, die diese Analogie im grossen bestimmen.
Aber warum bewegen sich diese Begleiter in ihrer gemeinschaftlichen Richtung
vielmehr nach der Seite, nach der die Planeten laufen, als nach einer jeden
andern? Ihre Umläufe werden ja durch die Kreisbewegungen nicht erzeugt: sie
erkennen lediglich die Attraction des Hauptplaneten zur Ursache, und in
Ansehung dieser sind alle Richtungen gleichgültig; ein blosses Ungefähr wird
diejenige unter allen möglichen entscheiden, nach der die sinkende Bewegung des
Stoffes in Kreise ausschlägt. In der That thut der Zirkellauf des Hauptplaneten
nichts dazu, dem Stoffe, aus dem sich um ihn die Monde bilden sollen,
Umwälzungen um diesen einzudrücken; alle Partikeln um den Planeten bewegen sich
in gleicher Bewegung mit ihm um die Sonne und sind also in respectiver Ruhe
gegen denselben. Die Attraction des Planeten thut alles allein. Allein die
Kreisbewegung, die aus ihr entstehen soll, weil sie in Ansehung aller
Richtungen an und für sich gleichgültig ist, bedarf nur einer kleinen
äusserlichen Bestimmung, um nach einer Seite vielmehr, als nach der andern
auszuschlagen; und diesen kleinen Grad der Lenkung becommt sie von der
Vorrückung der elementarischen Partikeln, welche zugleich mit um die Sonne,
aber mit mehr Geschwindigkeit laufen und in die Sphäre der Attraction des
Planeten kommen. Denn diese nöthigt die zur Sonne nähere Theilchen, die mit
schnellerem Schwunge umlaufen, schon von weitem die Richtung ihres Gleises zu
verlassen und in einer ablangen Ausschweifung sich über den Planeten zu
erheben. Diese, weil sie einen grössern Grad der Geschwindigkeit, als der
Planet selber haben, wenn sie durch dessen Anziehung zum Sinken gebracht
werden, geben ihrem geradlinichten Falle und auch dem Falle der übrigen eine
Abbeugung von Abend gegen Morgen, und es bedarf nur dieser geringen Lenkung, um
zu verursachen, dass die Kresibewegung, dahin der Fall, den die Attraction
erregt, ausschlägt, vielmehr diese, als eine jede andere Richtung nehme. Aus
diesem Grunde werden alle Monde in ihrer Richtung mit der Richtung des Umlaufs der
Hauptplaneten übereinstimmen. Aber auch die Fläche ihrer Bahn kann nicht weit
von dem Plane der Planetenkreise abweichen, weil die Materie, daraus sie sich
bilden, aus eben dem Grunde, den wir von der Richtung überhaupt angeführt
haben, auch auf diese genaueste Bestimmung derselben, nämlich die
Übereinstimmung mit der Fläche der Hauptkreise, gelenkt wird.
Man sieht aus allem diesem klärlich, welches die
Umstände seien, unter welchen ein Planet Trabanten bekommen könne. Die
Anziehungskraft desselben muss gross und folglich die Weite seiner
Wirkungssphäre weit ausgedehnt sein, damit sowohl die Theilchen, durch einen
hohen Fall zum Planeten bewegt, unerachtet dessen, was der Widerstand aufhebt,
dennoch hinlängliche Geschwindigkeit zum freien Umschwunge erlangen können, als
auch genugsamer Stoff zu Bildung der Monde in diesem Bezirke vorhanden sei,
welches bei einer geringen Attraction nicht geschehen kann. Daher sind nur die
Planeten von grossen Massen und weiter Entfernung mit Begleitern begabt.
Jupiter und Saturn, die 2 grössten und auch entferntesten unter den Planeten,
haben die meisten Monde. Der Erde, die viel kleiner als jene ist, ist nur einer
zu Theil geworden; und Mars, welchem wegen seines Abstandes auch einiger Antheil
an diesem Vorzuge gebührte, geht leer aus, weil seine Masse so gering ist.
Man nimmt mit Vergnügen wahr, wie dieselbe
Anziehung des Planeten, die den Stoff zur Bildung der Monde herbeischaffte und
zugleich derselben Bewegung bestimmte, sich bis auf seinen eigenen Körper
erstreckt, und dieser sich selber durch eben dieselbe Handlung, durch welche er
sich bildet, eine Drehung um die Achse nach der allgemeinen Richtung von Abend
gegen Morgen ertheilt. Die Partikeln des niedersinkenden Grundstoffes, welche,
wie gesagt, eine allgemeine drehende Bewegung von Abend gegen Morgen hin
bekommen, fallen grössten Theils auf die Fläche des Planeten und vermischen
sich mit seinem Klumpen, weil sie die abgemessene Grade nicht haben, sich frei
schwebend in Zirkelbewegungen zu erhalten. Indem sie nun in den Zusammensatz
des Planeten kommen, so müssen sie, als Theile desselben, eben dieselbe
Umwendung nach eben derselben Richtung fortsetzen, die sie hatten, ehe sie mit
ihm vereinigt worden. Und weil überhaupt aus dem vorigen zu ersehen, dass die
Menge der Theilchen, welche der Mangel an der erforderlichen Bewegung auf den
Centralkörper niederstürtzt, sehr weit die Anzahl der anderen übertreffen
müsse, welche die gehörige Grade der Geschwindigkeit haben erlangen können: so
begreift man auch leicht, woher dieser in seiner Achsendrehung zwar bei weitem
die Geschwindigkeit nicht haben werde, der Schwere auf seiner Oberfläche mit
der fliehenden Kraft das Gleichgewicht zu leisten, aber dennoch bei Planeten
von grosser Masse und weitem Abstande weit schneller, als bei nahen und kleinen
sein werde. In der That hat Jupiter die schnellste Achsendrehung, die wir
kennen, und ich weiss nicht, nach welchem System man dieses mit einem Körper,
dessen Klumpen alle andern übertrifft, zusammen reimen könnte, wenn man nicht
seine Bewegungen selber als die Wirkung derjenigen Anziehung ansehen könnte,
die dieser Himmelskörper nach dem Massse eben dieses Klumpens ausübt. Wenn die
Achsendrehung eine Wirkung einer äusserlichen Ursache wäre, so müsste Mars eine
schnellere, als Jupiter haben; denn eben dieselbe bewegende Kraft bewegt einen
kleinern Körper mehr, als einen grössern, und über dieses würde man sich mit
Recht wundern, wie, da alle Bewegungen weiter von dem Mittelpunkte hin
abnehmen, die Geschwindigkeiten der Umwälzungen mit denselben Entfernungen
zunehmen und beim Jupiter sogar drittehalbmal schneller, als seine jährliche
Bewegung selber sein könne.
Indem man also genöthigt ist, in den täglichen
Umwendungen der Planeten eben dieselbe Ursache, welche überhaupt die allgemeine
Bewegungsquelle der Natur ist, nämlich die Anziehung, zu erkennen: so wird
diese Erklärungsart durch das natürliche Vorrecht seines Grundbegriffes und
durch eine ungezwungene Folge aus demselben ihre Rechtmässignkeit bewähren.
Allein wenn die Bildung eines Körpers selber die
Achsendrehung hervorbringt, so müssen sie billig alle Kugeln des Weltbaues
haben; aber warum hat sie der Mond nicht, welcher, wiewohl fälschlich,
diejenige Art einer Umwendung, dadurch er der Erde immer dieselbe Seite
zuwendet, einigen vielmehr von einer Art einer Überwucht der einen Halbkugel,
als von einem wirklichen Schwunge der Revolution herzuhaben scheint? Sollte
derselbe sich wohl ehedem schneller um seine Achse gewälzt haben und durch ich
weiss nicht was für Ursachen, die diese Bewegung nach und nach verminderten,
bis zu diesem geringen und abgemessenen Überrest gebracht worden sein? Man darf
diese Frage nur in Ansehung eines von den Planeten auflösen, so ergiebt sich
daraus die Anwendung auf alle von selber. Ich verspare diese Auflösung zu einer
anderen Gelegenheit, weil sie eine nothwendige Verbindung mit derjenigen
Aufgabe hat, die die königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin auf das
1754ste Jahr zum Preise aufgestellt hatte.
Die Theorie, welche den Ursprung der
Achsendrehungen erklären soll, muss auch die Stellung ihrer Achsen gegen den
Plan ihrer Kreise aus eben denselben Ursachen herleiten können. Man hat
Ursache, sich zu verwundern, woher der Äquator der tägalichen Umwälzung mit der
Fläche der Mondenkreise, die um denselben Planeten laufen, nicht in demselben
Plane ist; denn dieselbe Bewegung, die den Umlauf eines Trabanten gerichtet,
hat durch ihre Erstreckung bis zum Körper des Planeten dessen Drehung um die
Achse hervorgebracht und dieser eben dieselbe Bestimmung in der Richtung und
Lage ertheilen sollen. Himmelskörper, die keine um sich laufende Nebenplaneten
haben, setzten sich dennoch durch eben dieselbe Bewegung der Partikeln, die zu
ihrem Stoffe dienten, und durch dasselbe Gesetz, welches jene auf die Fläche
ihrer periodischen Laufbahn einschränkte, in eine Achsendrehung, welche aus den
gleichen Gründen mit ihrer Umlaufsfläche in der Richtung übereintreffen musste.
Diesen Ursachen zu Folge müssten billig die Achsen aller Himmelskörper gegen
die allgemeine Beziehungsfläche des planetischen Systems, welche nicht weit von
der Elliptik abweicht, senkrecht stehen. Allein sie sind nur bei den zwei
wichtigsten Stücken dieses Weltbaues senkrecht, beim Jupiter und bei der Sonne;
die andern, deren Umdrehung man kennt, neigen ihre Achsen gegen dan Plan ihrer
Kreise, der Saturn mehr als die andern, die Erde aber mehr als Mars, dessen
Achse auch beinahe senkrecht gegen die Elliptik gerichtet ist. Der Äquator des
Saturns (wofern man denselben durch die Richtung seines Ringes bezeichnet
halten kann) neigt sich mit einem Winkel von 31 Graden zur Fläche seiner Bahn,
der Erden ihrer aber nur mit 23. Man kann die Ursache dieser Abweichungen
vielleicht der Ungleichheit in den Bewegungen des Stoffes beimessen, die den
Planeten zu bilden zusammen gekommen sind. In der Richtung der Fläche seines
Laufkreises war die vornehmste Bewegung der Partikeln um den Mittelpunkt
desselben, und daselbst war der Plan der Beziehung, um welchen die
elementarische Theilchen sich häuften, um daselbst die Bewegung wo möglich
zirkelgleich zu machen und zur Bildung der Nebenplaneten Materie zu häufen,
welche um deswillen niemals von der Umlaufbahn weit abweichen. Wenn der Planet
sich grösstentheils nur aus diesen Theilchen bildete, so würde seine
Achsendrehung so wenig, wie die Nebenplaneten, die um ihn laufen, bei seiner
ersten Bildung davon abgewichen sein; aber er bildete sich, wie die Theorie es
dargethan hat, mehr aus den Partikeln, die auf beiden Seiten niedersanken, und
deren Menge oder Geschwindigkeit nicht so völling abgewogen gewesen zu sein
scheint, dass die eine Halbkugel nicht eine kleine Überwucht der Bewegung über
die andere und daher einige Abweichuing der Achse hätte bekommen können.
Dieser Gründe ungeachtet trage ich diese Erklärung
nur als eine Muthmassung vor, die ich mir nicht auszumachen getraue. Meine
wahre Meinung geht dahin: dass die Umdrehung der Planeten um die Achse in dem
ursprünglichen Zustande der ersten Bildung mit der Fläche ihrer jährlichen Bahn
ziemlich genau übereingetroffen habe, und dass Ursachen vorhanden gewesen,
diese Achse aus ihrer ersten Stellung zu verschieben. Ein Himmelskörper,
welcher aus seinem ersten flüssigen Zustande in den Stand der Festigkeit
übergeht, erleidet, wenn er sich auf solche Art völlig ausbildet, eine grosse
Veränderung in det Regelmässigkeit seiner Oberfläche. Dieselbe wird feste und
gehärtet, indessen dass die tiefern Materien sich noch nicht nach Massgebung
ihrer specifischen Schwere genugsam gesenkt haben; die leichteren Sorten, die
mit in ihrem Klumpen untermengt waren, begeben sich endlich, nachdem sie sich
von den andern geschieden, unter die oberste fest gewordene Rinde und erzeugen
die grossen Höhlen, deren aus Uraschen, welche allhier anzuführen zu weitläufig
ist, die grösste und weiteste unter oder nahe zu dem Äquator befindlich sind,
in welche die gedachte Rinde endlich hinensinkt, mannigfaltige Ungleichheiten,
Berge und Höhlen, erzeugt. Wenn nun auf solche Art, wie es mit der Erde, dem
Monde, der Venus augenscheinlich vorgegangen sein muss, die Oberfläche uneben
geworden, so hat sie nicht das Gleichgewicht des Umschwunges in ihrer
Achsendrehung mehr auf allen Seiten leisten können. Einige hervorragende Theile
von beträchtlicher Masse, welche auf der entgegengesetzten Seite keine andere
fanden, die ihnen die Gegenwirkung des Schwunges leisten konnten, mussten
alsbald die Achse der Umdrehung verrücken und sie in solchen Stand zu setzen
suchen, um welchen die Materien sich im Gleichgewichte aufhielten. Eben dieselbe
Ursache also, die bei der völligen Ausbildung eines Himmelskörpers seine
Oberfläche, aus dem wagerechten Zustande in abgebrochene Ungleichheiten
versetzte, diese allgemeine Ursache, die bei allen Himmelskörpern, welche das
Fernglas deutlich genug endeckten kann, wahrgenommen wird, hat sie in die
Nothwendigkeit versetzt, die ursprüngliche Stellung ihrer Achse etwas zu
verändern. Allein diese Veränderung hat ihre Grenzen, um nicht gar zu weit
auszuschweifen. Die Ungleichheiten erzeugen sich, wie schon erwähnt, mehr neben
dem Äquator einer umdrehenden Himmelskugel, als weit von demselben; zu den
Polen hin verlieren sie sich fast gar, wovon die Ursachen anzuführen, ich
andere Gelegenheit vorbehalte. Daher werden die am meisten über die gleiche
Fläche hervorragende Massen nahe bei dem Äquinoctialzirkel anzutreffen sein,
und indem dieselbe durch den Vorzug des Schwunges diesem sich zu nähern
streben, werden sie höchstens nur um einige Grade die Achse des Himmelskorpers
aus der senkrechten Stellung von der Fläche seiner Bahn erheben können. Diesem
zu Folge wird ein Himmelskörper, der sich noch nicht völlig ausgebildet hat,
diese rechtwinklichte Lage der Achse zu seinem Laufkreise noch an sich haben,
die er vielleicht nur in der Folge langer Jahrhunderte ändern wird. Jupiter
scheint noch in diesem Zustande zu sein. Der Vorzug seiner Masse und Grösse,
die Leichtigkeit seines Stoffes haben ihn genöthigt, den festen Ruhestand
seiner Materien einige Jahrhunderte später als andere Himmelskörper zu
überkommen. Vielleicht ist das Innere seines Klumpens noch in der Bewegung, die
Theile seines Zusammensatzes zu dem Mittelpunkte nach Beschaffenheit ihrer
Schwere zu senken und durch die Scheidung der dünnern Gattungen von den
schweren den Stand der Festigkeit zu überkommen. Bei solcher Bewandtniss kann
es auf seiner Oberfläche noch nicht ruhig aussehen. Die Umstürtzungen und Ruine
herrschen auf derselben. Selbst das Fernglas hat uns davon versichert. Die
Gestalt dieses Planeten ändert sich beständig, da indessen der Mond, die Venus,
die Erde dieselbe unverändert erhalten. Man kann auch wohl mit Recht die
Vollendung der Periode der Ausbildung bei einem Himmelskörper einige
Jahrhunderte später gedenken, der unsere Erde an Grösse mehr wie
zwanzigtausendmal übertrifft und an Dichtigkeit 4mal nachsteht. Wenn seine
Oberfläche eine ruhige Beschaffenheit wird erreicht haben: so werden ohne
Zweifel weit grössere Ungleichheiten, als die, so die Erdfläche bedecken, mit
der Schnelligkeit seines Schwunges verbunden, seiner Umwendung in nicht gar
langem Zeitlaufe diejenige beständige Stellung ertheilen, die das Gleichgewicht
der Kräfte auf ihm erheischen wird.
Saturn, der 3mal kleiner, als Jupiter ist, kann
vielleicht durch seinen weitern Abstand einen Vorzug einer geschwinderen
Ausbildung vor diesem erhalten haben: zum wenigsten macht die viel schnellere
Achsendrehung desselben und das grosse Verhältniss seiner Centerfliehkraft zu
der Schwere auf seiner Oberfläche (welches in dem folgenden Hauptstücke soll
dargethan werden), dass die vermuthlich auf derselben dadurch erzeugte
Ungleichheiten gar bald den Ausschlag auf die Seite der Uberwucht durch eine
Verrückung der Achse gegeben haben. Ich gestehe freimüthig, dass dieser Theil
meines Systems, welcher die Stellung der planetischen Achsen betrifft, noch
unvollkommen und ziemlich weit entfernt sei, der geometrischen Rechnung
unterworfen zu werden. Ich habe dieses lieber aufrichtig entdecken wollen, als
durch allerhand erborgte Scheingründe der Tüchtigkeit der übrigen
Lehrverfassung Abbruch zu thun und ihr eine schwache Seite zu geben.
Nachfolgendes Hauptstück kann eine Bestätigung von der Glaubwürdigkeit der
ganzen Hypothese abgeben, wodurch wir die Bewegungen des Weltbaues haben
erklären wollen.
Von dem
Ursprunge des Ringes des Saturns und Berechnung der täglichen Umdrehung dieses
Planeten aus den Verhältnissen desselben.
Vermöge der systematischen Verfassung im
Weltgebäude hängen die Theile derselben durch eine stufenartige Abänderung
ihrer Eigenschaften zusammen, und man kann vermuthen, dass ein in der
entlegensten Gegend der Welt befindlicher Planet ungefähr solche Bestimmungen
haben werde, als der nächste Komet überkommen möchte, wenn er durch die Verminderung
der Excentricität in das planetische Geschlecht erhoben würde. Wir wollen
demnach den Saturn so ansehen, als wenn er auf eine der kometischen Bewegung
ähnliche Art etliche Umläufe mit grösserer Excentricität zurück gelegt habe und
nach und nach zu einem dem Zirkel ähnlichern Gleise gebracht worden (13). Die Hitze, die sich ihm in
seiner Sonnennähe einverleibte, erhob den leichten Stoff von seiner Oberfläche,
der, wie wir aus den vorigen Hauptstücken wissen, bei den obersten
Himmelskörpern von überschwenglicher Dünnigkeit ist, sich von geringen Graden
Wärme ausbreiten zu lassen. Indessen nachdem der Planet in etlichen Umschwüngen
zu dem Abstande, da er jetzt schwebt, gebraucht worden, verlor er in einem so
gemässigten Klima nach und nach die empfangene Wärme, und die Dünste, welche
von seiner Oberfläche sich noch immer um ihn verbreiteten, liessen nach und
nach ab, sich bis in Schweifen zu erheben. Es stiegen auch nicht mehr neue so
häufig auf, um die alten zu vermehren: kurz, die schon ihm umgebenden Dünste
blieben durch Ursachen, welche wir gleich anführen wollen, um ihn schweben und
erhielten ihm das Merkmal seiner ehemaligen kometenähnlichen Natur in einem
beständigen Ringe, indessen dass sein Körper die Hitze verhauchte und zuletzt
ein ruhiger und gereinigter Planet wurde. Nun wollen wir das Geheimniss
anzeigen, das dem Himmelskörper seine aufgestiegene Dünste frei schwebend hat
erhalten können, ja, sie aus einer rund um ihn ausgebreiteten Atmosphäre in die
Form eines allenthalben abstehenden Ringes verändert hat. Ich nehme an: Saturn
habe eine Umdrehung um die Achse gehabt; und nichts mehr, als dieses is nöthig,
um das ganze Geheimniss aufzudecken. Kein anderes Triebwerk, als dieses einzige
hat durch einen unmittelbaren mechanischen Erfolg gedachtes Phänomenon dem
Planeten zuwege gebracht; und ich getraue mir es zu behaupten, dass in der
ganzen Natur nur wenig Dinge auf einen so begreiflichen Ursprung können
gebracht werden, als diese Besonderheit des Himmels aus dem rohen Zustande der
ersten Bildung sich entwickeln lässt.
Die von dem Saturn aufsteigende Dünste hatten die
Bewegung an sich und setzten sie in der Höhe, dahin sie aufgestiegen waren,
frei fort, die sie als dessen Theile bei seiner Umdrehung um die Achse gehabt
hatten. Die Theilchen, die nahe beim Äquator des Planeten aufstiegen, müssen
die schnellste und weiter davon ab zu den Polen um so viel schwächere
Bewegungen gehabt haben, je grösser die Breite des Orts war, von dem sie
aufstiegen. Das Verhältniss der specifischen Schwere ordnete den Partikeln die
verschiedentliche Höhen, zu denen sie aufstiegen; aber nur diejenige Partikeln
konnten die Örter ihres Abstandes in einem beständig freien Zirkelumschwunge
behaupten, deren Entfernungen, in die sie versetezt waren, eine solche
Centralkraft erheischten, als diese mit der Geschwindigkeit, welche ihnen von
der Achssendrehung eigen war, leisten konnten; die übrigen, wofern sie durch
die Wechselwirkung der andern nicht zu dieser Genauheit gebracht werden können,
müssen entweder mit dem Übermasse der Bewegung aus der Sphäre des Planeten sich
entfernen, oder durch den Mangel derselben auf ihn zurück zu sinken genöthigt
werden. Die durch den ganzen Umfang der Dunstkugel zerstreute Theilchen werden
vermöge eben derselben Centralgesetze in der Bewegung ihres Umschwunges die
fortgesetzte Äquatorsfläche des Planeten von beiden Seiten zu durchschneiden
trachten, und indem sie, einander in diesem Plane von beiden Hemisphären
begegend, einander aufhalten, werden sie sich daselbst häufen; und weil ich
setze, dass gedachte Dünste diejenige sind, die der Planet zu seiner Verkühlung
zuletzt herauf schickt, wird alle zerstreuete Dunstmaterie sich neben diesem
Plane in einem nicht gar breiten Raume sammlen und die Räume zu beiden Seiten
leer lassen. In dieser neuen und veränderten Richtung aber werden sie dennoch
eben dieselbe Bewegung fortsetzen, welche sie in freien concentrischen
Zirkelumläufen schwebend erhält. Auf solche Weise nun ändert der Dunstkreis
seine Gestalt, welche eine erfüllte Sphäre war, in eine Form einer
ausgebreiteten Fläche, welche gerade mit dem Äquator des Saturns zusammen
trifft; aber auch diese Fläche muss aus eben denselben mechanischen Gründen
zuletzt die Form eines Ringes annehmen, dessen äusserer Rand durch die Wirkung
der Sonnenstrahlen bestimmt wird, welche diejenige Theilchen, die sich bis zu
gewisser Weite von dem Mittelpunkte des Planeten entfernt haben, durch ihre
Kraft zerstreuet und entfernt, so wie sie es bei den Kometen thut, und dadurch
die auswendige Grenze ihres Dunstkreises abzeichnet. Der inwendige Rand dieses
entspringenden Ringes wird durch das Verhältniss der Geschwindigkeit des
Planeten unter seinem Äquator bestimmt. Denn in demjenigen Abstande von seinem
Mittelpunkte, da diese Geschwindigkeit mit der Attraction des Orts das
Gleichgewicht leistet, da ist die grösste Nähe, in welcher die von seinem
Körper aufgestiegene Theilchen durch die von der Achsendrehung eigene Bewegung
Zirkelkreise beschreiben können. Die nähern Theilchen, weil sie einer grössern
Gesechwindigkeit zu solchem Umlaufe bedürfen, die sie doch nicht haben können,
weil selbst auf dem Äquator des Planeten die Bewegung nicht schneller ist,
werden dadurch excentrische Läufe erhalten, die einander durchkreuzen, eines
der andern Bewegung schwächen und endlich insgesammt auf den Planeten
niederstürzen, vom dem sie sich erhoben hatten. Da sehen wir nun das
wunderseltsame Phänomenon, dessen Anblick seit seiner Entdeckung die Astronomen
jederzeit in Bewunderung gesetzt hat, und dessen Ursache zu entdecken man
niemals auch nur eine wahrscheinliche Hoffnung hat fassen können, auf eine
leicht, von aller Hypothese befreiete mechanische Art entstehen. Was dem Saturn
widerfahren ist, das würde, wie hieraus leicht ersehen werden kann, einem jeden
Kometen, der genugsame Achsendrehung hätte, wenn er in eine beständige Höhe
versetzt würde, in der sein Körper nach und nach verkühlen könnte, eben so
regelmässig widerfahren. Die Natur ist an vortrefflichen Auswickelulngen in dem
sich selbst gelaassenen Zustande ihrer Kräfte sogar im Chaos fruchtbar, und die
darauf folgende Ausbildung bringt so herrliche Beziehungen und
Übereinstimmungen zum gemeinsamen Nutzen der Creatur mit sich, dass sie sogar
in den ewigen und unwandelbaren Gesetzen ihrer wesentlichen Eigenschaften
dasjenige grosse Wesen mit einstimmiger Gewissheit zu erkennen geben, in
welchem sie vermittelst ihrer gemeinschaftlichen Abhängigkiet sich zu einer
gesammten Harmonie vereinbaren. Saturn hat von seinem Ringe grosse Vortheile;
er vermehrt seinen Tag und erleuchtet unter so viel Monden dessen Nacht
dermassen, dass man daselbst leichtlich die Abwesenheit der Sonne vergisst.
Aber muss man denn deswegen leugnen, dass die allgemeine Entwickelung der
Materie durch mechanische Gesetze, ohne andere, als ihre allgemeine
Bestimmungen zu bedürfen, habe Beziehungen hervorbringen können, die der
vernünftigen Creatur Nutzen schaffen? Alle Wesen hängen aus einer Ursache
zusammen, welche der Verstand Gottes ist; sie können daher keine andere Folgen
nach sich ziehen, als solche, die eine Vorstellung der Vollkommenheit in eben
derselben göttlichen Idee mit sich führen.
Wir wollen nunmehr die Zeit der Achsendrehung
dieses Himmelskörpers aus den Verhältnissen seines Ringes nach der angeführten
Hypothese seiner Erzeugung berechnen. Weil alle Bewegung der Theilchen des
Ringes eine einverleibte Bewegung von der Achsendrehung des Saturns ist, auf
dessen Oberfläche sie sich befanden: so trifft die schnellst Bewegung unter
denen, die diese Theilchen haben, mit der schellsten Umwendung, die auf der
Oberfläche des Saturns angetroffen wird, überein, das ist: die Geschwindigkeit,
womit die Partikeln des Ringes in seinem inwendigen Rande umlaufen, ist
derjenigen, die der Planet auf seinem Äquator hat, gleich. Man kann aber jene
leicht finden, indem man sie aus der Geschwindigkeit eines von den
Saturnustrabanten sucht, dadurch dass man selbige in dem Verhältnisse der
Quadratwurzel der Entfernungen von dem Mittelpunkte des Planeten nimmt. Aus der
gefundenen Geschwindigkeit ergiebt sich unmittelbar die Zeit der Umdrehung des
Saturns um seine Achse; sie ist von sechs Studen, drei und zwanzig Minuten und
drei und funfzig Secunden. Diese mathematische Berechnung einer unbekannten
Bewegung eines Himmelskörpers, die vielleicht die einzige Vorherverkündigung
ihrer Art in der eigentlichen Naturlehre ist, erwartet von den Beobachtungen
künstiger Zeiten die Bestätigung. Die noch zur Zeit bekannte Ferngläser
vergrössern den Saturn nicht so sehr, dass man die Flecken, die man auf seiner
Oberfläche vermuthen kann, dadurch entdecken könnte, um durch deren Verrückung
seine Umwendung um die Achse zu ersehen. Allein die Sehröhre haben vielleicht
noch nicht alle diejenige Vollkommenheit erlangt, die man von ihnen hoffen
kann, und welche der Fleiss und die Geschicklichkeit der Künstler uns zu
versprechen scheint. Wenn man dereinst dahin gelangte, unsern Muthmassungen den
Ausschlag durch den Augenschein zu geben, welche Gewissheit würde die Theorie
des Saturns und was für enine vorzügliche Glaubwürdigkeit würde das ganze
System dadurch nicht erlangen, das auf den gleichen Gründen errichtet ist. Die
Zeit der täglichen Umdrehung des Saturns führt auch das Verhältniss der den
Mittelpunkt fliehenden Kraft seines Äquators zu Schwere auf seiner Oberfläche mit
sich; sie ist zu dieser, wie 20:32. Die Schwere ist also nur um 3/5 grösser,
als die Centerfliehkraft. Dieses so grosse Verhältniss verursacht nothwendig
einen sehr beträchtlichen Unterschied der Durchmesser dieses Planeten, und man
könnte besorgen, dass er so gross enspringen müsste, dass die Beobachtung bei
diesem obzwar wenig durch das Fernglas vergrösserten Planeten dennoch gar zu
deutlich in die Augen fallen müsste, welches wirklich nicht geschieht, und die
Theorie dadurch einen nachtheiligen Anstoss erleiden könnte. Eine gründliche
Prüfung hebt diese Schwierigkeit völlig. Nach der Huygenianischen Hypothese,
welche annimmt, dass die Schwere in dem Innern eines Planeten durch und durch
gleich sei, ist der Unterschied der Durchmesser in einem zweifach kleinern
Verhältniss zu dem Durchmesser des Äquators, als die Centerfliehkraft zur
Schwere unter den Polen hat. Z. E. da bei der Erde die den Mittelpunkt
fliehende Kraft des Äquators 1/289 der Schwere unter den Polen ist: so muss in
der Huygenianischen Hypothese der Durchmesser der Äquatorsfläche 1/578 grösser,
als die Erdachse sein. Die Ursache ist diese: weil, da die Schwere, der
Voraussetzung gemäss in dem Innern des Erdklumpens in allen Nähen zum
Mittelpunkte so gross, wie auf der Oberfläche ist, die Centrifugalkraft aber
mit den Annäherungen zum Mittelpunkte abnimmt, selbige nicht allenthalben 1/289
der Schwere ist, sondern vielmehr die ganze Verminderung des Gewichtes der
flüssignen Säule in der Äquatorsfläche aus diesem Grunde nicht 1/289, sondern
die Hälfte davon, d. i. 1/578 desselben, beträgt. Dagegen hat in der Hypothese
des Newton die Centerfliehkraft, welche die Achsendrehung erregt, in der ganzen
Fläche des Äquators bis zum Mittelpunkte ein gleiches Verhältniss zur Schwere
des Orts: weil diese in dem Innern des Planeten (wenn er durch und durch von
gleichförmiger Dichtigkeit angenommen wird) mit dem Abstande vom Mittelpunkte
in derselben Proportion, als die Centerfliehkraft abnimmet, mithin diese
jederzeit 1/289 der erstern ist. Dieses verursacht eine Erleichterung der
flüssign Säule in der Äquatorsfläche und auch die Erhebung derselben um 1/289,
welcher Unterschied der Durchmesser in diesem Lehrbegriffe noch dadurch
vermehrt wird, dass die Verkürzung der Achse eine Annäherung der Theile zum
Mittelpunkte, mithin eine Vermehrung der Schwere, die Verlängerung des
Äquatordurchmessers aber eine Entfernung der Theile von eben demselben
Mittelpunkte und daher eine Verringerung ihrer Gravität mit sich führt und aus
diesem Grunde die Abplattung des Newtonischen Sphäroids so vermehrt, dass der
Unterschied der Durchmesser von 1/289 bis zu 1/250 erhoben wird.
Nach diesen Gründen müssten die Durchmesser des
Saturns noch in grösserem Verhältnisse, als das von 20 zu 32 ist, gegen
einander sein; sie müssten der Proportion von 1 zu 2 beinahe gleich kommen: ein
Unterschied, der so gross ist, dass die geringste Aufmerksamkeit ihn nicht
fehlen würde, so klein auch Saturn durch die Ferngläser erscheinen mag. Allein
heiraus ist nur zu ersehen, dass die Voraussetzung der gleichförmigen
Dichtigkeit, welche bei dem Erdkörper ziemlich richtig angebracht zu sein
scheint, beim Saturn gar zu weit von der Wahrheit abweiche; welches schon an
sich selber bei einem Planeten wahrscheinlich ist, dessen Klumpen dem grössten
Theile seines Inhaltes nach aus den leichtesten Materien besteht und denen von
schwererer Art in die Niedersinkung zum Mittelpunkte nach Beschaffenheit ihrer
Schwere weit freier verstattet, als diejenige Himmelskörper, deren viel
dichterer Stoff den Niedersatz der Materien verzögert und sie, ehe diese
Niedersinkung geschehen kann, fest werden lässt. Indem wir also beim Saturn
voraussetzen, dass die Dichtigkeit seiner Materien in seinem Innern mit der
Annäherung zum Mittelpunkte zunehme, so nimmt die Schwere nicht mehr in diesem
Verhältnisse ab; sondern die wachsende Dichtigkeit ersetzt den Mangel der
Theile, die über die Höhe des in dem Planeten befindlichen Punkts gesetzt sind
und durch ihre Anziehung zu dessen Gravität nichts beitragen (14).
Wenn diese vorzügliche Dichtigkeit der tiefsten Materien sehr
gross ist, so verwandelt sie vermöge der Gesetze der Anziehung die zum
Mittelpunkte hin in dem Innern abnehmende Schwere in eine fast gleichförmige
und setzt das Verhältniss der Durchmesser dem Huygenischen nahe, welches immer
die Hälfte von dem Verhältniss zwischen der Centrifugalkraft und der Schwere
ist; folglich da diese gegen einander wie 2:3 waren, so wird der Unterschied
der Durchmesser dieses Planeten nicht 1/3, sondern 1/6 des Äquatordurchmessers
sein; welcher Unterschied schliesslich noch dadurch verborgen wird, weil
Saturn, dessen Achse mit der Fläche seiner Bahn jederzeit einen Winkel von 31
Graden macht, die Stellung desselben gegen seinen Äquator niemals, wie beim
Jupiter gerade zu darbietet, welches den vorigen Unterschied fast um den
dritten Theil dem Scheine nach vermindert. Man kann bei solchen Umständen und
vornehmlich bei der so grossen Weite dieses Planeten leicht erachten: dass die
abgeplattete Gestalt seines Körpers nicht so leicht, als man wohl denken
sollte, in die Augen fallen werde; dennoch wird die Sternwissenschaft, deren
Aufnehmen vornehmlich auf die Vollkommenheit der Werkzeuge ankommt, die
Entdeckung einer so merkwürdigen Eigenschaft, wo ich mir nicht zu sehr schmeichle,
durch derselben Hülfe vielleicht zu erreichen in den Stand gesetzt werden.
Was ich von der Figur des Saturns sage, kann
gewissermassen der Naturlehre des Himmels zu einer allgemeinen Bemerkung
dienen. Jupiter, der nach einer genauen Ausrechnung ein Verhältniss der Schwere
zur Centrifugalkraft auf seinem Äquator wenigstens wie 9.25:1 hat, sollte, wenn
sein Klumpen durch und durch von gleichförmiger Dichtigkeit wäre, nach den
Lehrsätzen des Newton einen noch grössern Unterschied, als 1/9 zwischen seiner
Achse und dem Äquatorsdurchmesser an sich zeigen. Allein Cassini hat ihn nur
1/16, Pound 1/12, bisweilen 1/14 befunden; wenigstens stimmen alle diese
verschiedene Beobachtungen, welche durch ihren Unterschied die Schwierigkeit
dieser Abmessung bestätigen, darin überein, sie viel kleiner zu setzen, als sie
es nach dem System des Newton, oder vielmehr nach seiner Hypothese von der
gleichförmigen Dichtigkeit sein sollte. Und wenn man daher die Voraussetzung
der gleichförmigen Dichtigkeit, welche die so grosse Abweichung der Theorie von
der Beobachtung veranlasst, in die viel wahrscheinlichere verändert, da die
Dichtigkeit des planetischen Klumpens zu seinem Mittelpunkte hin zunehmend
gesetzt wird: so wird man nicht allein an dem Jupiter die Beobachtung rechtfertigen,
sondern auch bei dem Saturn, einem viel schwerer abzumessenden Planeten, die
Ursache einer minderen Abplattung seines sphäroidischen Körpers deutlich
einsehen können.
Wir haben aus der Erzeugung des saturnishen Ringes
Anlass genommen, den kühnen Schritt zu wagen, die Zeit der Achsendrehung,
welche die Ferngläser zu endecken nicht vermögen, ihm durch Rechnung zu
bestimmen. Lasset uns diese Probe einer physischen Vorhersagung noch mit einer
andern an eben diesem Planeten vermehren, welche von vollkommeneren Werkzeugen
künftiger Zeiten das Zeugnis ihrer Richtigkeit zu erwarten hat.
Der Voraussetzung gemäss, dass der Ring des
Saturns eine Häufung der Theilchen sei, die, nachdem sie von der Oberfläche
dieses Himmelskörpers als Dünste aufgestiegen, sich vermöge des Schwunges, den
sie von der Achsendrehung desselben an sich haben und fortsetzen, in der Höhe
ihres Abstandes frei in Zirkeln laufend erhalten, haben dieselbe nicht in allen
ihren Entfernungen vom Mittelpunkte gleich periodische Umlaufszeiten; sondern
diese verhalten sich vielmehr, wie die Quadratwurzeln aus den Würfeln ihres
Abstandes, wenn sie sich durch die Gesetze der Centralkräfte schwebend erhalten
sollen. Nun ist die Zeit, darin nach dieser Hypothese die Theilchen des
inwendigen Randes ihren Umlauf verrichten, ungefähr von 10 Stunden, und die
Zeit des Zirkellaufs der Partikeln im auswendigen Rande ist nach gehöriger
Ausrechnung 15 Stunden; also, wenn die niedrigsten Theile des Ringes ihren
Umlauf 3 mal verrichtet haben, haben es die entferntesten nur 2mal gethan. Es
ist aber wahrscheinlich, man mag die Hinderniss, die die Partikeln bei ihrer
grossen Zerstreuung in der Ebene des Ringes einander leisten, so gering
schätzen, als man will, dass das Nachbleiben der entferntern Theilchen bei jeglichem
ihrer Umläufe die schneller bewegte niedrige Theile nach und nach verzögert und
aufhält, dagegen diese den obern einen Theil ihrer Bewegung zu einer
geschwindern Umwendung eindrücken müssen, welches, wenn diese Wechselwirkung
nicht endlich unterbrochen würde, so lange dauren würde, bis die Theilchen des
Ringes alle dahin gebracht wären, sowohl die niedrigen, als die weitern, in
gleicher Zeit sich herumzuwenden, als in welchem Zustande sie in respectiver
Ruhe gegen einander sein und durch die Wegrückung keine Wirkung in einander
thun würden. Nun würde aber ein solcher Zustand, wenn die Bewegung des Ringes
dahin ausschlüge, denselben gänzlich zerstören, weil, wenn man die Mitte von
der Ebene des Ringes nimmt und setzt, dass daselbst die Bewegung in dem Zustande
verbleibe, darin sie vorher war und sein muss, um einen freien Zirkellauf
leisten zu können, die untern Theilchen, weil sie sehr zurück gehalten worden,
sich nicht in ihrer Höhe schwebend erhalten, sondern in schiefen und
excentrischen Bewegungen einander durchkreuzen, die entferntern aber, durch den
Eindruck einer grössern Bewegung, als sie für die Centralkraft ihres Abstandes
sein soll, weiter von dem Saturn abgewandt, als die Sonnenwirkung die äussere
Grenze des Ringes bestimmt, durch dieselbe hinter dem Planeten zerstreuet und
forgeführt werden müssten.
Allein man darf alle diese Unordung nicht
befürchten. Der Mechanismus der erzeugenden Bewegung des Ringes führt auf eine
Bestimmung, die denselben vermittelst eben der Ursachen, die ihn zerstören sollen,
in einen sichern Zustand versetzt, dadurch dass er in etliche concentrische
Zirkelstreifen getheilt wird, welche wegen der Zwischenräume, die sie
absondern, keine Gemeinschaft mehr unter einander haben. Denn indem die
Partikeln, die in dem inwendigen Rande des Ringes umlaufen, die obere durch
ihre schnellere Bewegung etwas fortführen und ihren Umlauf beschleunigen, so
verursachen die vermehrten Grade der Geschwindigkeit in diesen ein Übermass der
Centrifugalkraft und eine Entfernung von dem Orte, da sie schwebten. Wenn man
aber voraussetzt, dass, indem dieselbe sich von den niedrigen zu trennen
bestreben, sie einen gewissen Zusammenhang zu überwinden haben, der, ob es zwar
zerstreuete Dünste sind, dennoch bei diesen nicht ganz nichts bedeutend zu sein
scheint: so wird dieser vermehrte Grad des Schwunges gedachten Zusammenhang zu
überwinden trachten, aber selbigen nicht überwinden, so lange der Überschuss
der Centerfliehkraft, die er in gleicher Umlaufszeit mit den niedrigsten
anwendet, über die Centralkraft ihres Orts dieses Anhängen nicht übertrifft.
Und aus diesem Grunde muss in einer gewissen Breite eines Streifens von diesem
Ringe, obgleich, weil dessen Theile in gleicher Zeit ihren Umlauf verrichten,
die obere eine Bestrebung anwenden, sich von den untern abzureissen, dennoch
der Zusammenhang bestehen, aber nicht in grössere Breite, weil, indem die
Geschwindigkeit dieser in gleichen Zeiten umbewegten Theilchen mit den
Entfernungen, also mehr, als sie es nach den Centralgesetzen thun sollte, zunimmt,
wenn sie den Grad überschritten hat, den der Zusammenhang der Dunsttheilchen
leisten kann, von diesen sich abreissen und einen Abstand annehmen müssen,
welcher dem Überschusse der Umwendungskraft über die Centralkraft des Orts
gemäss ist. Auf diese Weise wird der Zwischenraum bestimmt, der den ersten
Streifen des Ringes von den übrigen absondert; und auf gleiche Weise macht die
beschleunigte Bewegung der obern Theilchen durch den schnellen Umlauf der
untern und der Zusammenhang derselben, welcher die Trennung zu hindern
trachtet, den zweiten concentrischen Ring, von welchem der dritte um eine
mässige Zwischenweite absteht. Man könnte die Zahl dieser Zirkelstreifen und
die Breite ihrer Zwischenräume ansrechnen, wenn der Grad des Zusammenhanges
bekannt wäre, welcher die Theilchen an einander hängt; allein wir können uns
begnügen, überhaupt die Zusammensetzung des saturnischen Ringes, die dessen
Zerstörung vorbeugt und ihn durch freie Bewegungen schwebend erhält, mit gutem
Grunde der Wahrscheinlichkeit errathen zu haben.
Diese Muthmassung vergnügt mich nicht wenig
vermittelst der Hoffnung, selbige noch wohl dereinst durch wirkliche
Beobachtungen bestätigt zu sehen. Vor einigen Jahren verlautete aus London,
dass, indem man mit einem neuen, vom Herrn Bradley verbesserten Newtonischen
Sehrohre den Saturn beobachtete, es geschienen habe, sein Ring sei eigentlich
eine Zusammensetzung von veilen concentrischen Ringen, welche durch
Zwischenräume abgesondert wären. Diese Nachricht ist seitdem nicht fortgesetzt
worden (15). Die Werkzeuge des
Gesichts haben die Kenntnisse der äussersten Gegenden des Weltgebäudes dem
Verstande eröffnet. Wenn es nun vornehmlich auf sie ankommt, neue Schritte
darin zu thun, so kann man von der Aufmerksamkeit des Jahrhunderts auf alle
dasjenige, was die Einsichten der Menschen erweitern kann, wohl mit
Wahrscheinlichkeit hoffen, dass sie sich vornehmlich auf eine Seite wenden
werde, welche ihr die grösste Hoffnung zu wichtigen Entdeckungen darbietet.
Wenn aber Saturn so glücklich gewesen, sich einen
Ring zu verschaffen, warum ist denn kein anderer Planet mehr dieses Vortheils
theilhaftig geworden? Die Ursache ist deutlich. Weil ein Ring aus den
Ausdünstungen eines Planeten, der sie bei seinem rohen Zustande aushaucht,
entstehen soll, und die Achsendrehung diesen den Schwung geben muss, den sie
nur fortzusetzen haben, wenn sie in die Höhe gelangt sind, da sie mit dieser
eingepflanzten Bewegung der Gravitation gegen den Planeten gerade das
Gleichgewicht leisten können: so kann man leicht durch Rechnung bestimmen, zu
welcher Höhe die Dünste von einem Planeten aufsteigen müssen, wenn sie durch
die Bewegungen, die sie unter dem Äquator desselben hatten, sich in freier
Zirkelbewegung erhalten sollen, wenn man den Durchmesser des Planeten, die Zeit
seiner Umdrehung und die Schwere auf seiner Oberfläche kennt. Nach dem Gesetze
der Centralbewegung wird die Entfernung eines Körpers, der um einen Planeten
mit einer dessen Achsendrehung gleichen Geschwindigkeit frei im Zirkel laufen
kann, in eben solchem Verhältnisse zum halben Durchmesser des Planeten sein,
als die den Mittelpunkt fliehende Kraft ünter dem Äquator desselben zur Schwere
ist. Aus diesen Gründen war die Entfernung des innern Randes des Saturnringes
wie 8, wenn der halbe Diameter desselben wie 5 angenommen wird, welche zwei
Zahlen in demselben Verhältnisse wie 32:20 sind, die, so wie wir vorher bemerkt
haben, die Proportion zwischen der Schwere und der Centerfliehkraft unter dem
Äquator ausdrücken. Aus den gleichen Gründen, wenn man setzte, dass Jupiter
einen auf diese Art erzeugten Ring haben sollte, würde dessen kleinster halber
Durchmesser die halbe Dicke des Jupiter 10mal übertreffen, welches gerade dahin
treffen würde, wo sein äusserster Trabant um ihn läuft, und daher sowohl aus
diesen Gründen, als auch, weil die Ausdünstung eines Planeten sich so weit von
ihm nicht ausbreiten kann, unmöglich ist. Wenn man verlangte zu wissen, warum
die Erde keinen Ring bekommen hat, so wird man die Beantwortung in der Grösse
des halben Durchmessers finden, den nur sein innerer Rand hätte haben müssen,
welcher 289 halbe Erddiameter müsste gross geworden sein. Bei den langsamer
bewegten Planeten entfernt sich die Erzeugung eines Ringes noch weiter von der
Möglichkeit; also bleibt kein Fall übrig, da ein Planet auf die Weise, wie wir
es erklärt haben, einen Ring hätte bekommen können, als derjenige, darin der
Planet ist, welcher ihn wirklich hat, welches eine nicht geringe Bestätigung
der Glaubwürdigkiet unserer Erklärungsart ist.
Was mich aber fast versichert macht, dass der
Ring, welcher den Saturn umgiebt, ihm nicht auf diejenige allgemeine Art
entstanden und durch die allgemeine Bildungsgesetze erzeugt worden, die durch
das ganze System der Planeten geherrscht und dem Saturn auch seine Trabanten
verschafft hat, dass, sage ich, diese äusserliche Materie nicht ihren Stoff
dazu hergegeben, sondern er ein Geschöpf des Planeten selber sei, der seine
flüchtigsten Theile durch die Wärme erhoben und ihnen durch seine eigene
Achsendrehung den Schwung zur Umwendung ertheilt hat, ist dieses, dass der Ring
nicht so wie die andern Trabanten desselben und wie überhaupt alle umlaufende
Körper, die in der Begleitung der Hauptplaneten befindlich sind, in der
allgemeinen Beziehungsfläche der planetischen Bewegungen gerichtet ist, sondern
von ihr sehr abweicht: welches ein sicherer Beweis ist, dass er nicht aus dem
allgemeinen Grundstoffe gebildet und seine Bewegung aus dessen Herabsinken
bekommen, sondern von dem Planeten nach längst vollendeter Bildung aufgestiegen
und durch dessen eingepflanzte Umschwungskräfte, als sein abgeschiedener Theil,
eine sich auf desselben Achsendrehung beziehende Bewegung und Richtung bekommen
habe.
Das Vergnügen, eine von den seltensten
Besonderheiten des Himmels in dem ganzen Umfange ihres Wesens und Erzeugung
begriffen zu haben, hat uns in eine so weitläufige Abhandlung verwickelt.
Lasset uns mit der Begünstigung unserer gefälligen Leser dieselbe, wo es
beliebig, bis zur Ausschweifung treiben, um, nachdem wir uns auf eine angenehme
Art willkürlichen Meinungen mit einer Art von Ungebundenheit überlassen haben,
mit desto mehrerer Behutsamkeit und Sorgfalt wiederum zu der Wahrheit zurück zu
kehren.
Könnte man sich nicht einbilden, dass die Erde
eben sowohl, wie Saturn ehemals einen Ring gehabt habe? Er möchte nun von ihrer
Oberfläche eben so, wie Saturns seiner aufgestiegen sein und habe sich sich
lange Zeit erhalten, indessen dass die Erde von einer viel schnelleren
Umdrehung, als die gegenwärtige ist, durch wer weiss was für Ursachen bis zu
gegenwärtigem Grade aufgehalten worden, oder dass man dem abwärts sinkenden
allgemeinen Grundstoffe es zutrauet, denselben nach den Regeln, die wir oben
erklärt, gebildet zu haben, welches man so genau nicht nehmen muss, wenn man
seine Neigung zum Sonderbaren vergnügen will. Allein was für einen Vorrath von
schönen Erläuterungen und Folgen bietet uns eine solche Idee dar! Ein Ring um
die Erde! Welche Schönheit eines Anblicks für diejenige, die erschaffen waren,
die Erde als ein Paradies zu bewohnen; wie viel Bequemlichkeit für diese,
welche die Natur von allen Seiten anlachen sollte! Allein dieses is noch nichts
gegen die Bestätigung, die eine solche Hypothese aus der Urkunde der
Schöpfungsgeschichte enlehnen kann, und die für diejenige keine geringe
Empfehlung zum Beifalle ist, welche die Ehre der Offenbarung nicht zu
entweihen, sondern zu bestätigen glauben, wenn sie sich ihrer bedienen, den
Ausschweifungen ihres Witzes dadurch ein Ansehen zu geben. Das Wasser der
Feste, deren die Mosaische Beschreibung erwähnt, hat den Auslegern schon nicht
wenig Mühe verursacht. Könnte man sich dieses Ringes nicht bedienen, sich aus
dieser Schwierigkeit heraus zu helfen? Dieser Ring bestand ohne Zweifel aus
wässrichten Dünsten; und man hat ausser dem Vortheile, den er den ersten
Bewohnern der Erde verschaffen konnte, noch diesen, ihn im benöthigten Falle
zerbrechen zu lassen, um die Welt, die solcher Schönheit sich unwürdig gemacht
hatte, mit Überschwemmungen zu züchtigen. Entweder ein Komet, dessen Anziehung
die regelmässige Bewegungen seiner Theile in Verwirrung brachte, oder die
Verkühlung der Gegend seines Aufenthalts vereinigt dessen zerstreuete
Dunsttheile und stürzte sie in einem der allergrausamsten Wolkenbrüche auf den
Erdboden nieder. Man weiss leichtlich, was die Folge hievon war. Alle Welt ging
im Wasser unter und sog noch über dieses in den fremden und flüchtigen Dünsten
dieses unnatürlichen Regens denjenigen langsamen Gift ein, der alle Geschöpfe
dem Tode und der Zerstörung näher brachte. Nunmehr war die Figur eines blassen
und lichten Bogens von dem Horizonte verschwunden, und die neue Welt, welche
sich dieses Anblicks niemals erinnern konnte, ohne ein Schrecken vor diesem
fürchterlichen Werkzeug der göttlichen Rache zu empfinden, sah vielleicht mit
nicht geringer Bestürtzung in dem ersten Regen denjenigen farbichten Bogen, der
seiner Figur nach den erstern abzubilden schien, aber durch die Versicherung
des versöhnten Himmels ein Gnadenzeichen und Denkmaal einer fortwährenden
Erhaltung des nunmehr veränderten Erdbodens sein sollte. Die Ähnlichkeit der
Gestalt dieses Erinnerungszeichens mit der bezeichneten Begebenheit könnte eine
solche Hypothese denjenigen anpreisen, die der herrschenden Neigung ergeb sind,
die Wunder der Offenbarung mit den ordentlichen Naturgesetzen in ein System zu
bringen. Ich finde es für rathsamer, den flüchtigen Beifall, den solche
Übereinstimmungen erwecken können, dem wahren Vergnügen völlig aufzuopfern,
welches aus der Wahrnehmung des regelmässigen Zusammenhanges entspringt, wenn
physische Analogien einander zur Bezeichnung physischer Wahrheiten
unterstützen.
Von dem
Zodiakallichte
Die Sonne is mit einem subtilen und dunstigen
Wesen umgeben, welches in der Fläche ihres Äquators mit einer nur geringen
Ausbreitung auf beiden Seiten bis zu einer grossen Höhe sie umgiebt, wovon man
nicht versichert sein kann, ob es, wie Herr von Mairan es abbildet, in der
Figure eines erhaben geschliffenen Glases (figura lenticulari) mit der
Oberfläche der Sonne zusammen stösst, oder wie der Ring des Saturns
alltnthalben von ihm absteht. Es sei nun das eine oder das andere, so bleibt
Ähnlichkeit genug übrig, um dieses Phänomenon mit dem Ringe des Saturns in
Vergleichung zu stellen und es aus einem übereinkommenden Ursprunge
herzuleiten. Wenn diese ausgebreitete Materie ein Ausfuss aus der Sonne ist,
wie es denn am wahrscheinlichsten ist, sie dafür zu halten, so wird man die
Ursache nicht verfehlen können, die sie auf die dem Sonnenäquator gemeine
Fläche gebracht hat. Der leichteste und flüchtigste Stoff, den das Sonnenfeuer
von dessen Oberfläche erhebt und schon lange erhoben hat, wird durch derselben
Wirkung weit über sie fortgetrieben und bleibt nach Massgebung seiner
Leichtigkeit in einer Entfernung schweben, wo die forttreibende Wirkung der
Strahlen der Schwere dieser Dunsttheilchen das Gleichgewicht leistet, oder sie
werden von dem Zuflusse neuere Partikeln unterstürtzt, welche beständig zu
ihnen hinzu hommen. Nun weil di Sonne, indem sie sich um die Achse dreht, disen
von ihrer Oberfläche abgerissenen Dünsten ihre Bewegung gleichmässig eindrükt:
so behalten dieselbe einen gewiseen Schwung zum Umlaufe, wodurch sie von beiden
Seiten den Centralgesetzen gemäss in dem Zirkel ihrer Bewegung die fortgesetzte
Äquatorsfläche der Sonne zu durchschneiden bestrebt sind; und daher, weil sie
in gleicher Quantität von beiden Hemisphärien sich zu derselben hindringen, daselbst
sich mit gleichen Kräften häufen und eine ausgebreitete Ebene in diesem auf den
Sonnenäquator beziehenden Plan formiren.
Allein unerachtet dieser Ähnlichkeit mit dem
Saturnusringe bleibt ein wesentlicher Unterschied übrig, welcher das Phänomenon
des Zodiakallichtes von jenem sehr abweichend macht. Die Partikeln des erstern
erhalten sich durch die eingepflanzte Umdrehungsbewegung in frei schwebendem
Zirkellaufe; allein die theilchen des letztern werden durch die Kraft der
Sonnenstrahlen in ihrer Höhe erhalten, ohne welche die ihnen von der
Sonnenumwendung beiwohnende Bewegung gar weit fehlen würde, sie im freien
Umschwunge vom Falle abzuhalten. Den da die den Mittelpunkt fliehende Kraft der
Achsendrehung auf der Oberfläche der Sonne noch night 1/40000 der Attraction
ist: so würden diese aufgestiegene Dünste 40000 halbe Sonnendiameter von ihr
entfernt wrden müssen, um in solcher Weite allererst eine Gravitation
znzutreffent, die ihrer mitgetheilten Bewewgung das Gleichgewicht leisten
könnte. Man ist also sicher, dieses Phänomenon der Sonne ihr nicht auf die dem
Saturnusringe gleiche Art zuzumessen.
Gleichwohl bleibt eine nicht geringe
Wahrscheinlichkeit übrig, dass dieser Halsschmuck der Sonne vielleicht
denselben Ursprung erkenne, den die gesammte Nature erkennt, nämlich die
Bildung aus dem allgemeinen Grundstoff, dessen Theile, da sie in den höchsten
Gegenden der Sonnenwelt herum geschwebt, nur allerest nach völlig vollendeter
Bildung des ganzen Systems zu der Sonne in einem späten Falle mit geschwächtere,
aber doch von Abend gegen Morgen gekrümmter Bewegung herab gesunken und
vermittelst dieser Art des Kresilaufes die fortgesetzte Äquatorsfläche
derselben durchschnitten, daselbst durch ihre Häufung von beiden Seiten, indem
sie sich aufhielten, eine in dieser Stellung ausgebreitete Ebene eingenommen
haben, worin sie sich zum Theil durch der Sonnenstrahlen Zurücktreibung, zum
Theil durch ihre wirklich erlangte Kresibewegung jetzt in beständig gleicher
Höhe erhalten. Die gegenwärtige Erklärung hat keine andere Würdigkeit, als
diejenige, welche Muthmassungen zukommt, und keinen Anspruch, als nure auf
einen willkürlichen Beifall; das Urtheil des Lesers mag sich auf diejenige
Seite wenden, welche ihm die annehmungswürdigste zu sein dünkt.
Von der
Schöpfung im ganzen Umfange ihrer Unendlichkeit sowohl dem Raume, als der Zeit
nach.
Das Welgebäude setzt durch seine unermessliche
Grösse und durch die unendliche Mannigfaltigkeit und Schönheit, welche aus ihm
von allen Seiten hervorleuchtet, in ein stilles Erstaunen. Wenn die Vorstellung
aller dieser Vollkommenheit nun die Einbildungskraft rührt, so nimmt den
Verstand andererseits eine andere Art der Entzückung ein, wenn er betrachtet,
wie so viel Pracht, so viel Grösse aus einer einzigen allgemeinen Regel mit
einer ewigen und richtigen Ordnung abfliesst. Der planetische Weltbau, in dem
die Sonne aus dem Mittelpunkte aller Kreise mit ihrer mächtigen Anziehung die
bewohnte Kugeln ihres Systems in ewigen Kreisen umlaufend macht, ist gänzlich,
wie wir gesehen haben, aus dem ursprünglich ausgebreiteten Grundstoff aller
Weltmaterie gebildet worden. Alle Fixsterne, die das Auge an der hohlen Tiefe des
Himmels entdeckt, und die eine Art von Verschwendung anzuzeigen scheinen, sind
Sonnen und Mittelpunkte von ähnlichen Systemen. Die Analogie erlaubt es also
hier nicht, zu zweifeln, dass diese auf die gleiche Art, wie das, darin wir uns
befinden, aus den kleinsten Theilen der elementarischen Materie, die den leeren
Raum, diesen unendlichen Umfang der göttlichen Gegenwart, erfüllte, gebildet
und erzeugt worden.
Wenn nun alle Welten und Weltordnungen dieselbe
Art ihres Ursprungs erkennen, wenn die Anziehung unbeschränkt und allgemein,
die Zurückstossung der Elemente aber ebenfalls durchgehends wirksam, wenn bei
dem Unendlichen das Grosse und Kleine beiderseits klein ist: sollten nicht alle
die Weltgebäude gleichermassen eine beziehende Verfassung und systematische
Verbindung unter einander angenommen haben, als die Himmelskörper unserer
Sonnenwelt im kleinen, wie Saturn, Jupiter und die Erde, die für sich
insonderheit Systeme sind und dennoch unter einander als Glieder in einem noch
grössern zusammen hängen? Wenn man in dem unermesslichen Raume, darin alle
Sonnen der Milchstrasse sich gebildet haben, einen Punkt annimmt, um welchen
durch ich weiss nicht was für eine Ursache die erste Bildulng der Natur aus dem
Chaos angefangen hat: so wird daselbst die grösste Masse und ein Körper von der
ungemeinsten Attraction entstanden sein, der dadurch fähig geworden, in einer
ungeheuren Sphäre um sich alle in der Bildung begriffene Systeme zu nöthigen,
sich gegen ihn, als ihren Mittelpunkt, zu senken und um ihn ein gleiches System
im Ganzen zu errichten, als derselbe elementarische Grudstoff, der die Planeten
bildete, um die Sonne im Kleinen gemacht hat. Die Beobachtung macht diese
Muthmassung beinahe ungezweifelt. Das Heer der Gestirne macht durch seine
beziehende Stellung gegen einen gemeinschaftlichen Plan eben sowohl ein System
aus, als die Planeten unseres Sonnenbaues um die Sonne. Die Milchstrasse ist
der Zodiakus dieser höheren Weltordnungen, die von seiner Zone so wenig als
möglich abweichen, und deren Streif immer von ihrem Lichte erleuchtet ist, so
wie der Thierkreis der Planeten von dem Scheine dieser Kugeln, obzwar nur in
sehr wenig Punkten, hin und wieder schimmert. Eine jede dieser Sonnen macht mit
ihren umlaufenden Planeten für sich ein besonderes System aus; allein dieses
hindert nicht, Theile eines noch grösseren Systems zu sein, so wie Jupiter oder
Saturn ungeachtet ihrer eigenen Begleitung in der systematischen Verfassung
eines noch grösseren Weltbaues beschränkt sind. Kann man an einer so genauen
Übereinstimmung in der Verfassung nicht die gleiche Ursache und Art der
Erzeugung erkennen?
Wenn nun die Fixsterne ein System ausmachen,
dessen Umfang durch die Anziehungssphäre desjenigen Körpers, der in
Mittelpunkte befindlich ist, bestimmt wird, werden nicht mehr Sonnensystemata
und, so zu reden, mehr Milchstrassen entstanden sein, die in dem grenzenlosen
Felde des Weltraums erzeugt worden? Wir haben mit Erstauen Figuren am Himmel
erblickt, welche nichts anders, als solche auf einen gemeinschaftlichen Plan beschränkte
Fixsternensystemata, solche Milchstrassen, wenn ich mich so ausdrücken darf,
sind, die in verschiedenen Stellungen gegen das Auge mit einem ihrem
unendlichen Abstande gemäss geschwächten Schimmer elliptische Gestalten
darstellen; es sind Systemata von, so zu sagen, unendliche mal unendlich
grösserm Durchmesser, als der Diameter unseres Sonnenbaues ist, aber ohne
Zweiffel auf gleiche Art entstanden, aus gleichen Ursachen geordnet und
eingerichtet und erhalten sich durch ein gleiches Triebwerk, als dieses in
ihrer Verfassung.
Wenn man diese Sternensystemata wiederum als
Glieder an der grossen Kette der gesammten Natur ansieht, so hat man eben so
viel Ursache, wie vorher, sie in einer gegenseitigen Beziehung zu gedenken und
in Verbindungen, welche kraft des durch die ganze Natur herrschenden Gesetzes
der ersten Bildung ein neues, noch grösseres System ausmachen, das durch die
Anziehung eines Körpers von ungleich mächtiger Attraction, als alle die vorige
waren, aus dem Mittelpunkte ihrer regelmässigen Stellungen regiert wird. Die
Anziehung, welche die Ursache der systematischen Verfassung unter den
Fixsternen der Milchstrassse ist, wirkt auch noch in der Entfernung eben dieser
Weltordnungen, um sie aus ihren Stellungen zu bringen und die Welt in einem unvermeidlich
bevorstehenden Chaos zu begraben, wenn nicht regelmässig ausgetheilte
Schwungskräfte der Attraction das Gegengewicht leisten und beiderseits in
Verbindung diejenige Beziehung hervorbringen, die der Grund der systematischen
Verfassung ist. Die Anziehung ist ohne Zweifel eine eben so weit ausgedehnte
Eigenschaft der Materie, als die Coexistenz, welche den Raum macht, indem sie
die Substanzen durch gegenseitige Abhängigkeiten verbindet, oder, eigentlicher
zu reden, die Anziehung ist eben diese allgemeine Beziehung, welche die Theile
der Natur in einem Raume vereinigt: sie erstreckt sich also auf die ganze
Ausdehnung desselben bis in allen Weiten ihrer Unendlichkeit. Wenn das Licht
von diesen entfernten Systemen zu uns gelangt, das Licht, welches nur eine
eingedrückte Bewegung ist, muss nicht vielmehr die Anziehung, diese
ursprüngliche Bewegungsquelle, welche eher, wie all Bewegung ist, die keiner
fremden Ursachen bedarf, auch durch keine Hinderniss kann aufgehalten werden,
weil sie in das Innerste der Materie ohne einigen Stoss selbst bei der
allgemeinen Ruhe der Natur wirkt, muss, sage ich, die Anziehung nicht diese
Fixsternen-Systemata ihrer unermesslichen Entfernungen ungeachtet bei der
ungebildeten Zerstreuung ihres Stoffes im Anfange der Regung der Natur in
Bewegung versetzt haben, die eben so, wie wir im Kleinen gesehen haben, die
Quelle der systematischen Verbindung und der dauerhaften Beständigkeit ihrer
Glieder ist, die sie vor dem Verfall sichert?
Aber welches wird denn endlich das Ende der systematischen
Einrichtungen sein? Wo wird die Schöpfung selber aufhören? Man merkt wohl,
dass, um sie in einem Verhältnisse mit der Macht des unendlichen Wesens zu
gedenken, sie gar keine Grenzen haben müsse. Man kommt der Unendlichkeit der
Schöpfungskraft Gottes nicht näher, wenn man den Raum ihrer Offenbarung in
einer Sphäre, mit dem Radius der Milchstrasse beschrieben, einschliesst, als
wenn man ihn in eine Kugel beschränken will, die einen Zoll im Durchmesster
hat. Alles, was endlich, was seine Schranken und ein bestimmtes Verhältniss zur
Einheit hat, ist von dem Unendlichen gleich weit entfernt. Nun wäre es
ungereimt, die Gottheit mit einem unendlich kleinen Theile ihres schöpferischen
Vermögens in Wirksamkeit zu setzen und ihre unendliche Kraft, den Schatz einer
wahren Unermesslichkeit von Naturen und Welten, unthätig und in einem ewigen
Mangel der Ausübung verschlossen zu gedenken. Ist es nicht vielmehr
anständiger, oder, besser zu sagen, ist es nicht nothwendig, den Inbegriff der
Schöpfung also anzustellen, als er sein muss, um ein Zeugniss von derjenigen
Macht zu sein, die durch keinen Massstab kann abgemessen werden? Aus diesem
Grunde ist das Feld der Offenbarung göttlicher Eigenschaften e1ben so
unendlich, als diese selber sind (16). Die Ewigkeit ist nicht hinlänglich, die Zeugnisse des höchsten
Wesens zu fassen, wo sie nicht mit der Unendlichkeit des Raumes verbunden wird.
Es ist wahr, die Ausbildung, die Form, die Schönheit und Vollkommenheit sind
Beziehungen der Grundstücke und der Substanzen, die den Stoff des Weltbaues
ausmachen; und man bemerkt es an den Anstalten, die die Weisheit Gottes noch zu
aller Zeit trifft; es ist ihr auch am gemässesten, dass sie sich aus dieser
ihren eingepflanzten allgemeinen Gesetzen durch eine ungezwungene Folge
herauswickeln. Und daher kann man mit gutem Grunde setzen, dass die Anordnung
und Einrichtung der Weltgebäude aus dem Vorrathe des erschaffenen Naturstoffes
in einer Folge der Zeit nach und nach geschehe; allein die Grundmaterie selber,
deren Eigneschaften und Kräfte allen Veränderungen zum Grunde liegen, ist eine
unmittelbare Folge des göttlichen Daseins: selbige muss also auf einmal so
reich, so vollständig sein, dass die Entwickelung ihrer Zusammensetzungen in
dem Abflusse der Ewigkeit sich über einen Plan ausbreiten könne, der alles in
sich schliesst, was sein kann, der kein Mass annimmt, kurz, der unendlich ist.
Wenn nun also die Schöpfung der Räume nach
unendlich ist, oder es wenigstens der Materie nach wirklich von Anbeginn her
schon gewesen ist, der Form, oder der Ausbildung nach aber es bereit ist, zu
werden, so wird der Weltraum mit Welten ohne Zahl und ohne Ende belebt werden.
Wird denn nun jene systematische Verbindung, die wir vorher bei allen Theilen
insonderheit erwogen haben, auch aufs Ganze gehen und das gesammte Universum,
das All der Natur, in einem einigen System durch die Verbindung der Anziehung
und der fliehenden Kraft zusammen fassen? Ich sage ja; wenn nur lauter
abgesonderte Weltgebäude, die unter einander keine vereinte Beziehung zu einem
Ganzen hätten, vorhanden wären, so könnte man wohl, wenn man diese Kette von
Gliedern als wirklich unendlich annähme, gedenken, dass eine genaue Gleichheit
der Anziehung ihrer Theile von allen Seiten diese Systemata vor dem Verfall,
den ihnen die innere Wechselanziehung droht, sicher halten könne. Allein hiezu
gehört eine so genaue abgemessene Bestimmung in den nach der Attraction
abgewogenen Entfernungen, dass auch die geringste Verrückung dem Universo den
Untergang zuziehen und sie in langen Perioden, die aber doch endlich zu Ende
laufen müssen, dem Umsturze überliefern würde. Eine Weltverfassung, die sich
ohne ein Wunder nicht erhielt, hat nicht den Charackter der Beständigkeit, die
das Merkmal der Wahl Gottes ist; man trifft es also dieser weit anständiger,
wenn man der gesammten Schöpfung ein einziges System macht, welches alle Welten
und Weltordnungen, die den ganzen unendlichen Raum ausfüllen, auf einen einigen
Mittelpunkt beziehend macht. Ein zerstreutes Gewimmel von Weltgebäuden, sie
möchten auch durch noch so weite Entfernungen von einander getrennt sein, würde
mit einem unverhinderten Hang zum Verderben und zur Zerstörung eilen, wenn
nicht eine gewisse beziehende Einrichtung gegen einen allgemeinen Mittelpunkt,
das Centrum der Attraction des Universi und den Unterstützungspunkt der
gesammten Natur, durch systematische Bewegungen getroffen wäre.
Um diesen allgemeinen Mittelpunkt der Senkung der
ganzen Natur, sowohl der gebildeten, als der rohen, in welchem sich ohne Zweifel
der Klumpen von der ausnehmendsten Attraction befindet, der in seine
Anziehungssphäre alle Welten und Ordnungen, die die Zeit hervorgebracht hat und
die Ewigkeit hervorbringen wird, begreift, kann man mit Wahrscheinlichkeit
annehmen, dass die Natur den Anfang ihrer Bildung gemacht, und daselbst auch
die Systemen am dichtesten gehäuft seien, weiter von demselben aber in der
Unendlichkeit des Raumes sich mit immer grösseren Graden der Zerstreuung
verlieren. Man könnte diese Regel aus der Analogie unseres Sonnenbaues
abnehmen, und diese Verfassung kann ohnedem dazu dienen, dass in grossen
Entfernungen nicht allein der allgemeine Centralkörper, sondern auch alle um
ihn zunächst laufende Systemata ihre Anziehung zusammen vereinigen und sie
gleichsam aus einem Klumpen gegen die Systemata des noch weiteren Abstandes
ausüben. Dieses wird alsdann mit dazu behülflich sein, die ganze Natur in der
ganzen Unendlichkeit ihrer Erstreckung in einem einzigen Systema zu begreifen.
Um nun der Errichtung dieses allgemeinen Systems
der Natur aus den mechanischen Gesetzen der zur Bildung strebenden Materie
nachzuspüren: so muss in dem unendlichen Raume des ausgebreiteten
elementarischen Grundstoffes an irgend einem Orte dieser Grundstoff die
dichteste Häufung gehabt haben, um durch die daselbst geschehende vorzügliche
Bildung dem gesammten Universo eine Masse verschafft zu haben, die ihm zum
Unterstützungspunkte diente. Es ist zwar an dem, dass in einem unendlichen
Raume kein Punkt eigentlich das Vorrecht haben kann, der Mittelpunkt zu
heissen; aber vermittelst eines gewissen Verhältnisses, das sich auf die
wesentliche Grade der Dichtigkeit des Urstoffes gründet, nach welchem dieser
zugleich mit seiner Schöpfung an einem gewissen Orte vorzüglich dichter gehäuft
und mit den Weiten von demselben in der Zerstreuung zunimmt, kann ein solcher
Punkt das Vorrecht haben, der Mittelpunkt zu heissen, und er wird es auch
wirklich durch die Bildung der Centralmasse von der kräftigsten Anziehung in
demselben, zu dem sich alle übrige in Particularbildungen begriffene
elementarische Materie senkt und dadurch, so weit sich auch die Auswickelung
der Natur erstrecken mag, in der unendlichen Sphäre der Schöpfung aus dem
ganzen All nur ein einziges System macht.
Das ist aber was Wichtiges, und welches, wofern es
Beifall erlangt, der grössten Aufmerksamkeit würdig ist, dass der Ordnung der
Natur in diesem unserm System zu Folge die Schöpfung, oder vielmehr die
Ausbildung der Natur bei diesem Mittelpunkte zuerst anfängt und mit stetiger
Fortschreitung nach und nach in alle fernere Weiten ausgebreitet wird, um den
unendlichen Raum in dem Fortgange der Ewigkeit mit Welten und Ordnungen zu
erfüllen. Lasset uns dieser Vorstellung einen Augenblick mit stillem Vergnügen
nachhängen. Ich finde nichts, das den Geist des Menschen zu einem edleren
Erstaunen erheben kann, indem es ihm eine Aussicht in das unendliche Feld der
Allmacht eröffnet, als diesen Theil der Theorie, der die successive Vollendung
der Schöpfung betrifft. Wenn man mir zugiebt, dass die Materie, die der Stoff
zu Bildung aller Welten ist, in dem ganzen unendlichen Raume der göttlichen
Gegenwart nicht gleichförmig, sondern nach einem gewissen Gesetze ausgebreitet
gewesen, das sich vielleicht auf die Dichtigkeit der Partikeln bezog, und nach
welchem von einem gewissen Punkte, als dem Orte der dichtesten Häufung, mit den
Weiten von diesem Mittelpunkte die Zerstreuung des Urstoffes zunahm: so wird in
der ursprünglichen Regung der Natur die Bildung zunächst diesem Centro
angefangen und dann in fortschreitender Zeitfolge der weitere Raum nach und
nach Welten und Weltordnungen mit einer gegen diesen sich beziehenden
systematischen Verfassung gebildet haben. Ein jeder endliche Periodus, dessen
Länge zu der Grösse des zu vollbringenden Werks ein Verhältniss hat, wird immer
nur eine endliche Sphäre von diesem Mittelpunkte an zur Ausbildung bringen; der
übrige unendliche Theil wird indessen noch mit der Verwirrung und dem Chaos
streiten und um so viel weiter von dem Zustande der vollendeten Bildung
entfernt sein, je weiter dessen Abstand von der Sphäre der schon ausgebildeten
Natur entfernt ist. Diesem zu Folge ob wir gleich von dem Orte unseres
Auftenthalts in dem Universo eine Aussicht in eine, wie es scheint, völlig
vollendete Welt und, so zu reden, in ein unendliches Heer von Weltordnungen,
die systematisch verbunden sind, haben: so befinden wir uns doch eigentlich nur
in einer Naheit zum Mittelpunkte der ganzen Natur, wo diese sich schon aus dem
Chaos ausgewickelt und ihre gehörige Vollkommenheit erlangt hat. Wenn wir eine
gewisse Sphäre überschreiten könnten, würden wir daselbst das Chaos und die
Zerstreuung der Elemente erblicken, die nach dem Masse, als sie sich diesem
Mittelpunkte näher befinden, den rohen Zustand zum Theil verlassen und der
Vollkommenheit der Ausbildung näher sind, mit den Graden der Entfernung aber
sich nach und nach in einer völligen Zerstreuung verlieren. Wir würden sehen,
wie der unendliche Raum der göttlichen Gegenwart, darin der Vorrath zu allen
möglichen Naturbildungen anzutreffen ist, in einer stillen Nacht begraben, voll
von Materie, den künftig zu erzeugenden Welten zum Stoffe zu dienen, und von
Triebfedern sie in Bewegung zu bringen, die mit einer schwachen Regung
diejenige Bewegungen anfangen, womit die Unermesslichkeit dieser öden Räume
dereinst noch soll belebt werden. Es ist vielleicht eine Reihe von Millionen
Jahren und Jahrhunderten verflossen, ehe die Sphäre der gebildeten Natur, darin
wir uns befinden, zu der Vollkommenheit gediehen ist, die ihr jetzt beiwohnt;
und es wird veilleicht ein eben so langer Periodus vergehen, bis die Natur
einen eben so weiten Schritt in dem Chaos thut: allein die Sphäre der
ausgebildeten Natur ist unaufhörlich beschäftigt, sich auszubreiten. Die
Schöpfung ist nicht das Werk von einem Augenblicke. Nachdem sie mit der
Hervorbringung einer Unendlichkeit von Substanzen und Materie den Anfang
gemacht hat, so ist sie mit immer zunehmenden Graden der Fruchtbarkeit die
ganze Folge der Ewigkeit hindurch wirksam. Es werden Millionen und ganze
Gebürge von Millionen Jahrhunderten verfliessen, binnen welcher immer neue
Welten und Weltordnungen nach einander in den entfernten Weiten von dem
Mittelpunkte der Natur sich bilden und zur Vollkommenheit gelangen werden; sie
werden unerachtet der systematischen Verfassung, die unter ihren Theilen ist,
eine allgemeine Beziehung auf den Mittelpunkt erlangen, welcher der erste
Bildungspunkt und das Centrum der Schöpfung durch das Anziehungsvermögen seiner
vorzüglichen Masse geworden ist. Die Unendlichkeit der künftigen Zeitfolge,
womit die Ewigkeit unerschöpflich ist, wird alle Räume der Gegenwart Gottes
ganz und gar beleben und in die Regelmässigkeit, die der Trefflichkeit seines
Entwurfes gemäss ist, nach und nach versetzen; und wenn man mit einer kühnen
Vorstellung die ganze Ewigkeit, so zu sagen, in einem Begriffe zusammen fassen
könnte, so würde man auch den ganzen unendlichen Raum mit Weltordnungen
angefüllt und die Schöpfung vollendet ansehen können. Weil aber in der That von
der Zeitfolge der Ewigkeit der rückständige Theil allemal unendlich und der
abgegflossene endlich ist, so ist die Sphäre der ausgebildeten Natur allemal
nur ein unendlich kleiner Theil desjenigen Inbegriffs, der den Samen
zukünftiger Welten in sich hat und sich aus dem rohen Zustande des Chaos in
längern oder kürzern Perioden auszuwickeln trachtet. Die Schöpfung ist niemals
vollendet. Sie hat zwar einmal angefangen, aber sie wird niemals aufhören. Sie
ist immer geschäftig, mehr Auftritte der Natur, neue Dinge und neue Welten
hervor zu bringen. Das Werk, welches sie zu Stande bringt, hat ein Verhältniss
zu der Zeit, die sie darauf anwendet. Sie braucht nichts weniger, als eine
Ewigkeit, um die ganze grenzenlose Weite der unendlichen Räume mit Welten ohne
Zahl und ohne Ende zu beleben. Man kann von ihr dasjenige sagen, was der
erhabenste unter den deutschen Dichtern von der Ewigkeit schreibt:
Unendlichkeit! Wer wisset dich?
Vor dir sind Welten Tag und Menschen Augenblicke;
Vielleicht die tausendste der Sonnen wälzt jetzt sich,
Und tausend bleiben noch zurücke.
Wie eine Uhr, beseelt durch ein Gewicht,
Eilt eine Sonn', aus Gottes Kraft bewegt:
Ihr Trieb läuft ab, und eine andre schlägt,
Du aber bleibst und zählst sie nicht.
(v. Haller)
Es ist ein nicht geringes Vergnügen, mit seiner
Einbildungskraft über die Grenze der vollendeten Schöpfung in den Raum des
Chaos auszuschweifen und die halb rohe Natur in der Naheit zur Sphäre der
ausgebildeten Welt sich nach und nach durch alle Stufen und Schattirungen der
Unvollkommenheit in dem ganzen ungebildeten Raume verlieren zu sehen. Aber ist
es nicht eine tadelnswürdige Kühnheit, wird man sagen, eine Hypothese
aufzuwerfen und sie als einen Vorwurf der Ergötzung des Verstandes anzupreisen,
welche veilleicht nur gar zu willkürlich ist, wenn man behauptet, dass die
Natur nur einem unendlich kleinen Theile nach ausgebildet sei, und unendlich
Räume noch mit dem Chaos streiten, um in der Folge künftiger Zeiten ganze Heere
von Welten und Weltordnungen in aller gehörigen Ordnung und Schönheit
darzustellen? Ich bin den Folgen, die meine Theorie darbietet, nicht so sehr
ergeben, dass ich nicht erkennen sollte, wie die Muthmassung von der
successiven Ausbreitung der Schöpfung durch die unendliche Räume, die den Stoff
dazu in sich fassen, den Einwurf der Unerweislichkeit nicht völlig ablehnen
könne. Indessen versprehe ich mir doch von denjenigen, welche die Grade der
Wahrscheinlichkeit zu schätzen im Stande sind, dass eine solche Karte der
Unendlichkeit, ob sie gleich einen Vorwurf begreift, der bestimmet zu sein
scheint, dem menschlichen Verstande auf ewig verborgen zu sein, nicht um
deswillen sofort als ein Hirngespinst werde angesehen werden, vornehmlich wenn
man die Analogie zu Hülfe nimmt, welche uns allemal in sochen Fällen leiten
muss, wo dem Verstande der Faden der untrüglichen Beweise mangelt.
Man kann aber auch die Analogie noch durch
annehmungswürdige Gründe unterstützen, und die Einsicht des Lesers, wofern ich
mich solches Beifalls schmeicheln darf, wird sie vielleicht mit noch wichtigern
vermehren können. Denn wenn man erwägt, dass die Schöpfung den Charakter der
Beständigkiet nicht mit sich führt, wofern sie der allgemeinen Bestrebung der
Anziehung, die durch alle ihre Theile wirkt, nicht eine eben so durchgängige
Bestimmung entgegen setzt, die dem Hange der ersten zum Verderben und zur
Unordnung gnugsam widerstehen kann, wenn sie nicht Schwungskräfte ausgetheilt
hat, die in der Verbindung mit der Centralneigung eine allgemeine systematische
Verfassung festsetzen: so wird man genöthigt, einen allgemeinen Mittelpunkt des
ganzen Weltalls anzunehmen, der alle Theile desselben in verbundener Beziehung
zusammen hält und aus dem ganzen Inbegriff der Natur nur ein System macht. Wenn
man hiezu den Begriff von der Bildung der Weltkörper aus der zerstreueten
elementarischen Materie fügt, wie wir ihn in dem vorhergehenden entworfen
haben, jedoch ihn allhier nicht auf ein absonderliches System einschränkt,
sondern über die ganze Natur ausdehnt: so wird man genöthigt, eine solche
Austheilung des Grundstoffes in dem Raume des ursprünglichen Chaos zu gedenken,
die natürlicher Weise einen Mittelpunkt der ganzen Schöpfung mit sich bringt,
damit in diesen die wirksame Masse, die in ihrer Sphäre die gesammte Natur
begreift, zusammengebracht und die durchgängige Beziehung bewirkt werden könne,
wodurch alle Welten nur ein einziges Gebäude ausmachen. Es kann aber in dem
unendlichen Raume kaum eine Art der Austheilung des ursprünglichen Grundstoffes
gedacht werden, die einen wahren Mittel- und Senkungspunkt der gesammten Natur
setzen sollte, als wenn sie nach einem Gesetze der zunehmenden Zerstreuung von
diesem Punkte an in alle ferne Weiten eingerichtet ist. Dieses Gestetz aber
setzt zugleich einen Unterschied in der Zeit, die ein System in der
verschiedenen Gegenden des unendlichen Raumes gebraucht, zur Reife seiner
Ausbildung zu kommen, so dass diese Periode desto kürzer ist, je näher der
Bildungsplatz eines Weltbaues sich dem Centro der Schöpfung befindet, weil
daselbst die Elemente des Stoffes dichter gehäuft sind, und dagegen um desto länger
Zeit erfordert, je weiter der Abstand ist, weil die Partikeln daselbst
zerstreueter sind und später zur Bildung zusammen kommen.
Wenn man die ganze Hypothese, die ich entwerfe, in
dem ganzen Umfange sowohl dessen, was ich gesagt habe, als was ich noch
eigentlich darlegen werde, erwägt, so wird man die Kühnheit ihrer Forderungen
wenigstens nicht für unfähig halten, eine Entschuldigung anzunehmen. Man kann
den unvermeidlichen Hang, den ein jegliches zur Vollkommenheit gebrachte
Weltgebäude nach und nach zu seinem Untergange hat, unter die Gründe rechnen,
die es bewähren können, dass das Universum dagegen in andern Gegenden an Welten
fruchtbar sein werde, um den Mangel zu ersetzen, den es an einem Orte erlitten
hat. Das ganze Stück der Natur, das wir kennen, ob es gleich nur ein Atomus in
Ansehung dessen ist, was über oder unter unserem Gesichtskreise verborgen
bleibt, bestätigt doch diese Fruchtbarkeit der Natur, die ohne Schranken ist,
weil sie nichts anders, als die Ausübung der göttlichen Allmacht selber ist.
Unzählige Thiere und Pflanzen werden täglich zerstört und sind ein Opfer der
Vergänglichkeit; aber nicht weniger bringt die Natur durch ein unerschöpftes
Zeugungsvermögen an andern Orten wiederum hervor und füllt das Leere aus.
Beträchtliche Stücke des Erdbodens, den wir bewohnen, werden wiederum in dem
Meere begraben, aus dem sie ein günstiger Periodus hervorgezogen hatte; aber an
anderen Orten ergänzt die Natur den Mangel und bringt andere Gegenden hervor,
die in der Tiefe des Wassers verborgen waren, um neue Reichthümer ihrer
Fruchtbarkeit über dieselbe auszubreiten. Auf die gleiche Art vergehen Welten
und Weltordnungen und werden von dem Abgrunde der Ewigkeiten verschlungen;
dagegen ist die Schöpfung immerfort geschäftig, in andern Himmelsgegenden neue
Bildungen zu verrichten und den Abgang mit Vortheile zu ergänzen.
Man darf nicht erstaunen, selbst in dem Grossen
der Werke Gottes eine Vergänglichkeit zu verstatten. Alles, was endlich ist,
was einen Anfang und Ursprung hat, hat das Merkmaal seiner eingeschränkten
Natur in sich; es muss vergehen und eine Ende haben. Die Dauer eines Weltbaues
hat durch die Vortrefflichkeit ihrer Errichtung eine Beständigkeit in sich, die
unsern Begriffen auch einer unendlichen Dauer nahe kommt. Vielleicht werden tausend,
vielleicht Millionen Jahrhunderte sie nicht vernichten; allein weil die
Eitelkeit, die an den endlichen Naturen haftet, beständig an ihrer Zerstörung
arbeitet, so wird die Ewigkeit alle mögliche Perioden in sich halten, um durch
einen allmählichen Verfall den Zeitpunkt ihres Unterganges doch endlich herbei
zu führen. Newton, dieser grosse Bewunderer der Eigenschaften Gottes aus der
Vollkommenheit seiner Werke, der mit der tiefsten Einsicht in die Trefflichkeit
der Natur die grösste Ehrfurcht gegen die Offenbarung der göttlichen Allmacht
verband, sah sich genöthigt, der Natur ihren Verfall durch den natürlichen
Hang, den die Mechanik der Bewegungen dazu hat, vorher zu verkündigen. Wenn
eine systematische Verrfassung durch die wesentliche Folge der Hinfälligkeit in
grossen Zeitläufen auch den allerkleinsten Theil, den man sich nur gedenken
mag, dem Zustande ihrer Verwirrung nähert: so muss in dem unendlichen Ablaufe
der Ewigkeit doch ein Zeitpunkt sein, da diese allmähliche Verminderung alle
Bewegung erschöpft hat.
Wir dürfen aber den Untergang eines Weltgebäudes
nicht als einen wahren Verlust der Natur bedauren. Sie beweiset ihren Reichthum
in einer Art von Verschwendung, welche, indem einige Theile der Vergänglichkeit
den Tribut bezahlen, sich durch unzählige neue Zeugungen in dem ganzen Umfange
ihrer Vollkommenheit unbeschadet erhält. Welch eine unzählige Menge Blumen und
Insecten zerstört ein einziger kalter Tag; aber wie wenig vermisst man sie,
unerachtet es herrliche Kunstwerke der Natur und Beweisthümer der göttlichen
Allmacht sind! An einem andern Orte wird dieser Abgang mit Überfluss wiederum
ersetzt. Der Mensch, der das Meisterstück der Schöpfung zu sein scheint, ist
selbst von diesem Gesetze nicht ausgenommen. Die Natur beweiset, dass sie eben
so reich, eben so unerschöpft in Hervorbringung des Trefflichsten unter den
Creaturen, als des Geringschätzigsten ist, und dass selbst deren Untergang eine
nothwendige Schattirung in der Mannigfaltigkeit ihrer Sonnen ist, weil die
Erzeugung derselben ihr nichts kostet. Die schädlichen Wirkungen der
angesteckten Luft, die Erdbeben, die Überschwemmungen vertilgen ganze Völker
von dem Erdboden; allein es scheint nicht, dass die Natur dadurch einigen
Nachtheil erlitten habe. Auf gleiche Weise verlassen ganze Welten und Systemen
den Schauplatz, nachdem sie ihre Rolle ausgespielt haben. Die Unendlichkeit der
Schöpfung ist gross genug, um eine Welt, oder eine Milchstrasse von Welten
gegen sie anzusehen, wie man eine Blume, oder ein Insect in Vergleichung gegen
die Erde ansieht. Indessen, dass die Natur mit veränderlichen Auftritten die
Ewigkeit ausziert, bleibt Gott in einer unaufhörlichen Schöpfung geschäftig,
den Zeug zur Bildung noch grösserer Welten zu formen.
Der stets mit einem gleichen Auge, weil er der
Schöpfer ja von allen,
Sieht einen Helden untergehen und einen kleinen Sperling fallen,
Sieht eine Wasserblase springen und eine ganze Welt vergehn.
(Pope, nach Brockes Übersetzung)
Lasst uns also unser Auge an diese erschreckliche
Umstürzungen als an die gewöhnlichen Wege der Vorsehung gewöhnen und sie sogar
mit einer Art von Wohlgefallen ansehen. Und in der That ist dem Reichthume der
Natur nichts anständiger als dieses. Denn wenn ein Weltsystem in der langen
Folge seiner Dauer alle Mannigfaltigkeit erschöpft, die seine Einrichtung
fassen kann, wenn es nun ein überflüssiges Glied in der Kette der Wesen
geworden: so ist nichts geziemender, als dass es in dem Schauspiele der
ablaufenden Veränderungen des Universi die letzte Rolle spielt, die jedem
endlichen Dinge gebührt, nämlich der Vergänglichkeit ihr Gebühr abtrage. Die
Natur zeigt, wie gedacht, schon in dem kleinen Theile ihres Inbegriffes diese
Regel ihres Verfahrens, die das ewige Schicksal ihr im Ganzen vorgeschrieben
hat, und ich sage es nochmals, die Grösse desjenigen, was untergehen soll, ist
hierin nicht im geringsten hinderlich, denn alles, was gross ist, wird klein,
ja es wird gleichsam nur ein Punkt, wenn man es mit dem Unendlichen vergleicht,
welches die Schöpfung in dem unbeschränkten Raume die Folge der Ewigkeit
hindurch darstellen wird.
Es scheint, dass dieses den Welten, so wie allen
Naturdingen verhängte Ende einem gewissen Gesetze unterworfen sei, dessen
Erwägung der Theorie einen neuen Zug der Anständigkeit giebt. Nach demselben
hebt es bei den Weltkörpern an, die sich dem Mittelpunkte des Weltalls am
nächsten befinden, so wie die Erzeugung und Bildung neben diesem Centro zuerst
angefangen: von da breitet sich das Verderben und die Zerstörung nach und nach
in die weiteren Entfernungen aus, um alle Welt, welche ihre Periode zurück
gelegt hat, durch einen allmächlichen Verfall der Bewegungen zuletzt in einem
einzigen Chaos zu begraben. Andererseits ist die Natur auf der
entgegengesetzten Grenze der ausgebildeten Welt unablässig beschäftigt, aus dem
rohen Zeuge der zerstreueten Elemente Welten zu bilden, und indem sie an der
einen Seite neben dem Mittelpunkte veraltet, so ist sie auf der andern jung und
an neuen Zeugungen fruchtbar. Die ausgebildete Welt befindet sich diesemnach
zwischen den Ruinen der zerstörten und zwischen dem Chaos der ungebildeten
Natur mitten inne beschränkt, und wenn man, wie es wahrscheinlich ist, sich
vorstellt, dass eine schon zur Vollkommenheit gediehene Welt eine längere Zeit
dauren könne, als sie bedurft hat, gebildet zu werden: so wird ungeachtet aller
der Verheerungen, die die Vergänglichkeit unaufhörlich anrichtet, der Umfang
des Universi dennoch überhaupt zunehmen.
Will man aber noch zuletzt einer Idee Platz
lassen, die eben so wahrscheinlich, als der Verfassung der göttlichen Werke
wohlanständig ist, so wird die Zufriedenheit, welche eine solche Abschilderung
der Veränderungen der Natur erregt, bis zum höchsten Grade des Wohlgefallens
erhoben. Kann man nicht glauben, die Natur, welche vermögend war sich aus dem
Chaos in eine regelmässige Ordnung und in ein geschicktes System zu setzen, sei
ebenfalls im Stande, aus dem neuen Chaos, darin sie die Verminderung ihrer
Bewegungen versenkt hat, sich wiederum eben so leicht herzustellen und die
erste Verbindung zu erneuren? Können die Federn, welche den Stoff der
zerstreuten Materie in Bewegung und Ordnung brachten, nachdem sie der
Stillstand der Maschine zur Ruhe gebracht hat, durch erweiterte Kräfte nicht
wiederum in Wirksamkeit gesetzt werden und sich nach eben denselben allgemeinen
Regeln zur Übereinstimmung einschränken, wodurch die ursprüngliche Bildung
zuwege gebracht worden ist? Man wird nicht lange Bedenken tragen, dieses
zuzugeben, wenn man erwägt, dass, nachdem die endliche Mattigkeit der Umlaufs-Bewegungen
in dem Weltgebäude die Planeten und Kometen insgesammt auf die Sonne
niedergestürtzt hat, dieser ihre Gluth einen unermesslichen Zuwachs durch die
Vermischung so vieler und grosser Klumpen bekommen muss, vornehmlich da die
entfernte Kugeln des Sonnensystems unserer vorher erwiesenen Theorie zufolge
den leichtesten und im Feuer wirksamsten Stoff der ganzen Natur in sich
enthalten. Dieses durch neue Nahrung und die flüchtigste Materie in die grösste
Heftigkeit versetzte Feuer wird ohne Zweifel nicht allein alles wiederum in die
kleinsten Elemente auflösen, sondern auch dieselbe in dieser Art mit einer der
Hitze gemässen Ausdehnungskraft und mit einer Schnelligkeit, welche durch
keinen Widerstand des Mittelraums geschwächt wird, in dieselben weiten Räume
wiederum ausbreiten und zerstreuen, welche sie vor der ersten Bildung der Natur
eingenommen hatten, um, nachdem die Heftigkeit des Centralfeuers durch eine
beinahe gänzliche Zerstreuung ihrer Masse gedämpft worden, durch Verbindung der
Attractions- und Zurückstossungskräfte die alten Zeugungen und systematisch
beziehende Bewegungen mit nicht minderer Regelmässigkeit zu wiederholen und ein
neues Weltgebäude darzustellen. Wenn dann ein besonderes Planetensystem auf
diese Weise in Verfall gerathen und durch wesentliche Kräfte sich daraus
wiederum hergestellt hat, wenn es wohl gar dieses Spiel mehr wie einmal
wiederholt: so wird endlich die Periode herannahen, die auf gleiche Weise das
grosse System, darin die Fixsterne Glieder sind, durch den Verfall ihrer
Bewegungen in einem Chaos versammlen wird. Man wird hier noch weniger zweifeln,
dass die Vereinigung einer so unendlichen Menge Feuerschätze, als diese
brennenden Sonnen sind, zusammt dem Gefolge ihrer Planeten den Stoff ihrer
Massen, durch die unnennbare Gluth aufgelöset, in den alten Raum ihrer
Bildungssphäre zerstreuen und daselbst die Materialien zu neuen Bildungen durch
dieselbe mechanische Gesetze hergeben werden, woraus wiederum der öde Raum mit
Welten und Systemen kann belebt werden. Wenn wir denn diesem Phönix der Natur,
der sich nur darum verbrennt, um aus seiner Asche wiederum verjüngt aufzuleben,
durch alle Unendlichkeit der Zeiten und Räume hindurch folgen; wenn man sieht,
wie sie sogar in der Gegend, da sie verfällt und veraltet, an neuen Auftritten
unerschöpft und auf der anderen Grenze der Schöpfung in dem Raum der
ungebildeten rohen Materie mit stetigen Schritten zur Ausdehnung des Plans der
göttlichen Offenbarung fortschreitet, um die Ewignkeit sowohl, als alle Räume
mit ihren Wundern zu füllen: so versenkt sich der Geist, der alles dieses
überdenkt, in ein tiefes Erstaunen; aber annoch mit diesem so grossen
Gegenstande unzufrieden, dessen Vergänglichkeit die Seele nicht gnugsam
zufrieden stellen kann, wünscht er dasjenige Wesen von nahem kennen zu lernen,
dessen Verstand, dessen Grösse die Quelle desjenigen Lichtes ist, das sich über
die gesammte Natur gleichsam als aus einem Mittelpunkte ausbreitet. Mit welcher
Art der Ehrfurcht muss nicht die Seele sogar ihr eigen Wesen ansehen, wenn sie
betrachtet, dass sie noch alle diese Veränderungen überleben soll, sie kann zu
sich selber sagen, was der philosophische Dichter von der Ewigkeit sagt:
Wenn dann ein zweites Nichts wird diese Welt
begraben,
Wenn von dem Alles selbst nichts bleibet als die Stelle,
Wenn mancher Himmel noch, von andern Sternen helle,
Wird seinen Lauf vollendet haben:
Wirst du so jung als jetzt, von deinem Tod gleich weit,
Gleich ewig künftig sein, wie heut.
(v. Haller).
O glücklich, wenn sie unter dem Tumult der
Elemente und den Trümmern der Natur jederzeit auf eine Höhe gesetzt ist, von da
sie die Verheerungen, die die Hinfälligkeit den Dingen der Welt verursacht,
gleichsam unter ihren Fussen kann vorbei rauschen sehen! Eine Glückseligkeit,
welche die Vernunft nicht einmal zu erwünschen sich erkühnen darf, lehrt uns
die Offenbarung mit Überzeugung hoffen. Wenn dann die Fesseln, welche uns an
die Eitelkeit der Creaturen geknüpft halten, in dem Augenblicke, welcher zu der
Verwandelung unsers Wesens bestimmt worden, abgefallen sind, so wird der
unsterbliche Geist, von der Abhängigkeit der endlichen Dinge befreiet, in der
Gemeinschaft mit dem unendlichen Wesen den Genuss der wahren Glückseligkeit
finden. Die ganze Natur, welche eine allgemeine harmonische Beziehung zu dem Wohlgefallen
der Gottheit hat, kann diejenige vernünftige Creatur nicht anders als mit
immerwährender Zufriedenheit erfüllen, die sich mit dieser Urquelle aller
Vollkommenheit vereint befindet. Die Natur, von diesem Mittelpunkte aus
gesehen, wird von allen Seiten lauter Sicherheit, lauter Wohlanständigkeit
zeigen. Die veränderlichen Scenen der Natur vermögen nicht, den Ruhestand der
Glückseligkeit eines Geistes zu verrücken, der einmal zu solcher Höhe erhoben
ist. Indem er diesen Zustand mit einer süssen Hoffnung schon zum voraus kostet,
kann er seinen Mund in denjenigen Lobgefängen üben, davon dereinst alle
Ewigkeiten erschallen sollen.
Wenn dereinst der Bau der Welt in sein Nichts
zurück geeilet
Und sich deiner Hände Werk nicht durch Tag und Nacht mehr theilet:
Dann soll mein gerührt Gemüthe sich, durch dich gestärkt, bemühn,
In Verehrung deiner Allmacht stets vor deinen Thron zu ziehn;
Mein von Dank erfüllter Mund soll durch alle Ewigkeiten
Dir und deiner Majestät ein unendlich Lob bereiten;
Ist dabei gleich kein vollkommnes: denn o Herr! So gross bist du,
Dich nach Würdigkeit zu loben, reicht die Ewigkeit nicht zu.
(Addisson nach Gottscheds Übersetzung)
Allgemeine
Theorie und Geschichte der Sonne überhaupt
Es ist noch eine Hauptfrage, deren Auflösung in
der Naturlehre des Himmels und in einer vollständigen Kosmogonie unentbehrlich
ist. Woher wird nämlich der Mittelpunkt eines jeden Systems von einem flamenden
Körper eingenommen? Unser planetischer Weltbau hat die Sonne zum Centralkörper,
und die Fixsterne, die wir sehen, sind allem Ansehen nach Mittelpunkte
ähnlicher Systematum.
Um zu begreifen, woher in der Bildung eines
Weltgebäudes der Körper, der zum Mittelpunkte der Attraction dient, ein
feuriger Körper hat werden müssen, indessen dass die übrige Kugeln seiner
Anziehungssphäre dunkele und kalt Weltkörper blieben, darf man nur die Art der
Erzeugung eines Welbaues sich zurück erinnern, die wir in dem vorhergehenden
umständlich entworfen haben. In dem weit ausgedehnten Raume, darin der
ausgebreitete elementarische Grundstoff sich zu Bildungen und systematischen
Bewegungen anschickt, bilden sich die Planeten und Kometen nur allein aus
demjenigen Theile des zum Mittelpunkte der Attraction sinkenden elementarischen
Grundstoffes, welcher durch den Fall und die Wechselwirkung der gesammten
Partikeln zu der genauen Einschränkung der Richtung und Geschwindigkeit, die
zum Umschwunge erfordert wird, bestimmt worden. Dieser Theil ist, wie oben
dargethan worden, der mindeste von der Ganzen Menge der abwärts sinkenden
Materie und zwar nur der Ausschuss dichterer Sorten, welche durch den
Widerstand der andern zu diesem Grade der Genauheit haben gelangen können. Es befinden
sich in diesem Gemenge heranschwebende Sorten vorzüglicher Leichtigkeit, die,
durch die Widerstrebung des Raumes gehindert, durch ihren Fall zu der gehörigen
Schnelligkeit der periodischen Umwendungen nicht durchdringen, und die folglich
in der Mattigkeit ihres Schwunges insgesammt zum Centralkörper hinabgestürzt
werden. Weil nun eben diese leichteren und flüchtigen Theile auch die
wirksamsten sind, das Feuer zu unterhalten, so sehen wir, dass durch ihren
Zusatz der Körper und Mittelpunkt des Systems den Vorzug erhält, eine flammende
Kugel, mit einem Worte eine Sonne, zu werden. Dagegen wird der schwerere und
unkräftige Stoff und der Mangel dieser feuernährenden Theilchen aus den
Planeten nur kalte und todte Klumpen machen, die solcher Eigenschaft beraubt
sind.
Dieser Zusatz so leichter Materien ist es auch,
wodurch die Sonne die specifisch mindere Dichtigkeit überkommen hat, dadurch
sie auch sogar unserer Erde, dem dritten Planeten in dem Abstande von ihr, 4mal
an Dichtigkeit nachsteht; obgleich es natürlich ist, zu glauben, dass in diesem
Mittelpunkte des Weltbaues, als in dessen niedrigstem Orte, die schwersten und
dichtesten Gattungen der Materie sich befinden sollten, wodurch sie ohne den
Zusatz einer so grossen Menge des leichtesten Stoffes die Dictigkeit aller
Planeten übertreffen würde.
Die Vermengung dichterer und schwerer Sorten der
Elementen zu diesen leichtesten und flüchtigsten dient gleichfalls, den
Centralkörper zu der heftigsten Gluth, die auf seiner Oberfläche brennen und
unterhalten werden soll, geschickt zu machen. Denn wir wissen, dass das Feuer,
in dessen nährendem Stoffe dichte Materien unter den flüchtigen sich vermengt
befinden, einen grossen Vorzug der Heftigkeit vor denjenigen Flammen hat, die
nur von den leichten Gattungen unterhalten werden. Diese Untermischung aber
einiger schweren Sorten unter die leichteren ist eine nothwendige Folge unsers
Lehrbegriffes von der Bildung der Weltkörper und hat noch diesen Nutzen, dass
die Gewalt der Gluth die brennbare Materie der Oberfläche nicht plötzlich
zerstreue, und dass selbige durch den Zufluss der Nahrung aus dem Innern
allmählig und beständig genährt wird.
Nachdem die Frage nun aufgelöset ist, woher der
Centralkörper eines grossen Sternsystems eine flammende Kugel, d. i. eine
Sonne, sei: so scheint es nicht überflüssig zu sein, sich mit diesem Vorwurfe
noch einige Zeit zu beschäftigen und den Zustand eines solchen Himmelskörpers
mit einer sorgfältigen Prüfung zu erforschen, vornehmlich da die Muthmassungen
allhier aus tüchtigeren Gründen sich herleiten lassen, als sie es gemeiniglich
bei den Untersuchungen der Beschaffenheit entfernter Himmelskörper zu sein
pflegen.
Zuvörderst setze ich fest, dass man nicht zweifeln
könne, die Sonne sei wirklich ein flammender Körper und nicht eine bis zum
höchsten Grade erhitzte Masse geschmolzener und glühender Materie, wie einige
aus gewissen Schwierigkeiten, welche sie bei der ersteren Meinung zu finden
vermeint, haben schliessen wollen. Denn wenn man erwägt, dass ein flammendes
Feuer vor einer jeden andern Art der Hitze diesen wesentlichen Vorzug hat, dass
es, so zu sagen, aus sich selbst wirksam, anstatt sich durch die Mittheilung zu
verringern, oder zu erschöpfen, vielmehr eben dadurch mehr Stärke und
Heftigkeit überkommt und also nur Stoff und Nahrung zum Unterhalte erfordert,
um immer fort zu währen; dahingegen die Gluth einer auf den höchsten Grad
erhitzten Masse ein bloss leidender Zustand ist, der sich durch die
Gemeinschaft der berührenden Materie unaufhörlich vermindert und keine eigene
Kräfte hat, sich aus einem kleinen Anfange auszubreiten, oder bei der
Verminderung wiederum aufzuleben, wenn man, sage ich, dieses erwägt, so wird
man, ich geschweige der anderen Gründe, schon hieraus sattsam ersehen können,
dass der Sonne, der Quelle des Lichtes und der Wärme in jeglichem Weltbau, jene
Eigenschaft wahrscheinlicher Weise müsse beigelegt werden.
Wenn die Sonne nun, oder die Sonnen überhaupt
flammende Kugeln sind, so ist die erste Beschaffenheit ihrer Oberfläche, die
sich hieraus abnehmen lässt, dass auf ihnen Luft befindlich sein müsse, weil
ohne Luft kein Feuer brennt. Dieser Umstand giebt Anlass zu merkwürdigen
Folgerungen. Denn wenn man erstlich die Atmosphäre der Sonne und ihr Gewicht in
Verhältniss des Sonnenklumpens setzt: in welchem Stande der Zusammendrückung
wird diese Luft nicht sein, und wie vermögend wird sie nicht eben dadurch
werden, die heftigsten Grade des Feuers durch ihre Federkraft zu unterhalten?
In dieser Atmosphäre erheben sich allem Vermuthen nach auch die Rauchwolken von
den durch die Flamme aufgelöseten Materien, die, wie man nicht zweifeln darf,
eine Mischung von groben und leichteren Theilchen in sich haben, welche,
nachdem sie sich zu einer Höhe, die für sie eine kühlere Luft hegt, erhoben
haben, in schweren Pech- und Schwefelregen hinabstürzen und der Flamme neue
Nahrung zuführen. Eben diese Atmosphäre ist auch aus den gleichen Ursachen, wie
auf unserer Erde von den Bewegungen der Winde nicht befreiet, welche aber dem
Ansehen nach alles, was die Einbildungskraft nur sich vorzustellen vermag, an
Heftigkeit weit übertreffen müssen. Wenn irgend eine Gegend auf der Oberfläche
der Sonne entweder durch die erstickende Gewalt der ausbrechenden Dämpfe, oder
durch den sparsamen Zufluss brennbarer Materien in dem Ausbruche der Flamme
nachlässt, so erkühlt die darüber befindliche Luft einigermassen, und indem sie
sich zusammenzieht, giebt sie der daneben befindlichen Platz, mit einer dem
Überschusse ihrer Ausspannung gemässen Gewalt in ihren Raum zu dringen, um die
erloschene Flamme anzufachen.
Gleichwohl verschlingt alle Flamme immer viele
Luft, und es ist kein Zweifel, dass die Federkraft des flüssigen Luftelements,
das die Sonne umgiebt, dadurch in einiger Zeit nicht geringen Nachtheil
erleiden müsse. Wenn man dasjenige, was Herr Hales hievon bei der Wirkung der
Flamme in unserer Atmosphäre durch sorgfältige Versuche bewährt hat, hier im
grossen anwendet: so kann man die immerwährende Bestrebung der aus der Flamme
gehenden Rauchtheilchen, die Elasticität der Sonnen-Atomsphäre zu zernichten,
als einen Hauptknoten ansehen, dessen Auflösung mit Schwierigkeiten verbunden
ist. Denn dadurch dass die Flamme, die über der ganzen Fläche der Sonne brennt,
sich selber die Luft benimmt, die ihr zum Brennen unentbehrlich ist, so ist die
Sonne in Gefahr gar zu verlöschen, wenn der grösste Theil ihrer Atmosphäre
verschlungen worden. Es ist wahr, das Feuer erzeugt auch durch Auflösung
gewisser Materien Luft; aber die Versuche beweisen, dass allezeit mehr
verschlungen, als erzeugt wird. Zwar wenn ein Theil des Sonnenfeuers unter
erstrickenden Dämpfen der Luft, die zu ihrer Erhaltung dient, beraubt wird, so
werden, wie wir schon angemerkt haben, heftige Stürme sie zerstreuen und wegzuführen
bemüht sein. Allein im Ganzen wird man die Ersetzung dieses nöthigen Elements
auf folgende Art sich begreiflich machen können, wenn man in Betrachtung zieht,
dass, da bei einem flammenden Feuer die Hitze fast nur über sich und nur wenig
unter sich wirkt, wenn sie durch die angeführte Ursache erstickt worden, ihre
Heftigkeit gegen das Innere des Sonnenkörpers kehrt und dessen tiefe Schlünde
nöthigt, die in ihren Höhlen verschlossene Luft hervorbrechen zu lassen und das
Feuer aufs neue anzufachen; wenn man in diesem ihrem Eingeweide durch eine
Freiheit, die bei einem so unbekannten Gegenstande nicht verboten ist,
vornehmlich Materien setzt, die, wie der Salpeter an elastischer Luft
unerschöpflich ergiebig sind, so wird das Sonnenfeuer überaus lange Perioden
hindurch an dem Zuflusse immer erneueter Luft nicht leichtlich Mangel leiden
können.
Gleichwohl sieht man die deutlichen Merkmaale der
Vergänglichkeit auch an diesem unschätzbaren Feuer, das die Natur zur Fackel
der Welt aufgesteckt. Es kommt eine Zeit, darin sie wird erloschen sein. Die
Entziehung der flüchtigsten und feinsten Materien, die, durch die Heftigkeit
der Hitze zerstreuet, niemals wieder zurück kehren und den Stoff des
Zodiakallichts vermehren, die Häufung unverbrennlicher und ausgebrannter
Materien, z. E. der Asche auf der Oberfläche, endlich auch der Mangel der Luft
werden der Sonne ein Ziel setzen, da ihre Flamme dereinst erlöschen und ihren
Ort, der anjetzt der Mittelpunkt des Lichtes und des Lebens dem ganzen
Weltgebäude ist, ewige Finsternisse einnehmen werden. Die abwechselnde
Bestrebung ihres Feuers, durch die Eröffnung neuer Grüfte wiederum aufzuleben,
wodurch sie sich vielleicht vor ihrem Untergange etlichemal herstellt, könnte
eine Erklärung des Berschwindens und der Wiedererscheinung einiger Fixsterne
abgeben. Es würden Sonnen sein, welche ihrem Erlöschen nahe sind, und die noch
etlichemal aus ihrem Schutte aufzuleben trachten. Es mag diese Erklärung
Beifall verdienen, oder nicht, so wird man sich doch gewiss diese Betrachtung dazu
dienen lassen, einzusehen, dass, da der Vollkommenheit aller Weltordnungen, es
sei auf die eine oder andere Art, ein unvermeidlicher Verfall droht, man keine
Schwierigkeit in dem oben angeführten Gesetze ihres Unterganges durch den Hang
der mechanischen Einrichtung finden werde, welche dadurch aber vornehmlich
annehmungswürdig wird, weil sie den Samen der Wiedererneurung selbst in der
Vermengung mit dem Chaos bei sich führt.
Zuletzt lasset uns der Einbildungskraft ein so
wunderseltsames Object, als eine brennende Sonne ist, gleichsam von nahen
vorstellen. Man sieht in einem Anblicke weite Feuerseen, die ihre Flammen gegen
Himmel erheben, rasende Stürme, deren Wuth die Heftigkeit der ersten
verdoppelt, welche, indem sie selbige über ihre Ufer ausschwellend machen, bald
die erhabene Gegenden dieses Weltkörpers bedecken, bald sie in ihre Grenzen
zurücksinken lassen; ausgebrannte Felsen, die aus den flammenden Schlünden ihre
fürchterliche Spitzen herausstrecken, und deren Überschwemmung oder Entblössung
von dem wallenden Feuerelemente das abwechslende Erscheinen und Verschwinden
der Sonnenflecken verursacht; dicke Dämpfe, die das Feuer ersticken, und die,
durch die Gewalt der Winde erhoben, finstre Wolken ausmachen, welche in
feurigen Regengüssen wiederum herabstürzen und als brennende Ströme von den
Höhen des festen Sonnenlandes (17) sich
in die flammende Thäler ergiessen, das Krachen der Elemente, den Schutt
ausgebrannter Materien und die mit der Zerstörung ringende Natur, welche selbst
mit dem abscheulichsten Zustande ihrer Zerrüttungen die Schönheit der Welt und
den Nutzen der Creaturen bewirkt.
Wenn denn die Mittelpunkte aller grossen
Weltsystemen flammende Körper sind, so ist dieses am meisten von dem
Centralkörper desjenigen unermesslichen Systems zu vermuthen, welches die
Fixsterne ausmachen. Wird nun aber dieser Körper, dessen Masse zu der Grösse
seines Systems ein Verhältniss haben muss, wenn er ein selbstleuchtender Körper
oder eine Sonne wäre, nicht mit vorzüglichem Glanze und Grösse in die Augen
fallen? Gleichwohl sehen wir keinen dergleichen sich ausnehmend
unterscheidenden Fixstern unter dem Himmelsheere hervorschimmern. In der That,
man darf es sich nicht befremden lassen, wenn dieses nicht geschieht. Wenn er
gleich 10000mal unsere Sonne an Grösse überträffe, so könnte er doch, wenn man
seine Entfernung 100mal grösser, als des Sirius seine annimmt, nicht grösser
und heller, als dieser erscheinen.
Vielleicht aber ist es den künftigen Zeiten
aufgehoben, wenigstens noch dereinst die Gegend zu entdecken, wo der
Mittelpunkt (18) des
Fixsternensystems, darein unsere Sonne gehört, befindlich ist oder vielleicht
wohl gar zu bestimmen, wohin man den Centralkörper des Universi, nach welchem
alle Theile desselben mit einstimmiger Senkung zielen, setzen müsse. Von was
für einer Beschaffenheit dieses Fundamentalstück der ganzen Schöpfung sei, und
was auf ihm befindlich, wollen wir dem Herrn Wright von Durham zu bestimmen
überlassen, der mit einer fanatischen Begeisterung ein kräftiges Wesen von der
Götterart mit geistlichen Anziehungs- und Zurückstossungskräften, das, in einer
unendlichen Sphäre um sich wirksam, alle Tugend an sich zöge, die Laster aber
zurücktriebe, in diesem glücklichen Orte gleichsame auf einen Thron der
gesammten Natur erhöhte. Wir wollen der Kühnheit unserer Muthmassungen, welchen
wir vielleicht nur gar zu viel erlaubt haben, nicht bis zu willkürlichen
Erdictungen den Zügel schiessen lassen. Die Gottheit ist in der Unendlichkeit
des ganzen Weltraumes allenthalben gleich gegenwärtig; allenthalben, wo Naturen
sind, welche fähig sind, sich über die Abhängigkeit der Geschöpfe zu der
Gemeinschaft des höchsten Wesens empor zu schwingen, befinet es sich gleich
nahe. Die ganze Schöpfung ist von ihren Kräften durchdrungen, aber nur
derjenige, der sich von dem Geschöpfe zu befreien weiss, welcher so edel ist,
einzusehen, dass in dem Genusse dieser Urquelle der Vollkommenheit die höchste
Staffel der Blückseligkeit einzig und allein zu suchen, der allein ist fähig,
diesem wahren Beziehungspunkte aller Trefflichkeit sich näher, als irgend etwas
anders in der ganzen Natur zu befinden. Indessen wenn ich, ohne an der
enthusiastischen Vorstellung des Engländers Theil zu nehmen, von den
verschiedenen Graden der Geisterwelt aus der physischen Beziehung ihrer
Wohnplätze gegen den Mittelpunkt der Schöpfung muthmassen soll, so wollte ich
mit mehrer Wahrscheinlichkeit die vollkommensten Classen verenünftiger Wesen
weiter von diesem Mittelpunkte, als nahe bei demselben suchen. Die
Vollkommenheit mit Vernunft begabt Geschöpfe, in so weit sie von der
Beschaffenheit der Materie abhängt, in deren Verbindung sie beschränkt sind,
kommt gar sehr auf die Feinigkeit des Stoffes an, dessen Einfluss dieselbe zur
Vorstellung der Welt und zur Gegenwirkung in dieselbe bestimmt. Die Trägheit
und der Widerstand der Materie schränkt die Freiheit der geistigen Wesen zum
Wirken und die Eutlichkeit ihrer Empfindung von äussern Dingen gar zu sehr ein,
sie macht ihre Fähigkeiten stumpf, indem sie deren Bewegungen nicht mit
gehöriger Leichtigkeit gehorcht. Daher wenn man, wie es wahrscheinlich ist,
nahe zum Mittelpunkte der Natur die dictesten und schwersten Sorten der Materie
und dagegen in der grösseren Entfernung die zunehmenden Grade der Feinigkeit
und Leichtigkeit derselben der Analogie gemäss, die in unserm Weltbau herrscht,
annimmt, so ist die Folge begreiflich. Die vernünftigen Wesen, deren
Erzeugungsplatz und Aufenthalt näher zu dem Mittelpunkte der Schöpfung sich
befindet, sind in eine steife und unbewegliche Materie versenkt, die ihre
Kräfte in einer unüberwindlichen Trägheit verschlossen enthält und auch eben so
unfähig ists, die Eindrücke des Universi mit der möthigen Deutlichkeit und
Leichtigkeit zu übertragen und mitzutheilen. Man wird diese denkende Wesen also
in die niedrige Classe zu aählen haben; dagegen wird mit den Entfernungen vom
allgemeinen Centro diese Vollkommenheit der Geisterwelt, welche auf der
gewechselten Abhängigkeit derselben von der Materie beruht, wie eine beständige
Leiter wachsen. In der tiefsten Erniedrigung zu diesem Senkungspunkte hat man
diesem zufolge die schlechtesten und unvollkommensten Gattungen denkender
Naturen zu setzen, und hiewärtshin ist, wo diese Trefflichkeit der Wesen sich
mit allen Schattirungen der Verminderung endlich in den gänzlichen Mangel der
Überlegung und des Denkens verliert. In der That, wenn man erwägt, dass der
Mittelpunkt der Natur zugleich der Anfang ihrer Bildung aus dem rohen Zeuge und
ihre Grenze mit dem Chaos ausmacht; wenn man dazu setzt, dass die
Vollkommenheit geistiger Wesen, welche wohl eine äusserste Grenze ihres
Anfanges hat, wo ihre Fähigkeiten mit der Unvernunft zusammenstossen, aber
keine Grenzen der Fortsetzung, über welche sie nicht könnte erhoben werden,
sondern nach der Seite hin eine völlige Unendlichkeit vor sich findet: so wird
man, wenn ja ein Gesetz statt finden soll, nach welchem der vernünftigen
Creaturen Wohnplätze nach der Ordnung ihrer Beziehung zum gemeinschaftlichen
Mittelpunkte vertheilt sind, die niedrigste und unvollkommenste Gattung, die
gleichsam den Anfang des Geschlechtes der Geisterwelt ausmacht, an demjenigen
Orte zu setzen haben, der der Anfang des gesammten Universi zu nennen ist, um
zugleich mit diesem in gleicher Fortschreitung alle Unendlichkeit der Zeit und
der Räume mit ins unendliche wachsenden Graden der Vollkommenheit des
Denkungsvermögens zu erfüllen und sich gleichsam nach und nach dem Ziele der
höchsten Trefflichkeit, nämlich der Gottheit, zu näheren, ohne es doch jemals
erreichen zu können.
Allgemeiner
Beweis von der Richtigkeit einer mechanischen Lehrverfassung, der Einrichtung
des Welbaues überhaupt, insonderheit von der Gewisseheit der gegenwärtigen.
Man kann das Weltgebäude nicht ansehen, ohne die
trefflichste Anordnung in seiner Einrichtung und die sicheren Merkmaale der
Hand Gottes in der Vollkommenheit seiner Beziehungen zu kennen. Die Vernunft,
nachedem sie so viel Schönheit, so viel Trefflichkeit erwogen und bewundert
hat, entrüstet sich mit Recht über die kühne Thorheit, welche sich unterstehen
darf, alles dieses dem Zufalle und einem glücklichen Ungefähr zuzuschreiben. Es
muss die höhste Weisheit den Entwurf gemacht und eine unendliche Macht selbigen
ausgeführt haben, sonst wäre es unmöglich, so viele in einem Zweck zusammen
kommende Absichten in der Verfassung des Weltgebäudes anzutreffen. Es kommt nur
noch darauf an, zu entscheiden, ob der Entwurf der Einrichtung des Universi von
dem höchsten Verstande schon in die wesentliche Bestimmungen der ewigen Naturen
gelegt und in die allgemeine Bewegungsgesetze gepflanzt sei, um sich aus ihnen
auf eine der vollkommensten Ordnung anständige Art ungezwungen zu entwickeln;
oder ob die allgemeine Eigenschaften der Bestandtheile der Welt die völlige
Unfähigkeit zur Übereinstimmung und nicht die geringste Beziehung zur
Verbindung haben und durchaus einer fremden Hand bedurft haben, um diejenige
Einschränkung und Zusammenfügung zu überkommen, welche Vollkommenheit und
Schönheit an sich blicken lässt. Ein fast allgemeines Vorurtheil hat die
meisten Weltweisen gegen die Fähigkeit der Natur, etwas Ordentliches durch ihre
allgemeine Gesetze hervorzubringen, eingenommen, gleich als wenn es Gott die
Regierung der Welt streitig machen hiesse, wenn man die ursprünglich Bildungen
in den Naturkräften sucht, und als wenn diese ein von der Gottheit unabhängiges
Principium und ein ewiges blindes Schicksal wären.
Wenn man aber erwägt, dass die Natur und die
ewigen Gesetze, welche den Substanzen zu ihrer Wechselwirkung vorgeschrieben
sind, kein selbständiges und ohne Gott nothwendiges Principium sie, dass eben
dadurch, weil sie so viel Übereinstimmung und Ordnung in demjenigen zeigt, was
sie durch allgemeine Gesetze hervorbringt, zu ersehen ist, dass die Wesen aller
Dinge in einem gewisssen Grundwesen ihren gemenschaftlichen Ursprung haben
müssen, und dass sie darum lauter gewechselte Beziehungen und lauter Harmonie
zeigen, weil ihre Eigenschaften in einem einzigen höchsten Verstande ihre
Quelle haben, dessen weise Idee sie in durchgängigen Beziehungen entworfen und
ihnen diejenige Fähigkeit eingepflanzt hat, dadurch sie lauter Schönheit,
lauter Ordnung in dem ihnen selbst gelassenen Zustande ihrer Wirksamkeit
hervorbringen, wenn man, sage ich, dieses erwägt, so wird die Natur uns
würdiger, als sie gemeiniglich angesehen wird, erscheinen, und man wird von
ihren Auswickelungen nichts, als Übereinstimmung, nichts als Ordnung erwarten.
Wenn man hingegen einem ungegründeten Vorurtheile Platz lässt, dass die
allgemeine Naturgesetze an und für sich selber nichts als Unordnung zuwege
bringen, und aller Übereinstimmung zum Nutzen, welche bei der Verfassung der
Natur hervor leuchtet, die unmittelbare Hand Gottes anzeigt: so wird man
genöthigt, die ganze Natur in Wunder zu verkehren. Man wird den schönen
farbichten Bogen, der in den Regentropfen erscheint, wenn dieselben die Farben
des Sonnenlichts absondern, wegen seiner Schönheit, den Regen wegen seines
Nutzens, die Winde wegen der unentbehrlichen Vortheile, die sie in unendlichen
Arten der menschlichen Bedürfnisse leisten, kurz, alle Veränderungen der Welt,
welche Wohlanständigkeit und Ordnung mit sich führen, nicht aus den
eingepflanzten Kräften der Materie herleiten sollen. Das Beginnen der
Naturforscher, die sich mit einer solchen Weltweisheit abgegeben haben, wird
vor dem Richterstuhle der Religion eine feierliche Abbitte thus müssen. Es wird
in der That alsdann keine Natur mehr sein; es wird nur ein Gott in der Maschine
die Veränderungen der Welt hervor bringen. Aber was wird denn dieses seltsame
Mittel, die Gewissheit des höchsten Wesens aus der wesentlichen Unfähigkeit der
Natur zu beweisen, für eine Wirkung zur Überführung des Epikurers thun? Wenn
die Naturen der Dinge durch die ewigen Gesetze ihrer Wesen nichts als Unordnung
und Ungereimtheit zuwege bringen, so werden sie eben dadurch den Charakter
ihrer Unabhängigkeit von Gott beweisen; und was für einen Begriff wird man sich
von einer Gottheit machen können, welcher die allgemeinen Naturgesetze nur
durch eine Art von Zwange gehorchen und an und für sich dessen weisesten
Entwürfen widerstreiten? Wird der Feind der Vorsehung nicht eben so viel Siege
über diese falschen Grundsätze davon tragen, als er Übereinstimmungen aufweisen
kann, welche die allgemeinen Wirkungsgesetze der Natur ohne alle besondere
Einschränkungen hervorbringen? und wird es ihm wohl an solchen Beispielen
fehlen können? Dagegen lasset uns mit grösserer Anständigkeit und Richtigkeit
also schliessen: Die Natur, ihren allgemeinen Eigenschaften überlassen, ist an
lauter schönen und vollkommenen Früchten fruchtbar, welche nicht allein an sich
Übereinstimmung und Trefflichkeit zeigen, sondern auch mit dem ganzen Umfange
ihrer Wesen, mit dem Nutzen der Menschen und der Verherrlichung der göttlichen
Eigenschaften wohl harmoniren. Hieraus folgt, dass ihre wesentlichen
Eigenschaften keine unabhängige Nothwendigkeit haben können, sondern dass sie
ihren Ursprung in einem einzigen Verstande, als dem Grunde und der Quelle aller
Wesen, haben müssen, in welchem sie unter gemeinschaftlichen Beziehungen
entworfen sind. Alles, was sich auf einander zu einer gewechselten Harmonie
bezieht, muss in einem einzigen Wesen, von welchem es insgesammt abhängt, unter
einander verbunden werden. Also ist ein Wesen aller Wesen, ein unendlicher
Verstand und selbständige Weisheit, vorhanden, daraus die Natur auch sogar
ihrer Möglichkeit nach in dem ganzen Inbegriffe der Bestimmungen ihren Ursprung
zieht. Nunmehr darf man die Fähigkeit der Natur, als dem Dasein eines höchsten
Wesens nachtheilig, nicht bestreiten; je vollkommener sie in ihren
Enwickelungen ist, je besser ihre allgemeinen Gesetze zur Ordnung und
Übereinstimmung führen: ein desto sichererer Beweisthum der Gottheit ist sie,
von welcher sie diese Verhältnisse entlehnt. Ihre Hervorbringungen sind nicht
mehr Wirkungen des Ungefährs und Folgen des Zufalls; es fliesst alles nach
unwandelbaren Gesetzen von ihr ab, welche darum lauter Geschicktes darstellen
müssen, weil sie lauter Züge aus dem allerweisesten Entwurfe sind, aus dem die
Unordnung verbannt ist. Nicht der ungefähre Zusammenlauf der Atomen des Lucrez
hat die Welt gebildet; eingepflanzte Kräfte und Gesetze, die den weisesten
Verstand zur Quelle haben, sind ein unwandelbarer Ursprung derjenigen Ordnung
gewesen, die aus ihnen nicht von ungefähr, sondern nothwendig abfliessen
musste.
Wenn man sich also eines alten und ungegründeten
Vorurtheils und der faulen Weltweisheit entschlagen kann, die unter einer andächtigen
Miene eine träge Unwissenheit zu verbergen trachtet, so hoffe ich, auf
unwidersprechliche Gründe eine sichere Überzeugung zu gründen: dass die Welt
eine mechanische Entwickelung aus den allgemeinen Naturgesetzen zum Ursprunge
ihrer Verfassung erkenne; und dass zweitens die Art der mechanischen Erzeugung,
die wir vorgestellt haben, die wahre sei. Wenn man beurtheilen will, ob die
Natur genugsame Fähigkeiten habe, durch eine mechanische Folge ihrer
Bewegungsgesetze die Anordnung des Weltbaues zuwege zu bringen, so muss man
vorher erwägen, wie einfach die Bewegungen sind, welche die Weltkörper
beobachten, und dass sie nichts an sich haben, was eine genauere Bestimmung
erforderte, als es die allgemeinen Regeln der Naturkräfte mit sich führen. Die
Umlaufsbewegungen bestehen aus der Verbindung der sinkenden Kraft, die eine
gewisse Folge aus den Eigenschaften der Materie ist, und aus der schiessenden
Bewegung, die als die Wirkung der ersteren, als eine durch das Herabsinken
erlangte Geschwindigkeit kann angesehen werden, in der nur eine gewisse Ursache
nöthig gewesen, den senkrechten Fall seitwarts abzubeugen. Nach einmal
erlangter Bestimmung dieser Bewegungen ist nichts ferner nöthig, sie auf immer
zu erhalten. Sie bestehen in dem leeren Raume durch die Verbindung der einmal
eingedrückten schiessenden Kraft mit der aus den wesentlichen Naturkräften
fliessenden Attraction und leiden weiterhin keine Veränderung. Allein die
Analogien in der Übereinstimmung dieser Bewegung bezeigen die Wirklichkeit
eines mechanischen Ursprunges so deutlich, dass man daran keinen Zweifel tragen
kann. Denn
1. haben diese Bewegungen eine durchgehends
übereinstimmende Richtung, dass von sechs Hauptplaneten, von 10 Trabanten
sowohl in ihrer fortrückung Bewegung, als in ihren Umdrehungen um die Achse
nicht ein einziger ist, der nach einer andern Seite, als von Abend gegen Morgen
sich bewegte. Diese Richtungen sind überdem so genau zusammentreffend, dass sie
nur wenig von einer gemeinschaftlichen Fläche abweichen, und diese Fläche, auf
welche sich alles bezieht, ist die Äquatorsfläche des Körpers, der in dem
Mittelpunkte des ganzen Systems sich nach eben derselben Gegend um die Achse
dreht, und der durch seine vorzügliche Attraction der Beziehungspunkt aller
Bewegungen geworden und folglich an denselben so genau, als möglich hat Theil
nehmen müssen. Ein Beweis, dass die gesammte Bewegungen auf eine den
allgemeinen Naturgesetzen gemäss mechanische Art entstanden und bestimmt
worden, und dass die Ursache, welche entweder die Seitenbewegungen eindrückte,
oder richtete, den ganzen Raum des Planetengebäudes beherrscht hat und darin
den Gesetzen gehorcht, welche die in einem gemeinschaftlich bewegten Raume
befindlich Materie beobachtet, dass all verschiedene Bewegungen zuletzt eine
einzige Richtung annehmen und sich insgesammt so genau, als möglich auf eine
einzige Fläche beziehen machen.
2. sind die Geschwindigkeiten so beschaffen, als
sie es in einem Raume sein müssen, da die bewegende Kraft in dem Mittelpunkte
ist, nämlich sie nehmen in beständigen Graden mit den Entfernungen von diesem
ab und verlieren sich in der grössten Weite in eine gänzliche Mattigkeit der
Bewegung, welche den senkrechten Fall nur sehr wenig seitwärts beugt. Vom
Mercur an, welcher die grösste Schwungskraft hat, sieht man diese stufenweise
sich vermindern und in dem äussersten Kometen so gering sein, als sie es sein
kann, um nicht gerade in die Sonne zu fallen. Man kann nicht einwenden, dass
die Regeln der Centralbewegungen in Zirkelkreisen es so erheischen, dass, je näher
zum Mittelpunkte der allgemeinen Senkung, desto grösser die
Umschwungsgeschwindigkeit sein müsse; denn woher müssen eben die diesem Centro
nahen Himmelskörper zirkelförmichte Kreise haben? woher sind nicht die nächsten
sehr excentrisch und die entfernteren in Zirkeln umlaufend? oder vielmehr, da
sie alle von dieser abgemessenen geometrischen Genauheit abweichen: warum nimmt
diese Abweichung mit den Entfernungen zu? Bezeichnen diese Verhältnisse nicht
den Punkt, zu dem alle Bewegung ursprünglich sich gedrängt und nach dem Masse
der Naheit auch grössere Grade erlangt hat, bevor andere Bestimmungen ihre
Richtungen in die gegenwärtige verändert haben?
Will man nun aber die Verfassung des Weltbaues und
den Ursprung der Bewegungen von den allgemeinen Naturgesetzen ausnehmen, um sie
der unmittelbaren Hand Gottes zuzuschreiben, so wird man alsbald inne, dass die
angeführte Analogien einen solchen Begriff offenbar widerlegen. Denn was
erstlich die durchgängige Übereinstimmung in der Richtung betrifft, so ist offenbar,
dass hier kein Grund sei, woher die Weltkörper gerade nach einer einzigen
Gegend ihre Umläufe anstellen müssten, wenn der Mechanismus ihrer Erzeugung sie
nicht dahin bestimmt hätte. Denn der Raum, in dem sie laufen, ist unendlich
wenig widerstehend und schränkt ihre Bewegungen so wenig nach der einen Seite,
als nach der andern ein; also würde die Wahl Gottes ohne den geringsten
Bewegungsgrund sich nicht an eine einzige Bestimmung binden, sondern sich mit
mehrerer Freiheit in allerlei Abwechselungen und Verschiedenheit zeigen. Noch
mehr: warum sind die Kreise der Planeten so genau auf eine gemeinschaftliche
Fläche beziehend, nämlich auf die Äquatorsfläche desjenigen grossen Körpers,
der in dem Mittelpunkte aller Bewegung ihre Umläufe regiert? Diese Analogie, an
statt einen Bewegungsgrund der Wohlanständigkeit an sich zu zeigen, ist
vielmehr die Ursache einer gewissen Verwirrung, welche durch eine freie
Abweichung der Planetenkreise würde gehoben werden: denn die Anziehungen der
Planeten stören anjetzt gewissermassen die Gleichförmigkeit ihrer Bewegungen
und würden einander gar nicht hinderlich sein, wenn sie sich nicht so genau auf
eine gemeinschaftliche Fläche bezögen.
Noch mehr, als alle diese Analogien zeigt sich das
deutlichste Merkmaal von der Hand der Natur an dem Mangel der genauesten
Bestimmung in denjenigen Verhältnissen, die sie zu erreichen bestrebt gewesen.
Wenn es am besten wäre, dass die Planetenkreise beinahe auf eine
gemeinschaftliche Fläche gestellt wären, warum sind sie es nicht ganz genau?
und warum ist ein Theil derjenigen Abweichung übrig geblieben, welche hat
vermieden werden sollen? Wenn darum die der Laufbahne der Sonne nahen Planeten
die der Attraction das Gleichgewicht haltende Grösse der Schwungskraft
empfangen haben, warum fehlt noch etwas an dieser völligen Gleichheit? und
woher sind ihre Umläufe nicht vollkommen zirkelrund, wenn bloss die weisseste
Absicht, durch das grösste Vermögen unterstützt, diese Bestimmung
hervorzubringen getrachtet hat? Ist es nicht klar einzusehen, dass diejenige
Ursache, welche die Laufbahnen der Himmelskörper gestellt hat, indem sie
selbige auf eine gemeinschaftliche Fläche zu bringen bestrebt gewesen, es nicht
völlig hat ausrichten können; ingleichen, dass die Kraft, welche den
Himmelsraum beherrschte, als alle Materie, die nunmehr in Kugeln gebildet ist,
ihre Umschwungsgeschwindigkeiten erhielt, sie zwar nahe beim Mittelpunkte in
ein Gleichgewicht mit der senkenden Gewalt zu bringen getrachtet hat, aber die
völlige Genauheit nicht hat erreichen können? Ist nicht das gewöhnliche
Verfahren der Natur hieran zu erkennen, welches durch die Dazwischenkunft der
verschiedenen Mitwirkungen allemal von der ganz abgemessenen Bestimmung
abweichend gemacht wird? Und wird man wohl lediglich in den Endzwecken des unmittelbar
so gebietenden höchsten Willens die Gründe dieser Beschaffenheit finden? Man
kann, ohne eine Hartnäckigkeit zu bezeigen, nicht in Abrede sein, dass die
gepriesene Erklärungsart von den Natureigenschaften durch Anführung ihres
Nutzens Grund anzugeben hier nicht die verhoffte Probe halte. Es war gewiss in
Ansehung des Nutzens der Welt ganz gleichgültig, ob die Planetenkreise völlig
zirkelrund, oder ob sie ein wenig excentrisch wären; ob sie mit der Fläche
ihrer allgemeinen Beziehung völlig zusammen treffen, oder noch etwas davon
abweichen sollten; vielmehr wenn es ja nöthig war, in dieser Art von
Übereinstimmungen beschränkt zu sein, so war es am besten, sie völlig an sich
zu haben. Wenn es wahr ist, was der Philosoph sagte, dass Gott beständig die Geometrie
ausübt; wenn dieses auch in den Wegen der allgemeinen Naturgesetze hervor
leuchtet: so würde gewiss diese Regel bei den unmittelbaren Werken des
allmächtigen Willens vollkommen zu spüren sein, und diese würden alle
Vollkommenheit der geometrischen Genauheit an sich zeigen. Die Kometen gehören
mit unter diese Mängel der Natur. Man kann nicht leugnen, dass in Ansehung
ihres Laufes und der Veränderungen, die sie dadurch erleiden, sie als
unvollkommene Glieder der Schöpfung anzusehen seien, welche weder deinen
können, vernünftigen Wesen bequeme Wohnplätze abzugeben, noch dem Besten des
ganzen Systems dadurch nützlich zu werden, dass sie, wie man vermuthet hat, der
Sonne dereinst zur Nahrung dienten; denn es ist gewiss, dass die meisten
derselben diesen Zwek nicht eher, als bei dem Umsturze des ganzen planetischen
Gebäudes erreichen würden. In dem Lehrbegriffe von der unmittelbaren höchsten
Anordnung der Welt ohne eine natürliche Entwickelung aus allgemeinen
Naturgesetzen würde eine solche Anmerkung anstössig sein, ob sie gleich gewiss
ist. Allein in einer mechanischen Erklärungsart verherrlicht sich dadurch die
Schönheit der Welt und die Offenbarung der Allmacht nicht wenig. Die Natur,
indem sie alle mögliche Stufen der Mannigfaltigkeit in sich fasst, erstreckt
ihren Umfang über alle Gattungen von der Vollkommenheit bis zum Nichts, und die
Mängel selber sind ein Zeichen des Überflusses, an welchem ihr Inbegriff
unerschöpft ist.
Es ist zu glauben, dass die angeführten Analogien
so viel über das Vorurtheil vermögen würden, den mechanischen Ursprung des
Weltgebäudes annehmungswürdig zu machen, wenn nicht noch gewisse Gründe, die
aus der Natur der Sache selber hergenommen sind, dieser Lehrverfassung gänzlich
zu widersprechen schienen. Der Himmelsraum ist, wie schon mehrmals gedacht,
leer, oder wenigstens mit unendlich dünner Materie angefüllt, welche folglich
kein Mittel hat abgeben können, den Himmelskörpern gemeinschaftliche Bewegungen
einzudrücken. Diese Schwierigkiet ist so bedeutend und gültig, dass Newton, welcher
Ursache hatte, den Einsichten seiner Weltweisheit so viel als irgend ein
Sterblicher zu vertrauen, sich genöthigt sah, allhier die Hoffnung aufzugeben,
die Eindrückung der den Planeten beiwohnenden Schwungskräfte unerachtet aller
Übereinstimmung, welche auf einen mechanischen Ursprung zeigte, durch die
Gesetze der Natur und die Kräfte der Materie aufzulösen. Ob es gleich für einen
Philosphen eine betrübte Entschliessung ist, bei einer zusammengesetzten und
noch weit von den einfachen Grundgesetzen entfernten Beschaffenheit die
Bemühung der Untersuchung aufzugeben und sich mit der Anführung des
unmittelbaren Willens Gottes zu begnügen: so erkannte doch Newton hier die
Grenzscheidung, welche die Natur und den Finger Gottes, den Lauf der
eingeführten Gesteze der ersteren und den Wink des letzteren von einander
scheidet. Nach eines so grossen Weltweisen Verzweifelung scheint es eine
Vermessenheit zu sein, noch einen glücklichen Fortgang in einer Sache von
solcher Schwierigkeit zu hoffen.
Allein eben dieselbe Schwierigkeit, welche dem
Newton die Hoffnung benahm, die den Himmelskörpern ertheilte Schwungskräfte,
deren Richtung und Bestimmungen das Systematische des Weltbaues ausmacht, aus
den Kräften der Natur zu begreifen, ist die Quelle der Lehrverfassung gewesen,
die wir in den vorigen Hauptstücken vorgetragen haben. Sie gründet einen
mechanischen Lehrbegriff, aber einen solchen, der weit von demjenigen entfernt
ist, welchen Newton unzulänglich befand, und um dessen willen er alle
Unterursachen verwarf, weil er (wenn ich es mir unterstehen darf, zu sagen)
darin irrte, dass er ihn für den einzigen unter allen möglichen seiner Art
hielt. Es ist ganz leicht und natürlich selbst vermittelst der Schwierigkeit
des Newton durch eine kurze und gründliche Schlussfolge auf die Gewissheit
derjenigen mechanischen Erklärungsart zu kommen, die wir in dieser Abhandlung
entworfen haben. Wenn man voraussetzt (wie man denn nicht umhin kann, es zu
bekennen), dass die obigen Analogien es mit grösster Gewissheit festsetzen, dass
die harmonirenden und sich auf einander ordentlich beziehenden Bewegungen und
Kreise der Himmelskörper eine natürlich Ursache als ihren Ursprung anzeigen: so
kann diese doch nicht dieselbe Materie sein, welche anjetzt den Himmelsraum
erfüllt. Also muss diejenige, welche ehedem diese Räume erfüllte, und deren
Bewegung der Grund von den gegenwärtigen Umläufen der Himmelskörper gewesen
ist, nachdem sie sich auf diese Kugeln versammlet und dadurch die Räume
gereinigt hat, die man anjetzt leer sieht, oder, welches unmittelbar hieraus
herfliesst, die Materien selber, daraus die Planeten, die Kometen, ja die Sone
bestehen, müssen anfänglich in dem Raume des planetischen Systems ausgebreitet
gewesen sein und in diesem Zustande sich in Bewegungen versetzt haben, welche
sie behalten haben, als sie sich in besondere Klumpen vereinigten und die
Himmmelskörper bildeten, welche alle den ehemals zerstreueten Stoff der
Weltmaterie in sich fassen. Man ist hiebei nicht lange in Verlegenheit, das
Triebwerk zu entdecken, welches diesen Stoff der sich bildenden Natur in
Bewegung gesetzt haben möge. Der Antrieb selber, der die Vereinigung der Massen
zuwege brachte, die Kraft der Anziehung, welche der Materie wesentlich beiwohnt
und sich daher bei der ersten Regung der Natur zur ersten Ursache der Bewegung
so wohl schickt, war die Quelle derselben. Die Richtung, welche bei dieser
Kraft immer gerade zum Mittelpunkte hin zielt, mach allhier kein Bedenken; denn
es ist gewiss, dass der feine Stoff zerstreueter Elemente in der senkrechten
Bewegung sowohl durch die Mannigfaltigkeit der Attractionspunkte, als durch die
Hinderniss, die einander ihre durchkreuzende Richtungslinien leisten, hat in
verschiedene Seitenbewegungen ausschlagen müssen, bei denen das gewisse
Naturgesetz, welches macht, dass alle einander durch gewechselte Wirkung
einschränkende Materie sich zuletzt auf einen solchen Zustand bringt, da eine
der andern so wenig Veränderung, als möglich mehr zuzieht, sowohl die
Einförmigkeit der Richtung, als auch die gehörigen Grade der Geschwindigkeiten
hervorgebracht hat, die in jedem Abstande nach der Centralkraft abgewogen sind,
und durch deren Verbindung die Elemente weder über noch unter sich
auszuschweifen trachten: da alle Elemente also nicht allein nach einer Seite,
sondern auch beinahe in parallelen und freien Zirkeln um den gemeinschaftlichen
Senkungspunkt in dem dünnen Himmelsraume umlaufend gemacht worden. Diese
Bewegungen der Theile mussten hernach fortdauren, als sich planetische Kugeln
daraus gebildet hatten, und bestehen anjetzt durch die Verbindung des einmal
eingepflanzten Schwunges mit der Centralkraft in unbeschränkte künftige Zeiten.
Auf diesem so begreiflichen Grunde beruhen die Einförmigkeit der Richtungen in
den Planetenkreisen, die genaue Beziehung auf eine gemeinschaftliche Fläche,
die Mässigung der Schwungskräfte nach der Attraction des Ortes, die mit den
Entfernungen abnehmende Genauheit dieser Analogien und die freie Abweichung der
äussersten Himmelskörper nach beiden Seiten sowohl, als nach entgegengesetzter
Richtung. Wenn diese Zeichen der gewechselten Abhängigkeit in den Bestimmungen
der Erzeugung auf eine durch den ganzen Raum verbreitete ursprünglich bewegte
Materie mit offenbarer Gewissheit zeigen, so beweiset der gänzliche Mangel
aller Materien in diesem nunmehr leeren Himmelsraume ausser derjenigen, woraus
die Körper der Planeten, der Sonne und der Kometen zusammengesetzt sind, dass
diese selber im Anfange in diesem Zustande der Ausbreitung müsse gewesen sein.
Die Leichtigkeit und Richtigkeit, mit welcher aus diesem angenommenen
Grundsatze alle Phänomena des Weltbaues in den vorigen Hauptstücken hergeleitet
worden, ist eine Vollendung solcher Muthmassung und giebt ihr einen Werth, der
nicht mehr willkürlich ist.
Die Gewissheit einer mechanischen Lehrverfassung
von dem Ursprunge des Weltgebäudes, vornehmlich des unsrigen, wird auf den
höchsten Gipfel der Überzeugung erhoben, wenn man die Bildung der Himmelskörper
selber, die Wichtigkeit und Grösse ihrer Massen nach den Verhältnissen erwägt,
die sie in Ansehung ihres Abstandes von dem Mittelpunkte der Gravitation haben.
Denn erstlich ist die Dichtigkeit ihres Stoffes, wenn man sie im Ganzen ihres
Klumpens erwägt, in beständigen Graden mit den Entfernungen von der Sonne
abnehmend: eine Bestimmung, die so deutlich auf die mechanische Bestimmungen
der ersten Bildung zielt, dass man nichts mehr verlangen kann. Sie sind aus
solchen Materien zusammengesetzt, deren die von schwererer Art einen tiefern
Ort zu dem gemeinschaftlichen Senkungspunkte, die von leichterer Art aber einen
entfernteren Abstand bekommen haben: welche Bedingung in aller Art der
natürlichen Erzeugung nothwendig ist. Aber bei einer unmittelbar aus dem
göttlichen Willen fliessenden Einrichtung ist nicht der mindeste Grund zu
gedachtem Verhältnisse anzutreffen. Denn ob es gleich scheinen möchte, dass die
entfernteren Kuglen aus leichterem Stoff bestehen müssten, damit sie von der
geringern Kraft der Sonnenstrahlen die nöthige Wirkung verspüren könnten: so
ist dieses doch nur ein Zweck, der auf die Beschaffenheit der auf die
Oberfläche befindlichen Materien und nicht auf die tieferen Sorten ihres
inwendigen Klumpens zielt, als in welche die Sonnenwärme niemals einige Wirkung
thut, die auch nur dienen die Attraction des Planeten, welche die ihn umgebenden
Körper zu ihm sinkend machen soll, zu bewirken, und daher nicht die mindeste
Beziehung auf die Stärke oder Schwäche der Sonnenstrahlen haben dürfen. Wenn
man daher fragt, woher die aus den rightigen Rechnungen des Newton gezogene
Dictigkeiten der Erde, des Jupiters, des Saturns sich gegeneinander wie 400,
94.5 und 64 verhalten: so wäre es ungereimt die Ursache der Absicht Gottes,
welcher sie nach den Graden der Sonnenwärme gemässigt hat, beizumessen; denn da
kann unsere Erde uns zum Gegenbeweise dienen, bei der die Sonne nur in eine so
geringe Tiefe unter der Oberfläche durch ihre Strahlen wirkt, dass derjenige
Theil ihres Klumpens, der dazu einige Beziehung haben muss, bei weitem nicht
den millionsten Theil des Ganzen beträgt, wovon das übrige in Ansehung dieser
Absicht völlig gleichgültig ist. Wenn also der Stoff, daraus die Himmelskörper
bestehen, ein ordentliches mit den Entfernungen harmonirendes Verhältniss gegen
einander hat, und die Planeten einander anjetzt nicht einschränken können, da
sie nun in leerem Raume von einander abstehen: so muss ihre Materie vordem in
einem Zustande gewesen sein, da sie in einander gemeinschaftliche Wirkung thun
können, um sich in die ihrer specifischen Schwere proportionirte Örter
einzuschränken, welches nicht anders hat geschehen können, als dass ihre Theile
vor der Bildung in dem ganzen Raume des Systems ausgebreitet gewesen und dem
allgemeinen Gesetze der Bewegung gemäss Örter gewonnen haben, welche ihrer
Dictigkeit gebühren.
Das Verhältniss unter der Grösse der planetischen
Massen, welches mit den Entfernungen zunimmt, ist der Zweite Grund, der die
mechanische Bildung der Himmelskörper und vornehmlich unsere Theorie von
derselben klärlich beweiset. Warum nehmen die Massen der Himmelskörper ungefähr
mit den Entfernungen zu? Wenn man einer der Wahl Gottes alles zuschreibenden
Lehrart nachgeht, so könnte keine andere Absicht gedacht werden, warum die
entferntern Planeten grössere Massen haben müssen, als damit sie durch die
vorzügliche Stärke ihrer Anziehung in ihrer Sphäre einen oder etliche Monde
begreifen könnten, welche dienen sollen den Bewohnern, welche für sie bestimmt
sind, den Aufenthalt bequemlich zu machen. Allein dieser Zweck konnte eben
sowohl durch eine vorzügliche Dichtigkeit in dem Inwendigen ihres Klumpens
erhalten werden, und warum musste denn die aus besonderen Gründen fliessende
Leichtigkeit des Stoffes, welche diesem Verhältniss entgegen ist, bleiben und
durch den Vorzug des Volumens so weit übertroffen werden, dass dennoch die
Masse der obern wichtiger als der untern ihre würde? Wenn man nicht auf die Art
der natürlichen Erzeugung dieser Körper Acht hat, so wird man schwerlich von
diesem Verhältnisse Grund geben können; aber in Betrachtung derselben ist
nichts leichter, als diese Bestimmung zu begreifen. Als der Stoff aller
Weltkörper in dem Raum des planetischen Systems noch ausgebreitet war, so
bildete die Anziehung aus diesen Theilchen Kugeln, welche ohne Zweifel um desto
grösser werden mussten, je weiter der Ort ihrer Bildungssphäre von demjenigen allgemeinen
Centralkörper entfernt war, der aus dem Mittelpunkte des ganzen Raumes durch
eine vorzüglich mächtige Attraction diese Vereinigung, so viel an ihm ist,
einschränkte und hinderte.
Man wird die Merkmale dieser Bildung der
Himmelskörper aus dem im Anfange ausgebreitet gewesenen Grundstoffe mit
Vergnügen an der Weite der Zwischenräume gewahr, die ihre Kreise von einander
scheiden, und die nach diesem Begriffe als die leeren Fächer müssen angesehen
werden, aus denen die Planeten die Materie zu ihrer Bildung hergenommen haben.
Man sieht, wie diese Zwischenräume zwischen den Kreisen ein Verhältniss zu der
Grösse der Massen haben, die daraus gebildet sind. Die Weite zwischen dem
Kreise des Jupiters und des Mars ist so gross, dass der darin beschlossene Raum
die Fläche aller unteren Planetenkreise zusammengenommen übertrifft: allein er
ist des grössten unter allen Planeten würdig, desjenigen, der mehr Masse hat,
als alle übrigen zusammen. Man kann diese Entfernung des Jupiters von dem Mars
nicht der Absicht beimessen, dass ihre Attractionen einander so wenig als
möglich hindern sollten. Denn nach solchem Grunde würde sich der Planet
zwischen zwei Kreisen allemal demjenigen Planeten am nächsten befinden, dessen
mit der seinigen vereinigte Attraction die beiderseitigen Umläufe um die Sonne
am wenigsten stören kann: folglich demjenigen, der die kleinste Masse hat. Weil
nun nach den richtigen Rechnungen Newtons die Gewalt, womit Jupiter in den Lauf
des Mars wirken kann, sich zu derjenigen, die er in den Saturn durch die
vereinigte Anziehung ausübt, wie 1/12512 zu 1/200 verhält: so kann man leicht
die Rechnung machen, um wie viel Jupiter sich dem Kreise des Mars näher
befinden müsste, als des Saturns seinem, wenn ihr Abstand durch die Absicht
ihrer äusserlichen Beziehung und nicht durch den Mechanismus ihrer Erzeugung
bestimmt worden wäre. Da dieses sich nun aber ganz anders befindet, da ein
planetischer Kreis in Ansehung der zwei Kreise, die über und unter ihm sind,
sich oft von demjenigen abstehender befindet, in welchem ein kleinerer Planet
läuft, als von der Bahn dessen von grösser Masse, die Weite des Raumes aber um
den Kreis eines jeden Planeten allemal ein rightiges Verhältniss zu seiner
Masse hat: so ist klar, dass die Art der Erzeugung diese Verhältnisse müsse
bestimmt haben, und dass, weil diese Bestimmungen so, wie die Ursache und die
Folgen derselben scheinen verbunden zu sein, man es wohl am richtigsten treffen
wird, wenn man die zwischen den Kreisen begriffene Räume als die Behältnisse
desjenigen Stoffes ansieht, daraus sich die Planeten gebildet haben: woraus
unmittelbar folgt, dass deren Grösse dieser ihren Massen proportionirt sein
muss, welches Verhältniss aber bei den entferntern Planeten durch die in dem
ersten Zustande grössere Zerstreuung der elementarischen Materie in diesen
Gegenden vermehrt wird. Daher von zwei Planeten, die an Masse einander ziemlich
gleich kommen, der entferntere einen grössern Bildungsraum, d. i. einen
grössern Abstand von den beiden nächsten Kreisen, haben muss, sowohl weil der
Stoff daselbst an sich specifisch leichterer Art, als auch weil er zerstreuter
war, als bei dem, so sich näher zu der Sonne bildete. Daher obgleich die Erde
zusammt dem Monde der Venus noch nicht an körperlichem Inhalte gleich zu sein
scheint, so hat sie dennoch um sich einen grösserne Bildungsraum erfordert:
weil sie sich aus einem mehr zerstreuten Stoffe zu bilden hatte, als dieser
untere Planet. Vom Saturn ist aus diesen Gründen zu vermuthen, dass seine
Bildungssphäre sich auf der abgelegenen Seite viel weiter wird ausgebreitet
haben, als auf der Seite gegen den Mittelpunkt hin (wie denn dieses fast von
allen Planeten gilt); und daher wird der Zwischenraum zwischen dem
Saturnuskreise und der Bahn des diesem Planeten zunächst obern Himmelskörpers,
den man über ihm vermuthen kann, viel weiter, als zwischen eben demselben und
dem Jupiter sein.
Also geht alles in dem planetischen Weltbaue
stufenweise mit richtigen Beziehungen zu der ersten erzeugenden Kraft, die
neben dem Mittelpunkte wirksamer als in der Ferne gewesen, in alle
unbeschränkte Weiten fort. Die Verminderung der eingedrückten schiessenden
Kraft, die Abweichung von der genauesten Übereinstimmung in der Richtung und
der Stellung der Kreise, die Dichtigkeiten der Himmelskörper, die Sparsamkeit der
Natur in Absehen auf den Raum ihrer Bildung: alles vermindert sich stufenartig
von dem Centro in die weiten Entfernungen; alles zeigt, dass die erste Ursache
an die mechanischen Regeln der Bewegung gebunden gewesen und nicht durch eine
freie Wahl gehandelt hat.
Allein was so deutlich, als irgend sonst etwas die
natürliche Bildung der Himmelskörper aus dem ursprünglich in dem Raume des
Himmels, der nunmehr leer ist, ausgebreitet gewesenen Grundstoffe anzeigt, ist
diejenige Übereinstimmung, die ich von dem Herrn von Buffon entlehne, die aber
in seiner Theorie bei weitem den Nutzen, als in der unsrigen nicht hat. Denn
nach seiner Bemerkung, wenn man die Planeten, deren Massen man durch Rechnung
bestimmen kann, zusammen summirt, nämlich den Saturn, den Jupiter, die Erde und
den Mond: so geben sie einen Klumpen, dessen Dichtigkeit der Dichtigkeit des
Sonnenkörpers wie 640 zu 650 beikommt, gegen welche, da es die Hauptstücke in
dem planetischen System sind, die übrigen Planeten, Mars, Venus und Mercur,
kaum verdienen gerechnet zu werden; so wird man billig über die merkwürdige
Gleichheit erstaunen, die zwischen der Materie des gesammten planetischen
Gebäudes, wenn es als in einem Klumpen vereinigt betrachtet wird, und zwischen
der Masse der Sonnen herrscht. Es wäre ein unverantwortlicher Leichtsinn, diese
Analogie einem Ungefähr zuzuschreiben, welche unter einer Mannigfaltigkeit so
unendlich verschiedener Materien, deren nur allein auf unserer Erde einige
anzutreffen sind, die 15tausendmal an Dictigkeit von einander übertroffen
werden, dennoch im Ganzen dem Verhältniss von 1 zu 1 so nahe kommen; und man
muss zugeben, dass, wenn man die Sonne als ein Mengsel von allen Sorten
Materie, die in dem planetischen Gebäude von einander geschieden sind,
betrachtet, alle insgesammt sich in einem Raume scheinen gebildet zu haben, der
ursprünglich mit gleichförmig ausgebreitetem Stoffe erfüllt war, und auf dem
Centralkörper sich ohne Unterschied versammlet, zur Bildung der Planeten aber
nach Massgebung der Höhen eingetheilt worden. Ich überlasse es denen, die die
mechanische Erzeugung der Weltkörper nicht zugeben können, aus den
Bewegungsgründen der Wahl Gottes diese so besondere Übereinstimmung, wo sie
können, zu erklären. Ich will endlich aufhören, eine Sache von so überzeugender
Deutlichkeit, als die Entwickelung des Weltgebäudes aus den Kräften der Natur
ist, auf mehr Beweisthümer zu gründen. Wenn man im Stande ist, bei so vieler
Überführung unbeweglich zu bleiben, so muss man entweder gar zu tief in den
Fesseln des Vorurtheils liegen, oder gänzlich unfähig sein, sich über den Wust
hergebrachter Meinungen zu der Betrachtung der allerreinsten Wahrheit empor zu
schwingen. Indessen ist zu glauben, dass niemand als die Blödsinnigen, auf
deren Beifall man nicht rechnen darf, die Richtigkeit dieser Theorie verkennen
könnte, wenn die Übereinstimmungen, die der Weltbau in allen seinen
Verbindungen zu dem Nutzen der vernünftigen Creatur hat nicht etwas mehr, als
blosse allgemeine Naturgesetze zum Grunde zu haben schienen. Man glaubt auch
mit Recht, dass geschickte Anordnungen, welche auf einen würdigen Zweck
abzielen, einen weisen Verstand zum Urheber haben müssen, und man wird völlig
befriedigt werden, wenn man bedenkt, dass, da die Naturen der Dinge keine
andere, als eben diese Urquelle erkennen, ihre wesentliche und allgemeine
Beschaffenheiten eine natürliche Neigung zu anständigen und unter einander wohl
übereinstimmenden Folgen haben müssen. Man wird sich also nicht befremden
dürfen, wenn man zum gewechselten Vortheile der Creaturen gereichende
Einrichtungen der Weltverfassung gewahr wird, selbige einer natürlichen Folge
aus den allgemeinen Gesetzen der Natur beizumessen, denn was aus diesen
herfliesst, ist nicht die Wirkung des blinden Zufalles oder der unvernünftigen
Nothwendigkeit: es gründet sich zuletzt doch in der höchsten Weisheit, von der
die allgemeinen Beschaffenheiten ihre Übereinstimmung entlehnen. Der eine
Schluss is ganz richtig: Wenn in der Verfassung der Welt Ordnung und Schönheit
hervorleuchten, so ist ein Gott. Allein der andere ist nicht weniger gegründet:
Wenn diese Ordnung aus allgemeinen Naturgesetzen hat herfliessen können, so ist
die ganze Natur nothwendig eine Wirkung der höchsten Weisheit.
Wenn man es sich aber durchaus belieben lässt, die
unmittelbare Anwendung der göttlichen Weisheit an allen Anordnungen der Natur,
die unter sich Harmonie und nützliche Zwecke begreifen, zu erkennen, indem man
der Entwickelung aus allgemeinen Bewegungsgesetzen keine übereinstimmende
Folgen zutrauet: so wollte ich rathen, in der Beschauung des Weltbaues seine
Augen nicht auf einen einzigen unter den Himmelskörpern, sondern auf das Ganze
zu richten, um sich aus diesesm Wahne auf einmal heraus zu reissen. Wenn die
schiefe Lage der Erdachse gegen die Fläche ihres jährlichen Laufes durch die
beliebte Abwechselung der Jahreszeiten ein Beweisthum der unmittelbaren Hand
Gottes sein soll, so darf man nur diese Beschaffenheit bei den andern
Himmelskörpern dagegen halten; so wird man gewahr werden, dass sie bei jedem
derselben absechselt, und dass in dieser Verschiedenheit es auch einige giebt,
die sie gar nicht haben: wie z. E. Jupiter, dessen Achse senkrecht zu dem Plane
seines Kreises ist, und Mars, dessen seine es beinahe ist, welche beide keine
Verschiedenheit der Jahreszeiten geniessen und doch eben sowohl Werke der
höchsten Weisheit, als die andern sind. Die Begleitung der Monde beim Saturn,
dem Jupiter und der Erde würden scheinen, besondere Anordnungen des höchstens
Wesens zu sein, wenn die freie Absweichung von diesem Zwecke durch das ganze
System des Weltbaues nicht anzeigte, dass die Natur, ohne durch einen
ausserordentlichen Zwang in ihrem freien Betragen gestört zu sein, diese
Bestimmungen hervorgebracht habe. Jupiter hat vier Monde, Saturn fünf, die Erde
einen, die übrigen Planeten gar keinen, ob es gleich scheint, dass diese wegen
ihrer längeren Nächte derselben bedürftiger wären, als jene. Wenn man die
proportionirte Gleichheit der den Planeten eingedrückten Schwungskräfte mit den
Centralneigungen ihres Abstandes als die Ursache, woher sie beinahe in Zirkeln
um die Sonne laufen und durch die Gleichmässigkeit der von dieser ertheilten
Wärme zu Wohnplätzen vernünftiger Creaturen geschickt werden, bewundert und sie
als den unmittelbaren Finger der Allmacht ansieht: so wird man auf einmal auf
die allgemeinen Gesetze der Natur zurück geführt, wenn man erwägt, dass diese
planetische Beschaffenheit sich nach und nach mit allen Stufen der Verminderung
in der Tiefe des Himmels verliert, und dass eben die höchste Weisheit, welche
an der gemässigten Bewegung der Planeten ein Wohlgefallen gehabt hat, auch die
Mängel nicht ausgeschlossen, mit welchen sich das System endigt, indem es in
der völligen Unregelmässigkeit und Unordnung aufhört. Die Natur, unerachtet sie
eine wesentlich Bestimmung zur Vollkommenheit und Ordnung hat, fasst in dem
Umfange ihrer Mannigfaltigkeit alle mögliche Abwechselungen sogar bis auf die
Mängel und Abweichungen in sich. Eben dieselbe unbeschränkte Fruchtbarkeit
derselben hat die bewohnten Himmelskugeln sowohl, als die Kometen, die
nützlichen Berge und die schädlichen Klippen, die bewohnbaren Landschaften und
öden Wüsteneien, die Tugenden und Laster hervorgebracht.
welcher
einen Versuch einer auf die Analogien der Natur gegründeten Vergleichung
zwishen den Einwohnern verschiedener Planeten in sich enthält.
Wer das Verhältniss aller Welten von einem Theil
zum andern weiss,
Wer aller Sonnen Menge kennet und jeglichen Planetenkreis,
Wer die verschiedenen Bewohner von einem jeden Stern erkennet,
Dem ist allein, warum die Dinge so sind, als wie sie sind, vergönnet,
Zu fassen und uns zu erklären.
(Pope)
Von den
Bewohnern der Gestirne
Weil ich dafür halte, dass es den Charakter der
Weltweisheit entehren heisse, wenn man sich ihrer gebraucht, mit einer Art von
Leichtsinn freie Ausschweifungen des Witzes mit einiger Scheinbarkeit zu
behaupten, wenn man sich gleich erklären wollte, dass es nur geschähe, um zu
belustigen: so werde ich in gegenwärtigem Versuche keine anderen Sätze
anführen, als solche, die zur Erweiterung unseres Erkenntnisses wirklich
beitragen können, und deren Wahrscheinlichkeit zugleich so wohl gegründet ist,
dass man sich kaum entbrechen kann, sie gelten zu lassen.
Obgleich es scheinen mochte, dass in dieser Art
des Vorwurfes die Freiheit zu erdichten keine eigentliche Schranken habe, und
dass man in dem Urtheil von der Beschaffenheit der Einwohner entlegener Welten
mit weit grösserer Ungebundenheit der Phantasie könne den Zügel schiessen
lassen, als ein Maler in der Abbildung der Gewächse oder Thiere unentdeckter
Länder, und dass dergleichen Gedanken weder recht erwiesen, noch widerlegt
werden könnten: so muss man doch gestehen, dass die Entfernungen der
Himmelskörper von der Sonne gewisse Verhältnisse mit sich führen, welche einen
wesentlichen Einfluss in die verschiedenen Eigenschaften der denkended Naturen
nach sich ziehen, die auf denselben befindlich sind, als deren Art zu wirken
und zu leiden an die Beschaffenheit der Materie, mit der sie verknüpft sind,
gebunden ist und von dem Mass der Eindrücke abhängt, die die Welt nach den
Eigneschaften der Beziehung ihres Wohnplatzes zu dem Mittlepunkte der Attraction
und der Wärme in ihnen erweckt.
Ich bein der Meinung, dass es eben nicht
nothwendig sei, zu behaupten, alle Planeten müssten bewohnt sein, ob es gleich
eine Ungereimtheit wäre, dieses in Ansehung aller, oder auch nur der meisten zu
leugnen. Bei dem Reichthume der Natur, da Welten und Systeme in Ansehung des
Ganzen der Schöpfung nur Sonnenstäubchen sind, könnte es auch wohl öde und
unbewohnte Gegenden geben, die nicht auf das genaueste zu dem Zwecke der Natur,
nämlich der Betrachtung vernüftiger Wesen, genuzt würden. Es wäre, als wenn man
sich aus dem Grunde der Weisheit Gottes ein Bedenken machen wollte, zuzugeben,
dass sandichte und unbewohnte Wüsteneien grosse Strecken des Erdbodens
einnehmen, und dass es verlassene Inseln im Weltmeere gebe, darauf kein Mensch
befindlich ist. Indessen ist ein Planet viel weniger in Ansehung des Ganzen der
Schöpfung, als eine Wüste, oder Insel in Ansehung des Erdbodens.
Vielleicht dass sich noch nicht alle Himmelskörper
völlig ausgebildet haben; es gehören Jahrhunderte und vielleicht tausende von
Jahren dazu, bis ein grosser Himmelskörper einen festen Stand seiner Materien
erlangt hat. Jupiter scheint noch in diesem Streite zu sein. Die merkliche
Abwechselung seiner Gestalt zu verschiedenen Zeiten hat die Astronomen schon
vorlängst muthmassen lassen, dass er grosse Umstürzungen erleiden müsse und bei
weiten so ruhig auf seiner Oberfläche nicht sei, als es ein bewohnbarer Planet
sein muss. Wenn er keine Bewohner hat und auch keine jemals haben sollte, was
für ein unendlich kleiner Aufwand der Natur wäre dieses in Ansehung der
Unermesslichkeit der ganzen Schöpfung? Und wäre es nicht vielmehr ein Zeichen
der Armuth, als des Überflusses derselben, wenn sie in jedem Punkte des Raumes
so sorgfältig sein sollte, alle ihre Reichthümer aufzuzeigen?
Allein man kann noch mit mehr Befriedigung
vermuthen, dass, wenn er gleich jetzt unbewohnt ist, er dennoch es dereinst
werden wird, wenn die Periode seiner Bildung wird vollendet sein. Vielleicht
ist unsere Erde tausend oder mehr Jahre vorhanden gewesen, ehe sie sich in
Verfassung befunden hat, Menschen, Thiere und Gewächse unterhalten zu können.
Dass ein Planet nun einige tausend Jahre später zu dieser Vollkommenheit kommt,
das thut dem Zweke seines Daseins keinen Abbruch. Er wird eben um deswillen
auch ins zukunftige länger in der Vollkommenheit seiner Verfassung, wenn er sie
einmal erreicht hat, verbleiben; denn es ist einmal ein gewisses Naturgesetz:
alles, was einen Anfang hat, nähert sich beständig seinem Untergange und ist
demselben um so viel näher, je mehr es sich von dem Punkte seines Anfanges
entfernt hat.
Die satirische Vorstellung jenes witzigen Kopfes
aus dem Haag, welcher nach der Anführung der allgemeinen Nachrichten aus dem
Reiche der Wissenschaften die Einbildung von der nothwendigen Bevölkerung aller
Weltkörper auf der lächerlichen Seite vorzustellen wusste, kann night anders,
als gebilligt werden. "Diejenigen Creaturen," spricht er,
"welche die Wälder auf dem Kopfe eines Bettlers bewohnen, hatten schon
lange ihren Aufenthalt für eine unermessliche Kugel und sich selber als das
Meisterstück der Schöpfung angesehen, als einer unter ihnen, den der Himmel mit
einer feinern Seele begabt hatte, ein kleiner Fontenelle seines Geschlechts,
den Kopf eines Edlemanns unvermuthet gewahr ward. Alsbald rief er alle witzige
Köpfe seines Quartiers zusammen und sagte ihnen mit Entzückung: Wir sind night
die einzigen belebten Wesen der ganzen Natur; sehet hier ein neues Land, hier
wohnen mehr Läuse." Wenn der Ausgang dieses Schlusses ein Lachen erweckt:
so geschieht es nicht um deswillen, weil er von der Menschen Art, zu urteilen,
weit abgeht; sondern weil eben derselbe Irrthum, der bei dem Menschen eine
gleiche Ursache zum Grunde hat, bei diesen mehr Entschuldigung zu verdienen
scheint.
Lasst uns ohne Vorurtheil urtheilen. Dieses
Insect, welches sowohl seiner Art zu leben, als auch seiner Nichtswürdigkeit
nach die Beschaffenheit der meisten Menschen sehr wohl ausdrückt, kann mit
gutem Fuge zu einer solchen Vergleichung gebraucht werden. Weil seiner
Einbildung nach der Natur an seinem Dasein unendlich viel gelegen ist: so hält
es die ganze übrige Schöpfung für vergeblich, die nicht eine genaue Abzielung
auf sein Geschlecht, als den Mittelpunkt ihrer Zwecke, mit sich führt. Der
Mensch, welcher gleich unendlich weit von der obersten Stufe der Wesen absteht,
ist so verwegen, von der Nothwendigkeit seines Daseins sich mit gleicher
Einbildung zu schmeicheln. Die Unendlichkeit der Schöpfung fasst alle Naturen,
die ihr überschwenglicher Reichthum hervorbringt, mit gleicher Nothwendigkeit
in sich. Von der erhabensten Classe unter den denkenden Wesen bis zu dem
verachtetesten Insect ist ihr kein Glied gleichgültig; und es kann keins
fehlen, ohne dass die Schönheit des Ganzen, welche in dem Zusammenhang besteht,
dadurch unterbrochen würde. Indessen wird alles durch allgemeine Gesetze
bestimmt, welche die Natur durch die Verbindung ihrer ursprünglich
eingepflanzten Kräfte bewirkt. Weil sie in ihrem Verfahren lauter
Wohlständigkeit und Ordnung hervorbringt: so darf keine einzelne Absicht ihre
Folgen stören und unterbrechen. Bei ihrer ersten Bildung was die Erzeugung
eines Planeten nur eine unendlich kleine Floge ihrer Fruchtbarkeit; und nun
wäre es etwas Ungereimtes, dass ihre so wohlgegründete Gesetze den besondern
Zwecken dieses Atomus nachgeben sollten. Wenn die Beschaffenheit eines
Himmelskörpers der Bevölkerung natürliche Hindernisse entgegen setzt: so wird
er unbewohnt sein, obgleich es an un für sich schöner wäre, dass er Einwohner
hätte. Die Trefflichkeit der Schöpfung verliert dadurch nichts: denn das
Unendliche ist unter allen Grössen diejenige, welche durch Entziehung eines
endlichen Theils nicht vermindert wird. Es wäre, als wenn man klagen wollte,
dass der Raum zwischen dem Jupiter und dem Mars so unnöthig leer steht, und
dass es Kometen giebt, welche night bevölkert sind. In der That, jenes Insect
mag uns so nightswürdig scheinen, als es wolle, es ist der Natur gewiss an der
Erhaltung seiner ganzen Classe mehr gelegen, als an einer kleinen Zahl
vortrefflicherer Geschöpfe, deren es dennoch unendlich viel giebt, wenn ihnen
gleich eine Gegend, oder Ort beraubt sein sollte. Weil sie in Hervorbringung
beider unerschöpflich ist, so sieht man ja gleich unbekümmert beide in ihrer Erhaltung
und Zerstörung den allgemeinen Gesetzen überlassen. Hat wohl jemals der
Besitzer jene bewohnten Wälder auf dem Kopfe des Betters grössere Verheerungen
unter dem Geschlechte dieser Colonie gemacht, als der Sohn Philipps in dem
Geschlechte seiner Mitbürger anrichtete, als es ihm sein böser Genius in den
Kopf gesetzt hatte, dass die Welt nur um seinetwillen hervorgebracht sei?
Indessen sind doch die meisten unter den Planeten
gewiss bewohnt, und die es nicht sind, werden es dereinst werden. Was für Verhältnisse
werden nun unter den verschiedenen Arten dieser Einwohner durch die Beziehung
ihres Ortes in dem Weltgebäude zu dem Mittelpunkte, daraus sich die Wärme
verbreitet, die alles belebt, verursacht werden? Denn es ist gewiss, dass diese
unter den Materien dieser Himmelskörper nach Proportion ihres Abstandes gewisse
Verhältnisse in ihren Bestimmungen mit sich führt. Der Mensch, welcher unter
allen vernünftigen Wesen dasjenige ist, welches wir am deutlichsten kennen, ob
uns gleich seine innere Beschaffenheit annoch ein unerforschtes Problema ist,
muss in dieser Vergleichung zum Grunde und zum allgemeinen Beziehungspunkte
dienen. Wir wollen ihn allhier nicht nach seinen moralischen Eigenschaften,
auch nicht nach der physischen Einrichtung seines Baues betrachten: wir wollen
nur untersuchen, was das Vermögen, vernünftig zu denken, und die Bewegung
seines Leibes, die diesem gehorcht, durch die dem Abstande von der Sonne
proportionirte Beschaffenheit der Materie, an die er geknüpft ist, für
Einschränkungen leide. Des unendlichen Abstandes ungeachtet, welcher zwischen
der Kraft, zu denken, und der Bewegung der Materie, zwischen dem vernünftigen
Geiste und dem Körper anzutreffen ist, so ist es doch gewiss, dass der Mensch,
der alle seine Begriffe und Vorstellungen von den Eindrücken her hat, die das
Universum vermittelst des Körpers in seiner Seele erregt, sowohl in Ansehung
der Deutlichkeit derselben, als auch der Fertigkeit, dieselbe zu verbinden und
zu vergleichen, welche man das Vermögen zu denken nennt, von der Beschaffenheit
dieser Materie völlig abhängt, an die der Schöpfer ihn gebunden hat.
Der Mensch is erschaffen, die Eindrücke und
Rührungen, die die Welt in ihm erregen soll, durch denjenigen Körper
anzunehmen, der der sichtbare Theil seines Wesens ist, und dessen Materie nicht
allein dem unsichtbaren Geiste, welcher ihn bewohnt, dient, die ersten Begriffe
der äusseren Gegenstände einzudrücken, sondern auch in der innern Handlung
diese zu wiederholen, zu verbinden, kurz, zu denken, unentbehrlich ist (19). Nach dem Masse, als sein Körper
sich ausbildet, bekommen die Fähigkeiten seiner denkenden Natur auch die
gehörigen Grade der Vollkommenheit und erlangen allererst ein gesetztes und
männliches Vermögen, wenn die Fasern seiner Werkzeuge die Festigkeit und
Dauerhaftigkeit überkommen haben, welche die Vollendung ihrer Ausbildung ist.
Diejenigen Fähigkeiten entwickeln sich bei ihm früh genug, durch welche er der
Nothdurft, die die Abhängigkeit von den äusserlichen Dingen ihm zuzieht, genug
thun kann. Bei einigen Menschen bleibt es bei diesem Grade der Auswickelung.
Das Vermögen, abgezogene Begriffe zu verbinden und durch eine freie Anwendung
der Einsichten über den Hang der Leidenschaften zu herrschen, findet sich spät
ein, bei einigen niemals in ihrem ganzen Leben; bei allen aber is es schwach:
es dient den unteren Kräften, über die es doch herrschen sollte, und in deren
Regierung der Vorzug seiner Natur besteht. Wenn man das Leben der meisten
Menschen ansieht: so scheint diese Creatur geschaffen zu sein, um wie eine
Pflanze Saft in sich zu ziehen und zu wachsen, sein Geschlecht fortzusetzen,
endlich alt zu werden und zu sterben. Er erreicht unter allen Geschöpfen am
wenigsten den Zweck seines Daseins, weil er seine vorzügliche Fähigkeiten zu
solchen Absichten verbraucht, die die übrigen Creaturen mit weit minderen und
doch weit sicherer und anständiger erreichen. Er würde auch das
verachtungswürdigste unter allen zum wenigsten in den Augen der wahren Weisheit
sein, wenn die Hoffnung des Künftigen ihn nicht erhübe, und den in ihm
verschlossenen Kräften nicht die Periode einer völligen Auswickelung
bevorstände.
Wenn man die Ursache der Hindernisse untersucht,
welche die menschliche Natur in einer so tiefen Erniedrigung erhalten: so
findet sie sich in der Grobheit der Materie, darin sein geistiger Theil
versenkt ist, in der Unbiegsamkeit der Fasern und der Trägheit und
Unbeweglichkeit der Säfte, welche dessen Regungen gehorchen sollen. Die Nerven
und Flüssigkeiten seines Gehirnes liefern ihm nur grobe und undeutliche
Begriffe, und weil er der Reizung der sinnlichen Empfindungen in dem Inwendigen
seines Denkungsvermögens nicht genugsam kräftige Vorstellungen zum
Gleichgewichte entgegen stellen kann: so wird er von seinen Leidenschaften
hingerissen, von dem Getümmel der Elemente, die seine Maschine unterhalten,
übertäubt und gestört. Die Bemühungen der Vernunft, sich dagegen zu erheben und
diese Verwirrung durch das Licht der Urtheilskraft zu vertreiben, sind wie die
Sonnenblicke, wenn dicke Wolken ihre Heiterkeit unablässig unterbrechen und
verdunkeln.
Diese Grobheit des Stoffes und des Gewebes in dem
Baue der menschlichen Natur ist die Ursache derjenigen Trägheit, welche die
Fähigkeiten der Seele in einer bestandigen Mattigkeit und Kraftlosigkeit
erhält. Die Handlung des Nachdenkens und der durch die Vernunft aufgeklärten
Vorstellungen ist ein mühsamer Zustand, darein die Seele sich nicht ohne
Widerstand setzen kann, und aus welchem sie durch einen natürlichen Hang der
körperlichen Maschine alsbald in den leidenden Zustand zurückfällt, da die
sinnlichen Reizungen all ihre Handlungen bestimmen und regieren.
Diese Trägheit seiner Denkungskraft, welche eine
Folge der Abhängigkeit von einer groben und ungelenksamen Materie ist, ist
nicht allein die Quelle des Lasters, sondern auch des Irrthums. Durch die
Schwierigkeit, welche mit der Bemühung verbunden ist, den Nebel der verwirrten
Begriffe zu zerstreuen und das durch verglichene Ideen entspringende allgemeine
Erkenntniss von den sinnlichen Eindrücken abzusondern, abgehalten, giebt sie
lieber einem übereilten Beifalle Platz und beruhigt sich in dem Besitze einer
Einsicht, welche ihr die Trägheit ihrer Natur und der Widerstand der Materie
kaum von der Seite erblicken lassen.
In dieser Abhängigkeit schwinden die geistigen
Fähigkeiten zugleich mit der Lebhaftigkeit des Leibes: wenn das hohe Alter
durch den geschwächten Umlauf der Säfte nur dicke Säfte in dem Körper kocht,
wenn die Beugsamkeit der Fasern und die Behendigkeit in allen Bewegungen
abnimmt, so erstarren die Kräfte des Geistes in einer gleichen Ermattung. Die
Hurtigkeit der Gedanken, die Klarheit der Vorstellungen, die Lebhaftigkeit des
Witzes und das Erinnerungsvermögen werden kraftlos und erkalten. Die durch
lange Erfahrung eingepfropften Begriffe ersetzen noch einigermassen den Abgang
dieser Kräfte, und der Verstand würde sein Unvermögen noch deutlicher
verrathen, wenn die Heftigkeit der Leidenschaften, die dessen Zügel nötig
haben, nicht zugleich und noch eher als er abnehmen möchten.
Es erhellt demnach hieraus deutlich, dass die
Kräfte der menschlichen Seele von dem Hindernissen einer groben Materie, an die
sie innigst verbunden werden, eingeschränkt und gehemmt werden; aber es ist
etwas noch Markwürdigeres, dass diese specifische Beschaffenheit des Stoffes
eine wesentliche Beziehung zu dem Grade des Einflusses hat, womit die Sonne
nach dem Masse ihres Abstandes sie belebt und zu den Verrichtungen der
animalischen Ökonomie tüchtig macht. Diese nothwendige Beziehung zu dem Feuer,
welches sich aus dem Mittelpunkte des Weltsystems verbreitet, um die Materie in
der nöthigen Regung zu erhalten, ist der Grund einer Analogie, die eben hieraus
zwischen den verschidenen Bewohnern der Planeten fest gesetzt wird; und eine
jede Classe derselben ist vermöge dieses Verhältnisses an den Ort durch die
Nothwendigkeit ihrer Natur gebunden, der ihr in dem Universo angewiesen worden.
Die Einwohner der Erde und der Venus können ohne
ihr beiderseitiges Verderben ihre Wohnplätze gegeneinander nicht vertauschen.
Der erstere, dessen Bildungsstoff für den Grad der Wärme seines Abstandes
proportionirt und daher für einen noch grössern zu leicht und flüchtig ist,
würde in einer erhitzteren Sphäre gewaltsame Bewegungen und eine Zerrüttung
seiner Natur erleiden, die von der Zerstreuung und Austrocknung der Säfte und
einer gewaltsamen Spannung seiner elastischen Fasern entstehen würde; der
letztere, dessen gröberer Bau und Trägheit der Elemente seiner Bildung eines
grossen Einflusses der Sonne bedarf, würde in einer kühleren Himmelsgegend
erstarren und in einer Leblosigkeit verderben. Eben so müssen es weit leichtere
und flüchtigere Materien sein, daraus der Körper des Jupiters-Bewohners
besteht, damit die geringe Regung, womit die Sonne in diesem Abstande wirken
kann, diese Maschinen eben so kräftig bewegen könne, als sie es in den unteren
Gegenden verrichtet, und damit ich alles in einem allgemeinen Begriffe
zusammenfasse: Der Stoff, woraus die Einwohner verschiedener Planeten, ja
sogar die Thiere und Gewächse auf denselben gebildet sind, muss überhaupt um
desto leichterer und feinerer Art und die Elasticität der Fasern sammt der
vortheilhaften Anlage ihres Baues um desto vollkommener sein nach dem Masse,
als sie weiter von der Sonne abstehen.
Dieses Verhältniss ist so natürlich und wohl
gegründet, dass nicht allein die Bewegungsgründe des Endzwecks darauf führen,
welche in der Naturlehre gemeiniglich nur als schwache Gründe angesehen werden,
sondern zugleich die Proportionen der specifischen Beschaffenheit der Materien,
woraus die Planeten bestehen, welche sowohl durch die Rechnungen des Newton,
als auch durch die Gründe der Kosmogonie ausgemacht sind, dasselbe bestätigen,
nach welchem der Stoff, woraus die Himmelskörper gebildet sind, bei den
enferntern allemal leichterer Art, als bei den nahen ist, welches nothwendig an
den Geschöpfen, die sich auf ihnen erzeugen und unterhalten, ein gleiches
Verhältniss nach sich ziehen muss.
Wir haben eine Vergleichung zwischen der
Beschaffenheit der Materie, damit die vernünftigen Geschöpfe auf den Planeten
wesentlich vereinigt sind, ausgemacht; und es lässt sich auch nach der
Einleitung dieser Betrachtung leichtlich erachten, dass diese Verhältnisse eine
Folge auch in Ansehung ihrer geistigen Fähigkeiten eine nothwendige
Abhängigkeit von dem Stoffe der Maschine haben, welche sie bewohnen, so werden
wir mit mehr als wahrscheinlicher Vermuthung schliessen können: dass die
Trefflichkeit der denkenden Naturen, die Hurtigkeit in ihren Vorstellungen, die
Deutlichkeit und Lebhaftigkeit der Begriffe, die sie durch äusserlichen
Eindruck bekommen, sammt dem Vermögen sie zusammen zu setzen, endlich auch die
Behendigkeit in der wirklichen Ausübung, kurz, der ganze Umfang ihrer
Vollkommenheit, unter einer gewissen Regel stehen, nach welcher dieselben nach
dem Verhältniss des Abstandes ihrer Wohnplätze von der Sonne immer trefflicher
und vollkommener werden.
Da dieses Verhältniss einen Grad der
Glaubwürdigkeit hat, der nicht weit von einer ausgemachten Gewissheit entfernt
ist, so finden wir ein offnes Feld zu angenehmen Muthmassungen, die aus der
Vergleichung der Eigenschaften dieser verschiedenen Bewohner entspringen. Die
menschliche Natur, welche in der Leiter der Wesen gleichsam die mittelste
Sprosse inne hat, sieht sich zwischen den zwei äussersten Grenzen der
Vollkommenheit mitten inne, von deren beiden Enden sie gleich weit entfernt
ist. Wenn die Vorstellung der erhabensten Classen vernünftiger Creaturen, die
den Jupiter oder den Saturn bewohnen, ihre Eifersucht reizt und sie durch die
Erkenntniss ihrer eigenen Niedrigkeit demüthigt: so kann der Anblick der
niedrigen Stufen sie wiederum zufrieden sprechen und beruhigen, die in den
Planeten Venus und Mercur weit unter der Vollkommenheit der menschlichen Natur
erniedrigt sind. Welch ein versunderungswürdiger Anblick! Von der einen Seite
sahen wir denkende Geschöpfe, bei denen ein Grönländer oder Hottentotte ein
Newton sein würde: und auf der andern Seite andere, die diesen als einen Affen
bewundern.
Da jüngst die obern Wesen sahn,
Was unlängst recht verwunderlich
Ein Sterblicher bei uns gethan,
Und wie er der Natur Gesetz entfaltet: wunderten sie sich,
Dass durch ein irdisches Geschöpf dergleichen möglich zu geschehn,
Und sahen unsern Newton an, so wie wir eining Affen sehn.
(Pope)
Zu welch einem Fortgange in der Erkenntniss wird
die Einsicht jener glückseligen Wesen der obersten Himmelssphären nich
gelangen! Welche schöne Folgen wird diese Erleuchtung der Einsichten nicht in
ihre sittliche Beschaffenheit haben! Die Einsichten des Verstandes, wenn sie
die gehörigen Grade der Vollständigkeit und Deutlichkeit besitzen, haben weit
lebhaftere Reizungen als die sinnlichen Anlockungen an sich und sind vermögend,
diese siegreich zu beherrschen und unter den Fuss zu treten. Wie herrlich wird
sich die Gottheit selbst, die sich in allen Geschöpfen malt, in diesen
denkenden Naturen nicht malen, welche als ein von den Stürmen der
Leidenschaften unbewegtes Meer ihr Bild ruhig aufnehmen und zurückstrahlen! Wir
wollen diese Muthmassungen nicht über die einer physischen Abhandlung
vorgezeichnete Grenzen erstrecken, wir bemerken nur nochmals die oben
angeführte Analogie: dass die Vollkommenheit der Geisterwelt sowhol, als der
materialischen in den Planeten von dem Mercur an bis zum Saturn, oder
vielleicht noch über ihm (wofern noch andere Planeten sind) in einer richtigen
Gradenfolge nach der Proportion ihrer Entfernungen von der Sonne wachse und
fortschreite.
Indessen dass dieses aus den Folgen der physischen
Beziehung ihrer Wohnplätze zu dem Mittlepunkte der Welt zum theil natürlich
herfliesst, zum Theil geziemend veranlasst wird: so bestätigt andererseits der
wirkliche Anblick der vortrefflichsten und sich für die vorzügliche
Vollkommenheit dieser Naturen in den obern Gegenden anschickenden Anstalten
diese Regel so deutlich, dass sie beinahe einen Anspruch auf eine völlige
Überzeugung machen sollte. Die Hurtigkeit der Handlungen, die mit den Vorzügen
einer erhabenen Natur verbunden ist, schickt sich besser zu den schnell
abwechselnden Zeitperioden jener Sphären, als die Langsamkeit träger und
unvollkommener Geschöpfe.
Die Sehröhre lehren uns, dass die Abwechselung des
Tages und der Nacht im Jupiter in 10 Stunden geschehe. Was würde der Bewohner
der Erde, wenn er in diesen Planeten gesetzt würde, bei dieser Eintheilung wohl
anfangen? Die 10 Stunden würden kaum zu derjenigen Ruhe zureichen, die diese
grobe Maschine zu ihrer Erholung durch den Schlaf gebraucht. Was würden die
Vorbereitung zu den Verrichtungen des Wachens, das Kleiden, die Zeit, die zum
Essen angewandt wird, nicht für einen Antheil an der folgenden Zeit abfordern,
und wie würde eine Creatur, deren Handlungen mit solcher Langsamkeit geschehen,
nicht zerstreuet und zu etwas Tüchtigem unvermögend gemacht werden, deren 5
Stunden Geschäfte plötzlich durch die Dazwischenkunft einer eben so langen
Finsterniss unterbrochen würden? Dagegen wenn Jupiter von vollkommneren
Creaturen bewohnt ist, die mit einer feinern Bildung mehr elastische Kräfte und
eine grössere Behendingkeit in der Ausübung verbinden: so kann man glauben,
dass diese 5 Stunden ihnen eben dasselbe und mehr sind, als was die 12 Stunden
des Tages für die niedrige Classe der Menschen betragen. Wir wissen, dass das
Bedürfnis der Zeit etwas Relatives ist, welches nicht anders, als aus der
Grösse desjenigen, was verrichtet werden soll, mit der Geschwindigkeit der
Ausübung verglichen, kann erkannt und verstanden werden. Daher eben dieselbe
Zeit, die für eine Art der Geschöpfe gleichsam nur ein Augenblick ist, für eine
andere eine lange Periode sein kann, in der sich eine grosse Folge der
Veränderungen durch eine schnelle Wirksamkeit auswickelt. Saturn hat nach der
wahrscheinlichen Berechnung seiner Umwälzung, die wir oben dargelegt haben,
eine noch weit kürzere Abtheilung des Tages und der Nacht und lässt daher an
der Natur seiner Bewohner noch vorzüglichere Fähigkeiten vermuthen.
Endlich stimmt alles überein das angeführte Gesetz
zu bestätigen. Die Natur hat ihren Vorrath augenscheinlich auf der entlegenen
Seite der Welt am reichlichsten ausgebreitet. Die Monde, die den geschäftigen
Wesen dieser glückseligen Gegenden durch eine hinlängliche Ersetzung die
Enziehung des Tageslichts vergüten, sind in grösster Menge daselbt angebracht,
und die Natur scheint sorgfältig gewesen zu sein, ihrer Wirksamkeit alle
Beihülfe zu leisten, damit ihnen fast keine Zeit hinderlich sei, solche
anzuwenden. Jupiter in Ansehung der Monde einen augenscheinlichen Vorzug vor
allen unteren Planeten und Saturn wiederum vor ihm, dessen Anstalten an dem
schönen und nützlichen Ringe, der ihn umgiebt, noch grössere Vorzüge von seiner
Beschaffenheit wahrscheinlich machen: dahingegen die untern Planeten, bei denen
dieser Vorrath unnützlich würde verschwendet sein, deren Classe weit näher an
die Unvernunft grenzt, solcher Vortheile entweder gar nicht, oder doch sehr
wenig theilhaftig geworden sind.
Man kann aber (damit ich einem Einwurfe zuvor
komme, der alle diese angeführte Übereinstimmung vereiteln könnte) den
grösseren Abstand von der Sonne, dieser Quelle des Lichts und des Lebens, nicht
als ein Übel ansehen, wogegen die Weitläufigkeit solcher Anstalten bei den
entferntern Planeten nur vorgekehrt werde, um ihm einigermassen abzuhelfen, und
einwenden, dass in der That die obern Planeten eine weniger vortheilhafte Lage
im Weltgebäude und eine Stellung hätten, die der Vollkommenheit ihrer Anstalten
nachtheilig wäre, weil sie von der Sonne einen schwächern Einfluss erhalten.
Denn wir wissen, dass die Wirkung des Lichts und der Wärme nicht durch deren
absolute Intensität, sondern durch die Fähigkeit der Materie, womit sie solche
annimmt und ihrem Antriebe weniger oder mehr widersteht, bestimmt werde, und
dass daher eben derselbe Abstand, der für eine Art grober Materie ein
gemässigtes Klima kann genannt werden, subtilere Flüssigkeiten zerstreuen und für
sie von schädlicher Heftigkeit sein würde; mithin nur ein feinerer und aus
beweglicheren Elementen bestehender Stoff dazu gehört, um die Entfernungen des
Jupiters oder Saturns von der Sonne beiden zu einer glücklichen Stellung zu
machen.
Endlich scheint noch die Trefflichkeit der Naturen
in diesen oberen Himmelsgegenden durch einen physischen Zusammenhang mit einer
Dauerhaftigkeit, deren sie würdig ist, verbunden zu sein. Das Verderben und der
Tod können diesen trefflichen Geschöpfen nicht so viel, als uns niedrigen
Naturen anhaben. Eben dieselbe Trägheit der Materie und Grobheit des Stoffes,
die bei den unteren Stufen das specifische Principium ihrer Erniedrigung ist,
ist auch die Ursache desjenigen Hanges, den sie zum Verderben haben. Wenn die
Säfte, die das Thier oder den Menschen nähren und wachsen machen, indem sie
sich zwichen seine Fäserchen einverleiben und an seine Masse ansetzen, nicht
mehr zugleich dessen Gefässe und Canäle in der Raumesausdehnung vergrössern
können, wenn das Wachsthum schon vollendet ist: so müssen diese sich ansetzende
Nahrungssäfte durch eben den mechanischen Trieb, der, das Thier zu nähren,
angewandt wird, die Höhle seiner Gefässe verengen und verstopfen und den Bau
der ganzen Maschine in einer nach und nach zunehmenden Erstarrung zu Grunde
richten. Es ist zu glauben, dass, obgleich die Vergänglichkeit auch an den
vollkommensten Naturen nagt, dennoch der Vorzug in der Feinigkeit des Stoffes,
in der Elasticität der Gefässe und der Leichtigkeit und Wirksamkeit der Säfte,
woraus jene vollkommnere Wesen, welche in den entfernten Planeten wohnen,
gebildet sind, diese Hinfälligkeit, welche eine Folge aus der Trägheit einer
groben Materie ist, weit länger aufhalten und diesen Creaturen eine Dauer,
deren Länge ihrer Vollkommenheit proportionirt ist, verschaffen werde, so wie
die Hinfälligkeit des Lebens der Menschen ein richtiges Verhältniss zu ihrer
Nichtswürdigkeit hat.
Ich kann diese Betrachtung nicht verlassen, ohne
einem Zweifel zuvor zu kommen, welcher, natürlicher Weise aus der Vergleichung
dieser Meinungen mit unseren vorigen Sätzen entspringen könnte. Wir haben in
den Anstalten des Weltbaues an der Menge der Trabanten, welche die Planeten der
entferntesten Kreise erleuchten, an der Schnelligkeit der Achsendrehungen und
dem gegen die Sonnenwirkung, proportionirten Stoffe ihres Zusammensatzes die
Weisheit Gottes erkannt, welche alles dem Vortheile der vernünftigen Wesen, die
sie bewohnen, so zuträglich angeordnet hat. Aber wie wollte man anjetzt mit der
Lehrverfassung der Absichten einen mechanischen Lehrbegriff zusammen reimen, so
dass, was die höchste Weisheit selbst entwarf, der rohen Materie und das
Regiment der Vorsehung der sich selbst überlassenen Natur zur Ausführung
aufgetragen worden? Ist das erstere night vielmehr ein Geständniss, dass die
Anordnung des Weltbaues nicht durch die allgemeinen Gesetze der letzteren
entwickelt worden?
Man wird diese Zweifel bald zerstreuen, wenn man
auf dasjenige nur zurück denkt, was in gleicher Absicht in dem vorigen
angeführt worden. Muss nicht die Mechanik aller natürlichen Bewegungen einen
wesentlichen Hang zu lauter solchen Folgen haben, die mit dem Project der
höchsten Vernunft in dem ganzen Umfange der Verbindungen wohl zusammenstimmt?
Wie kann sie abirrende Bestrebungen und eine ungebundene Zerstreuung in ihrem
Beginnen haben, da alle ihre Eigneschaften, aus welchen sich diese Folgen
entwickeln, selbst ihre Bestimmung aus der ewigen Idee des göttlichen
Verstandes haben, in welchem sich alles nothwendig auf einander beziehen und
zusammenschicken muss? Wenn man sich recht besinnt, wie kann man die Art zu
urtheilen rechtfertigen, dass man die Natur als ein widerwärtiges Subject
ansieht, welches nur durch eine Art von Zwange, der ihrem freien Betragen
Schranken setzt, in dem Gleise der Ordnung und der gemeinschaftlichen Harmonie
kann erhalten werden, wofern man nicht etwa dafür hält, dass sie ein sich
selbst genugsames Principium sei, dessen Eigneschaften keine Ursache erkennen,
und welche Gott, so gut als es sich thun lässt, in den Plan seiner Absichten zu
zwingen trachtet? Je näher man die Natur wird kennen lernen, desto mehr wird
man einsehen, dass die allgemeinen Beschaffenheiten der Dinge einander nich
fremd und getrennt sind. Man wird hinlänglich überführt werden, dass sie
westentliche Verwandtschaften haben, durch die sie sich von selber anschicken,
einander in Errichtung vollkommener Verfassungen zu unterstützen, die
Wechselwirkung der Elemente zur Schönheit der materialischen und doch auch
zugleich zu den Vortheilen der Geisterwelt, und dass überhaupt die einzelnen
Naturen der Dinge in dem Felde der ewigen Wahrheiten schon untereinander, so zu
sagen, ein System ausmachen, in welchem eine auf die andere beziehend ist; man
wird auch alsbald inne werden, dass die Verwandtschaft ihnen von der
Gemeinschaft des Ursprungs eigen ist, aus dem sie insgesammt ihre wesentlichen
Bestimmungen geschöpft haben.
Und um daher diese wiederholte Betrachtung zu dem
vorhabenden Zwecke anzuwenden: Eben dieselbe allgemeine Bewegungsgesetze, die
den obersten Planeten einen entfernten Platz von dem Mittelpunkte der Anziehung
und der Trägheit in dem Weltsystem angewiesen haben, haben sie dadurch zugleich
in die vortheilhafteste Verfassung gesetzt, ihre Bildungen am weitesten von dem
Beziehungspunkte der groben Materie und zwar mit grösserer Freiheit
anzustellen; sie haben sie aber auch zugleich in ein regelmässiges Verhältniss
zu dem Einflusse der Wärme versetzt, welche sich nach gleichem Gesetze aus eben
dem Mittelpunkte ausbreitet. Da nun eben diese Bestimmungen es sind, welche die
Bildung der Weltkörper in diesen entfernten Gegenden ungehinderter, die
Erzeugung der davon abhängenden Bewegungen schneller und, kurz zu sagen, das
System wohlanständiger gemacht haben, da endlich die geistigen Wesen eine
nothwendige Abhängigkeit von der Materie haben, an die sie persönlich verbunden
sind: so ist kein Wunder, dass die Vollkommenheit der Natur von beiderlei Orten
in einem einzigen Zusammenhange der Ursachen und aus gleichen Gründen bewirkt
worden. Diese Übereinstimmung ist also bei genauer Erwägung nichts Plötzliches
oder Unerwartetes, und weil die letzteren Wesen durch ein gleiches Principium
in die allgemeine Verfassung der materialischen Natur eingeflochten worden: so
wird die Geisterwelt aus eben den Ursachen in den entfernten Sphären
vollkommener sein, weswegen es die körperlich ist.
So hängt denn alles in dem ganzen Umfange der
Natur in einer ununterbrochenen Gradfolge zusammen durch die ewige Harmonie,
die alle Glieder auf einander beziehend macht. Die Vollkommenheiten Gottes
haben sich in unsern Stufen deutlich offenbart und sind nicht weniger herrlich
in den niedrigsten Classen, als in den erhabnern.
Welch eine Kette, die von Gott den Anfang nimmt,
was für Naturen
Von himmlischen und irdischen, von Engeln, Menschen bis zum Vieh,
Vom Seraphim bis zum Gewürm! O Weite, die das Auge nie
Erreichen und betrachten kann,
Von dem Unendlichen zu dir, von dir zum Nichts!
(Pope)
Wir haben die bisherige Muthmassungen treulich an
dem Leitfaden der physischen Verhältnisse fortgeführt, welcher sie auf dem
Pfade einer vernünftigen Glaubwürdigkeit erhalten hat. Wollen wir uns noch eine
Ausschweifung aus diesem Gleise in das Feld der Phantasie erlauben? Wer zeigt
uns die Grenze, wo die gegründete Wahrscheinlichkeit aufhört und die
willkürlichen Erdichtungen anheben? Wer ist so kühn, eine Beantwortung der
Frage zu wagen: ob die Sünde ihre Herrschaft auch in den andern Kugeln des
Weltbaues ausübe, oder ob die Tugend allein ihr Regiment daselbst
aufgeschlagen?
Die Sterne sind vielleicht ein Sitz verklärter
Geister,
Wie hier das Laster herrscht, ist dort die Tugend Meister.
(v. Haller)
Gehört nich ein gewisser Mittelstand zwischen der
Weisheit und Unvernunft zu der unglücklichen Fähigkeit sündigen zu können? Wer
weiss, sind also die Bewohner jener entfernten Weltkörper nich zu erhaben und
zu weise, um sich bis zu der Thorheit, die in der Sünde steckt, herabzulassen,
diejenigen aber, die in den unteren Planeten wohnen, zu fest an die Materie
geheftet und mit gar zu geringen Fähigkeiten des Geistes versehen, um die
Verantwortung ihrer Handlungen vor dem Richterstuhle der Gerechtigkeit tragen
zu dürfen? Auf diese Weise wäre die Erde und vielleicht noch der Mars (damit
der elende Trost uns ja nicht genommen werde, Gefähren des Unglücks zu haben)
allein in der gefährlichen Mittelstrasse, wo die Versuchung der sinnlichen
Reizungen gegen die Oberherrschaft des Geistes ein starkes Vermögen zur
Verleitung haben, dieser aber dennoch diejenige Fähigkeit nicht verleugnen kann,
wodurch er im Stande ist, ihnen Widerstand zu leisten, wenn es seiner Trägheit
nicht vielmehr gefiele, sich durch dieselbe hinreissen to lassen, wo also der
gefährliche Zwischenpunkt zwischen der Schwachheit und dem Vermögen ist, da
eben dieselbe Vorzüge, die ihn über die niederen Classen erheben, ihn auf eine
Höhe stellen, von welcher er wiederum unendlich tiefer unter diese herabsinken
kann. In der That sind die beiden Planeten, die Erde und der Mars, die
mittelsten Glieder des planetischen Systems, und es lässt sich von ihren
Bewohnern vielleicht nicht mit Unwahrscheinlichkeit ein mittlerer Stand der
physischen sowohl, als moralischen Beschaffenheit zwischen den zwei Endpunkten
vermuthen; allein ich will diese Betrachtung lieber denjenigen überlassen, die
mehr Beruhigung bei einem unerweislichen Erkenntnisse und mehr Reigung dessen
Verantwortung zu übernehmen bei sich finden.
Es ist uns nicht einmal recht bekannt, was der
Mensche anjetzt wirklich ist, ob uns gleich das Bewusstsein und die Sinne
hievon belehren sollten; wie viel weniger werden wir errathen können, was er
dereinst werden soll! Dennoch schnappt die Wissbegierde der menschlichen Seele
sehr begierig nach diesem von ihr so entfernten Gegenstande und strebt, in
solchem dunkeln Erkenntnisse einiges Licht zu bekommen.
Sollte die unsterbliche Seele wohl in der ganzen
Unendlichkeit ihrer künftigen Dauer, die das Grab selber nicht unterbricht,
sondern nur verändert, an diesen Punkt des Weltraumes, an unsere Erde,
jederzeit geheftet bleiben? Sollte sie niemals von den übrigen Wundern der
Schöpfung eines näheren Anschauens theilhaftig werden? Wer weiss, ist es ihr
nicht zugedacht, dass sie dereinst jene entfernte Kugeln des Weltgebäudes und
die Trefflichkeit ihrer Anstalten, die schon von weitem ihre Neugierde so
reizen, von nahem soll kennen lernen? Vielleicht bilden sich darum noch einige
Kugeln des Planetensystems aus, um nach vollendetem Ablaufe der Zeit, die
unserem Aufenthalte allhier vorgeschrieben ist, uns in andern Himmeln neue Wohnplätze
zu bereiten. Wer weiss, laufen nicht jene Trabanten um den Jupiter, um uns
dereinst zu leuchten?
Es ist erlaubt, es ist anständig, sich mit
dergleichen Vorstellungen zu belustigen; allein niemand wird die Hoffnung des
Künftigen auf so unsichern Bildern der Einbildungskraft gründen. Nachdem die
Eitelkeit ihren Antheil an der menschlichen Natur wird abgefordert haben: so
wird der unsterbliche Geist mit einem schnellen Schwunge sich über alles, was
endlich ist, empor schwingen und in einem neuen Verhältnisse gegen die ganze
Natur, welche aus einer näheren Verbindung mit dem höchsten Wesen entspringt,
sein Dasein fortsetzen. Forthin wird diese erhöhte Natur, welche die Quelle der
Glückseligkeit in sich selber hat, sich nicht mehr unter den äusseren Gegensänden
zerstreuen, um eine Beruhigung bei ihnen zu suchen. Der gesammte Inbegriff der
Geschöpfe, welcher eine nothwendige Übereinstimmung zum Wohlgefallen des
höchsten Urwesens hat, muss sie auch zu dem seinigen haben und wird sie nicht
anders, als mit immerwährender Zufriedenheit rühren.
In der That wenn man mit solchen Betrachtungen und
mit den vorhergehenden sein Gemüth erfüllt hat: so giebt der Anblick eines
bestirnten Himmels bei einer heitern Nacht eine Art des Vergnügens, welches nur
edle Seelen empfinden. Bei der allgemeinen Stille der Natur und der Ruhe der
Sinne redet das verborgene Erkenntnissvermögen des unsterblichen Geistes eine
unnennbare Sprache und giebt unausgewickelte Begriffe, die sich wohl empfinden,
aber night beschreiben lassen. Wenn es unter den denkenden Geschöpfen dieses
Planeten niederträchtige Wesen giebt, die ungeachete aller Reizungen, womit ein
so grosser Gegenstand sie anlocken kann, dennoch im Stande sind, sich fest an
die Dienstbarkeit der Eitelkeit zu heften: wie unglücklich ist diese Kugel,
dass sie so elende Geschöpfe hat erziehen können! Wie glücklich aber ist sie
andererseits, da ihr unter den allerannehmungswürdigsten Bedingungen ein Weg
eröffnet ist, zu einer Glückseligkeit und Hoheit zu gelangen, welche unendlich
weit über die Vorzüge erhaben ist, die die allervortheilhafteste Einrichtung
der Natur in allen Weltkörpern erreichen kann!
(1) Theil Section 88 [Zurück zum Text]
(2) Weil ich den angeführten Tractat nicht bei der
Hand habe, so will ich das dazu Gehörige aus der Anführung der Ouvrages
diverses de Msr. De Maupertuis in den Actis Erud. 1745 hier einrücken. Das
erste Phänomenon sind diejenige lichte Stellen am Himmel, welche neblichte
Sterne genannt und für einen Haufen kleiner Fixsterne gehalten werden. Allein
die Astronomen haben durch vortreffliche Ferngläser sie nur als grosse
länglichtrunde Plätzchen, die etwas lichter als der übrige Theil des Himmels
wären, befunden. Hugen hat dergleichen etwas zuerst im Orion angetroffen;
Halley gedenkt in den Anglical. Trans. sechs solcher Plätzchen: 1. im Schwert
des Orions, 2. im Schützen, 3. im Centaurus, 4. vor dem rechten Fusse des
Antinous, 5. im Hercules, 6. im Gürtel der Andromeda. Wenn diese durch ein
reflectirendes Seherohr von 8 Fuss betrachete werden, so sieht man, dass nur
der vierte Theil derselben für einen Haufen Sterne könne gehalten werden; die
übrige haben nur weisslichte Plätzchen vorgestellt ohne erheblichen Unterschied,
ausser dass eines mehr der Cirkelrundung beikommt, ein anderes aber länglicher
ist. Es scheint auch, dass bei dem ersten die durch das Seherohr sichtbaren
kleinen Sternchen seinen weisslichten Schimmer nicht verursachen können. Halley
glaubt: dass man aus diesen Erscheinungen dasjenige erklären könne, was man im
Anfang der Mosaischen Schöpfungsgeschichte antrifft, nämlich dass das Licht
eher als die Sonne erschaffen sei. Derham vergleicht sie Öffnungen, dadurch
eine andere unermessliche Gegen und vielleicht der Feuerhimmel durchscheine. Er
meint, er habe bemerken können, dass die Sterne, die neben diesen Plätzchen
gesehen werden, uns viel näher wären, als diese lichte Stellen. Diesen fügt der
Verfasser ein Verzeichniss der neblichten Sterne aus dem Hevelius bei. Er hält
diese Erscheinungen für grosse lichte Massen, die durch eine gewaltige
Umwälzung abgeplattet worden wären. Die Materie, daraus sie bestehen, wenn sie
eine gleichleuchtende Kraft mit den übrigen Sternen hätte, würde von ungeheurer
Grösse sein müssen, damit sie, aus einem viel grösseren Abstande, als der
Sterne ihrer ist, gesehen, dennoch dem Fernglase unter merklicher Gestalt und
Grösse erscheinen können. Wenn sie aber an Grösse den übrigen Fixsternen
ungefähr gleich kämen, müssten sie uns nicht allein ungleich viel näher sein,
sondern zugleich ein viel schwächeres Licht haben: weil sie bei solcher Nähe
und scheinbarer Grösse doch einen so blassen Schimmer an sich zeigen. Es würde
also der Mühe verlohnen, ihre Parallaxe, wofern sie eine haben, zu entdecken.
Denn diejenigen, welche sie ihnen absprechen, schliessen vielleicht von einigen
auf alle. Die Sternchen, die man mitten auf diesen Plätzchen antrifft, wie in
dem Orion (oder noch schöner in dem vor dem rechten Fusse des Antinous, welcher
nicht anders aussieht als ein Fixstern, der mit einem Nebel umgeben ist),
würden, wofern sie uns näher wären, entweder nach Art der Projection auf
denselben gesehen, oder schienen durch jene Massen, gleich als durch die
Schweife der Kometen durch. [Zurück zum Text]
(3) siehe Gellerts Fabel: Hans Nord. [Zurück zum Text]
(4) Diese kurze Einleitung, welche vielleicht in
Ansehung der meisten Leser überflüssig sein möchte, habe ich denen, die etwa
der Newtonischen Grundsätze nicht genugsam kundig sind, zur Vorbereitung der
Einsicht in die folgende Theorie vorher ertheilen wollen. [Zurück zum Text]
(5) Imgleichen auf diejenige Haufen von Sternen,
deren viele in einem kleinen Raume bei einander sind, als z. E. das
Siebengestirn, welche vielleicht unter sich ein kleines System in dem brössern
ausmachen. [Zurück zum Text]
(6) De la Hire bemerkt in den Mémoires der
Akademie zu Paris vom Jahr 1693, er habe sowohl aus eigenen Beobachtungen, als
auch aus Vergleichung derselben mit des Ricciolus seinen eine starke Änderung
in den Stellungen der Sterne des Siebengestirns wahrgenommen. [Zurück zum Text]
(7) Abhandlung von der Figur der Sterne. [Zurück zum Text]
(8) Ich untersuche hier nicht, ob dieser Raum in
dem allereigentlichsten Verstande könne leer genannt werden. Denn allhier ist
genug zu bemerken, dass alle Materie, die etwa in diesem Raume anzutreffen sein
möchte, viel zu unvermögend sei, als dass sie in Ansehung der bewegten Massen,
von denen die Frage ist, einige Wirkung verüben könnte. [Zurück zum Text]
(9) Der Anfang der sich bildenden Planeten ist
nicht allein in der Newtonischen Anziehung zu suchen. Diese würde bei einem
Partikelchen von so ausnehmender Feinigkeit gar zu langsam und schwach sein.
Man würde vielmehr sagen, dass in diesen Raume die erste Bildung durch den Zusammenlauf
einiger Elemente, die sich durch die gewöhnlichen Gesetze des Zusammenhanges
vereinigen, geschehe, bis derjenige Klumpen, der daraus entstanden, nach und
nach so weit angewachsen, dass die Newtonische Anziehungskraft an ihm vermögend
geworden, ihn durch seine Wirkung in die Ferne immer mehr zu vergrössern. [Zurück zum Text]
(10) Dieses abgemessene Cirkelbewegung betrifft
eigentlich nur die der Sonne nahen Planeten: denn von den grossen Entfernungen,
da sich die entlegensten Planeten oder auch die Kometen gebildet haben, ist
leicht zu vermuthen, dass, weil die sinkende Bewegung des Grundstoffs daselbst
viel schwächer, die Weitläufigkeit der Räume, da sie zerstreuet sind, auch
grösser ist, die Elemente daselbst an und für sich schon von der zirkelgleichen
Bewegung abweichen und dadurch die Ursache der daraus gebildeten Körper sein
müssen. [Zurück zum Text]
(11) Denn die Theilchen von der zur Sonne nähern
Gegend, welche eine grössere Umlaufsgeschwindigkeit haben, als in dem Orte, da
sie auf dem Planeten sich versammlen, zur Cirkelbewegung erfordert wird,
ersetzen dasjenige, was den von der Sonne entferteren Theilchen, die sich eben
demselben Körper einverleiben, an Geschwindigkeit fehlt, um in dem Abstande des
Planeten zirkelförmig zu laufen. [Zurück zum Text]
(12) Dieses sind die Nordlichter. [Zurück zum Text]
(13) Oder, welches wahrscheinlicher ist, dass er
in seiner kometenähnlichen Natur, die er auch noch jetzt seiner Excentricität
an sich hat, bevor der leichteste Stoff seiner Oberfläche völlig zerstreuet
worden, eine kometische Atmosphäre ausgebreitet habe. [Zurück zum Text]
(14) Denn nach den Newtonischen Gesetzen der
Attraction wird ein Körper, der sich in dem Inwendigen einer Kugel befindet,
nur von demjenigen Theile derselben angezogen, der in der Weite, welche jener
vom Mittelpunkte hat, um diesen sphärisch beschrieben worden. Der ausser diesem
Abstande befindliche concentrische Theil thut wegen des Gleichgewichts seiner
Anziehungen, die einander aufheben, nichts dazu, weder den Körper zum
Mittlepunkte hin, noch von ihm weg zu bewegen. [Zurück zum Text]
(15) Nachdem ich dieses aufgesetzt, finde ich in
den Mémoires der königl. Akademie der Wissenschaften zu Paris vom Jahre 1705 in
einer Abhandlung des Herrn Cassini von den Trabanten und dem Ringe des Saturns
auf der 571sten Seite des zweiten Theils der v. Steinwehrschen Übersetzung eine
Bestätigung dieser Vermuthung, die fast keinen Zweifel ihrer Richtigkeit mehr
übrig lässt. Nachem Herr Cassini einen Gedanken vorgetragen, der gewissermassen
eine kleine Annäherung zu derjenigen Wahrheit hätte sein können, die wir
herausgebracht haben, ob er gleich an sich unwahrscheinlich ist, nämlich dass
vielleicht dieser Ring ein Schwarm kleiner Trabanten sein möchte, die vom
Saturn aus eben so anzusehen wären, als die Milchstrasse von der Erde aus
erscheint (welcher Gedanke Platz finden kann, wenn man für diese kleine
Trabanten die Dunsttheilchen nimmt, die mit eben dergleichen Bewegung sich um
ihn schwingen), so sagt er ferner: Diesen Gedanken bestätigten die
Observationen, die man in den Jahren gemacht, da der Ring des Saturns breiter
und offener schien. Denn man sah die Breite des Ringes durch eine dunkele
elliptische Linie, deren nächster Theil nach der Kugel zu heller war, als der
entferteste, in zwei Theile getheilt. Diese Linie bemerkte gleichsam einen
kleinen Zwischenraum zwischen den zwei Theilen, so wie die Weite der Kugel vom
Ringe durch die grösste Dunkelheit zwischen beiden angezeigt wird. [Zurück zum Text]
(16) Der Begriff einer unendlichen Ausdehnung der
Welt findet unter den Metaphysikkündigern Gegner und hat nur neulich an dem
Herrn M. Weitenkampf einen gefunden. Wenn diese Herren wegen der angeblichen
Unmöglichkeit einer Menge ohne Zahl und Grenzen sich zu dieser Idee nicht
bequemen können, so wollte ich nur vorläufig fragen: ob die künftige Folge der
Ewigkeit nicht eine wahre Unendlichkeit von Mannigfaltigkeiten und
Veränderungen in sich fassen wird, und ob diese unendliche Reihe nicht auf
einmal schon jetzt dem göttlichen Verstande gänzliche gegenwärtig sei. Wenn es
nun möglich war, dass Gott den Begriff der Unendlichkeit, der seinem Verstande
auf einmal darsteht, in einer auf einander folgenden Reihe wirklich machen
kann: warum sollte derselbe nicht den Begriff einer andern Unendlichkeit in
einem dem Raume nach verbundenen Zusammenhange darstellen und dadurch den
Umfang der Welt ohne Grenzen machen können? Indessen dass man diese Frage wird
zu beantworten suchen, so werde ich mich der Gelegenheit, die sich darbieten
wird, bedienen, durch eine aus der Natur der Zahlen gezogene Erläuterung die
vermeinte Schwierigkeit zu heben, wofern man bei genauer Ewägung es noch als
eine einer Erörterung bedürftige Frage ansehen kann: ob dasjenige, was eine
durch die höhste Weisheit begleitete Macht hervorgebracht hat, sich zu
offenbaren, zu demjenigen, was sie hat hervorbringen können, sich wie eine
Differentialgrösse verhalte.[Zurück zum Text]
(17) Ich schreibe nicht ohne Ursache der Sonnen
alle Unebenheiten des festen Landes, der Gebürge und der Thäler zu, die wir auf
unserer Erde und andern Weltkörpern antreffen. Die Bildung einer Weltkugel, die
sich aus einem flüssigen Zustande in einen festen verändert, bringt nothwendig
solche Ungleichheiten auf der Oberfläche zuwege. Wenn die Oberfläche sich
härtet, indessen dass in dem flüssigen inwendigen Theile solcher Masse die
Materien sich noch nach Massgebung ihrer Schwere zum Mittelpunkte hinsenken: so
werden die Partikeln des elastischen Luft- oder Feuerelements, das sich in
diesen Materien mit untergemengt befindet, herausgejagt und häufen sich unter
der indessen festgewordenen Rinde, unter welcher sie grosse und nach Proportion
des Sonnenklumpens ungeheure Höhlen erzeugen, in die gedachte oberste Rinde
zuletzt mit mannigfaltigen Einbeugungen hereinsinkt und sowohl erhöhte Gegenden
und Gebirge, als auch Thäler und Fluthbette weiter Feuerseen dadurch
zubereitet. [Zurück zum Text]
(18) Ich habe eine Muthmassung, nach welcher es
mir sehr wahrscheinlich zu sein dünkt dass, der Sirius oder Hundssterne in dem
System der Sterne, die die Milchstrasse ausmachen, der Centralkörper sei und
den Mittelpunkt einnehme, zu welchem sie sich alle beziehen. Wenn man dieses
System nach dem Entwurfe des ersten Theils dieser Abhandlung, wie ein Gewimmel
von Sonnen, die zu einer gemeinschaftlichen Fläche gehäuft sind, ansieht,
welches nach allen Seiten von dem Mittelpunkte derselben ausgestreuet ist und
doch einen gewissen, so zu sagen, zirkelförmichten Raum, der durch die geringe
Abweichungen derselben vom Beziehungsplane sich auch in die Breite von beiden
Seiten etwas ausdehnt, ausmacht: so wird die Sonne, die sich gleichfalls diesem
Plane nahe befindet, die Erscheinung dieser zirkelförmichten, weisslicht
schimmernden Zone nach derjenigen Seite hin am breitesten sehen, nach welcher
sie sich der äussersten Grenze des Systems am nächsten befindet; denn es ist
leicht zu vermuthen, dass sie sich nicht eben gerade im Mittelpunkte aufhalten
werde. Nun ist der Streif der Milchstrasse in dem Theile zwischen dem Zeichen
des Schwans und des Schützen am breitesten, folglich wird dieses die Seite
sein, da der Platz unserer Sonne der äusstersten Perpherie des zirkelförmichten
Systems am nächsten ist; und in diesem Theile werden wir den Ort, wo die
Sternbilder des Adlers und Fuchses mit der Gans stehen, insonderheit für den
allernächsten halten, weil daselbst aus dem Zwischenraume, da die Milchstrasse
sich theilt, die grösste scheinbare Zerstreuung der Sterne erhellt. Wenn man
daher ungefähr von dem Orte neben dem Schwanze des Adlers eine Linie mitten
durch die Fläche der Milchstrasse bis zu dem gegenüberstehenden Punkte zieht,
so muss diese auf den Mittelpunkt des Systems zutreffen, und sie trifft in der
That sehr genau auf den Sirius, den hellsten Stern am ganzen Himmel, der wegen
dieser glücklichen, mit seiner vorzüglichen Gestalt so wohl harmonirenden
Zusammentreffung es zu verdienen scheint, dass man ihn für den Centralkörper
selber halte. Er würde nach diesem Begriffe auch gerade in dem Streife der
Milchstrasse gesehen werden, wenn nicht der Stand unserer Sonne, der beim
Schwanze des Adlers von dem Plane derselben etwas abweicht, den optischen
Abstand des Mittelpunktes gegen die andere Seite solcher Zone verursachte. [Zurück zum Text]
(19) Es ist aus den Gründen der Psychologie
ausgemacht, dass vermöge der jetzigne Verfassung, darin die Schöpfung Seele und
Leib von einander abhängig gemacht hat, die erstere night allein alle Begriffe
des Universi durch des letztern Gemeinschaft und Einfluss überkommen muss,
sondern auch die Ausübung seinter Denkungskraft selber auf dessen Verfassung
ankommt und von dessen Beihülfe die nötige Fähigkeit dazu entlehnt. [Zuruck zum Text]